Auf unserer Webseite gab es 2009 einen klaren Sieger in der Lesergunst. Der Testbericht des Muvid IR 715 ist unangefochten auf Platz 1. Mit dem Muvid IR 815 schickt die Firma M3 Electronic einen Nachfolger ins Rennen. Mit optischen und technischen Änderung muss der Neue im Alltagstest beweisen, ob er ein würdiger Nachfolger ist.
Wer einen IR 715/IR715-2 erworben hat, kann ihn – anders als ursprünglich geplant - aus Lizenz-rechtlichen Gründen leider nicht ohne weiteres DAB+-fähig zu machen. Dieses Problem behebt der neue Muvid IR 815. Mit ihm schickt M3 Electronic ein sehr vielseitiges Radiogerät mit Netzwerkplayer in den Handel. „Die Verkäufe des IR 715 waren mehr als zufriedenstellend“, so Michael Fest von der M3 Electronic GmbH auf Nachfrage von reinHÖREN. Nach Erhebung des Marktforschungsunternehmens GfK zählt der Muvid IR-715 zu den bisher beliebtesten Internet-Radiotunern in Deutschland.
Der als HiFi-Baustein konzipierte Muvid IR 815 empfängt digitale Hörfunkprogramme (DAB, DAB+) sowie das analoge UKW-Radio mit RDS über Antenne. Daneben ist der Empfang Tausender Radiosender aus dem Internet möglich, die wahlweise über ein stationäres oder drahtloses LAN zum Tuner gelangen. Eigene Sender können über das Webportal von Frontier Silicon hinzugefügt werden; von dort stammt die Datenbank der Internetradio-Stationen. Persönliche Last.fm-Radiostationen werden ebenso unterstützt. Ein Test-Abonnement für einen Monat gehört zum IR 815. Neben allen diesen Funktionen können Audiodateien auch vom eigenen Musikserver gestreamt werden.
Der neue Stereo-Internet-Tuner in 43 Zentimeter Standard-Breite besitzt eine geteilte Kunststoff-Aluminium-Front, die nach unserem Geschmack nicht ganz so gefällig wirkt wie die des Vorläufers. Das große blaue Hintergrund-beleuchtete Display ist geblieben; der USB-Anschluss ist von der Rückseite auf die Vorderseite gewandert, was erheblich praktischer ist. Auffallend ist die Verknappung auf deutlich weniger Tasten. Eine Zeile muss dafür nun genügen. Auf der linken Seite befinden sich nun Tasten, über die unmittelbar vorbelegte Internetradio-Kanäle angesteuert werden können: Kids, Sport, News, Music und My Favorites. Das erweist sich als gute Idee, vor allem, weil dort Sender hinterlegt sind, die man in Deutschland und der Schweiz erwartet. Bedauerlich ist hingegen, dass eine direkte Umschaltung beispielsweise von Digitalradio über die Schnellzugriffstasten auf das Internetradio nicht mehr möglich ist. Zuvor muss die Taste Internetradio auf der Fernbedienung gedrückt oder der Modus direkt am Gerät geändert werden.
Die Tasten am Gerät sind groß und besitzen gut spürbare Druckpunkte, es wackelt nichts. Die Verarbeitung ist einwandfrei. Anstelle eines inzwischen üblichen Drehrades besitzt der neue Muvid auf der rechten Seite nun ein horizontales Stellrad. Doch das dreht nicht etwa, sondern schaltet nur rechts und links zur Menünavigation. Lange Senderlisten lassen sich damit nur schlecht durchschreiten, denn die Befehle werden mit Verzögerung umgesetzt.
Von Null auf 192 im Sekundenschlaf
Die erste Bekanntschaft damit lässt sich bei der Ersteinrichtung des Gerätes machen. Ein Anschluss über das Ethernet via der rückseitigen RJ45-Buchse ist bei aktiviertem DHCP am Hotspot und minimalen Sicherheitseinstellungen kein Problem.
Wie nicht anders zu erwarten, ist die Einrichtung an einem hoch abgesicherten WLAN-Zugangspunkt umständlicher, gelingt aber ohne Blick in die Anleitung sogar ohne Fernbedienung.
Der neue Muvid besitzt dafür ein Wi-Fi Protected Setup (WPS), schrittweise werden die Verbindungseinstellungen vorgenommen. Das funktioniert auch an einem WLAN-Zugangspunkt mit 802.11g-Geschwindigkeit und abgesichertem WPA2-Betrieb nur bei explizit zugelassenen Endgeräten. Die MAC-Adresse ist erfreulicherweise noch immer auf der Rückseite des Gerätes aufgebracht. Die meisten Hersteller haben diese Angabe inzwischen ausschließlich in das Gerätemenü verbannt.
Die Eingabe der Netzwerkeinstellungen direkt über das Gerät ist allerdings noch immer umständlich, weil das rechter Hand angeordnete Schaltrad nur in Einzelschritten vor- oder rückwärts springt. Hält man das Rad auf einen Anschlag, setzt die Schwungrad-Automatik, die dann in immer größeren Zählschritten losrennt, nur sehr gemächlich ein. Für die Eingabe einer IP-Adresse ist das eine langwierige Prozedur – von 0 auf 192 droht der mehrfache Sekundenschlaf. Über die Fernbedienung geht es bei den Zahlenkolonnen leider auch nicht schneller. Man kann von Glück reden, dass man diese Eingaben normalerweise nur einmal vornimmt.
Radio hören macht Spaß
Das hochauflösende Display ist sehr gut ablesbar, auch aus größerer Entfernung. Wie schon beim Vorgänger werden die Namen von Internetradio-Stationen in großen Buchstaben wiedergegeben und darunter - sofern vorhanden - eine Beschreibung. Sie scrollt mehrzeilig und gut lesbar unterhalb des Sendernamens. Zusätzlich können an gleicher Stelle alternative Informationen angezeigt werden, etwa die Zuverlässigkeit, die Bit-Rate oder wie viele Daten im Puffer vorgehalten werden.
Die Auswahl der nach Herstellerangaben mehr als 15.000 Radiostationen kann nach vorsortierten Genres oder Standort erfolgen. Podcasts stehen ebenfalls zur Verfügung. Darüber hinaus können weitere Favoriten über das Webradio-Portal von Frontier Silicon über den eigenen PC hinzugefügt werden. Zusätzlich ist ein 30-Tage-Testzugang für Last.fm enthalten. Wer Last.fm dauerhaft nutzen möchte, zahlt derzeit drei Euro pro Monat.
Die Umschaltung zwischen den Betriebsmodi erfolgt wie beim Vorgänger über die „Function“-Taste. Sie wurde jetzt neben den Ein-/Ausschalter verlagert, was weniger verwirrend ist. Einzig zur Verwirrung trägt noch weiter der eingedeutschte Begriff „Musikabspieler“ bei. In den Menüs fällt immer wieder auf, dass die deutschen Umlaute falsch codiert wurden und daher falsch angezeigt werden.
Ordentliche Ausstattung
Neben der deutschen Sprache beherrscht der Muvid IR 815 nur noch die englische Sprache. Gleiches gilt für die sehr umfangreiche Bedienungsanleitung. Zusätzlich liegt noch einen kurze Anleitung „Erste Schritte“ in zahlreichen weiteren Sprachen bei. Alles in Papier, auf die Sparvariante, die vollständige Anleitung lediglich auf CD-ROM mitzuliefern wurde verzichtet.
Ebenso positiv wie beim Vorgänger bleibt der Service auf die Hotline für Probleme jeder Art groß hinzuweisen: Ein roter Zettel weist den Weg zu einer 01805-Nummer, bei der Anrufe mit 14 Cent pro Minute aus dem Festnetz der Deutschen Telekom bezahlbar bleiben.
Der verwirrend bezeichnete Musikabspieler kann USB-Sticks problemlos auslesen, Dateinamen werden dabei allerdings nur verkürzt auf dem Display dargestellt. Darüber hinaus kann der Tuner die Wiedergabe von Musik per UPnP oder aus einem Windows-Share übernehmen. Dabei beherrscht er die Musikformate AAC, FLAC, MP3, Ogg Vorbis und WMA.
Die Rückseite des Muvid ist reichhaltig ausgestattet. Neben einem optischen Ausgang befindet sich ebenso ein coaxialer Ausgang. Zwei Line-out-Buchsen gehören ebenso dazu wie eine RJ45-Buchse für einen Netzwerkanschluss an das heimische Ethernet.
DAB ist ganz okay
Auf der Rückseite befindet sich zudem eine WLAN-Stummelantenne und eine sehr preiswerte – leider auch in diesem Modell - fest verbaute Wurfantenne. Im UKW-Modus schafft es das Gerät in schwieriger Empfangslage nicht, ein UKW-Programm rauschfrei zu empfangen. Für die RDS-Kennung reicht es noch.
Dagegen ist der Suchlauf im DAB-Modus auf Anhieb erfolgreich. Das NRW-Ensemble wird empfangen, nur schwach, aber immerhin. Der DAB-Empfang ist besser als der UKW-Empfang.
Seinen Vorgänger, den IR 715, übertrumpft der aktuelle IR-815 vor allen Dingen beim Klang: Die Wiedergabe an der Stereoanlage ist sehr ordentlich und lässt keine Wünsche übrig. Vermisst wurde lediglich ein Kopfhörerausgang.
Und sonst?
Zwei Weckzeiten und eine Schlummerfunktion gehören zu den üblichen Softwarefunktionen.
Die Fernbedienung liegt gut in der Hand und besitzt eine ausreichende Reichweite; die Anzahl der Tasten hat ebenfalls deutlich zugenommen, aus dem Seitenprofil wirkt sie allerdings ein wenig wie ein Nagelbrett. Viele der zu klein geratenen Tasten sind zu schlank, die Hubwege sind sehr lang und auf einige Tasten muss besonderes großer Druck ausgeübt werden, damit sie eine Reaktion auslösen.
Dank des Netzschalters an der Gehäusefront hat sich der IR 815 die „Green CE“-Auszeichnung ergattert. Im Stand-by bedeutet dies weniger als ein Watt. Gemessen haben wir genau keinen Stromverbrauch, es ist demnach ein echter Netztrennschalter; 7,7 Watt waren es im Internetradio-Modus, 5,28 Watt im DAB- und mit 5,94 Watt unwesentlich mehr im UKW-Betrieb.
Fazit
Die unverbindliche Preisempfehlung des Herstellers beträgt 179,95 Euro, im Internet wird man bereits ab 145 Euro fündig. Das ist nicht wirklich viel für den sehr großen Funktionsumfang, den das neue Muvid bietet. Wenngleich viele Funktionen hinzugekommen sind und das neue Muvid DAB+ beherrscht: Wer nur Internetradio hören möchte, greift vielleicht dennoch auf das Vorläufermodell zurück. Denn das war auch schon hervorragend. Die verbesserte Klangqualität dürfte damit unter dem Strich das stärkste Argument sein, den Muvid IR 815 den Vorzug gegenüber dem IR 715 zu geben.