Nachdem das UKW-Radio Tangent Uno Namensnähe zum Tivoli-Radio Model One suchte, ohne aber formal als Billigkopie daherzukommen, setzen die Dänen beim DAB-Modell erneut auf einen eigenständigen Entwurf.
„In der Walnussausführung bitte“, diktierten wir der deutschen Eltax-Tangent-Vertretung unseren Musterwunsch für das Tangent DAB-Tischradio. Der Modellogik nach müsste es Tangent Trio heißen. Das ist aber nicht so ganz klar. Es steht nur „Tangent DAB Table Radio“ auf Gerät und Verpackung.
Natürlich will jeder Hersteller mit Radios in klassisch-klarer Formensprache an den Verkaufshit Tivoli-Audio ankoppeln. Die Entwicklungs- und Designabteilung von Tangent Audio verließ sich stets auf die eigene Gestaltungskompetenz. Nicht ohne Erfolg, denn die sehr eigenständige Linienführung des UKW-Radios Tangent Uno kam bei den Kunden gut an. Das DAB-Model setzt diese Linie konsequent fort: Modisch-dunkle Holztöne werden mit kühlen, metallischen Applikationen garniert. Statt sprödem Zigarrenkasten-Charme dominieren beim Tangent Trio rundliche Holzkanten im Stil der 30er Jahre. Beim Tangent-Radio ist das mehr als ein gerundeter Radius: die rundliche Form wirkt üppig aus den Vollen gedreht.
Das DAB-Modell versucht erst gar nicht analoge Elemente überleben zu lassen. Die Frontplatte wirkt symmetrisch gegliedert und absolut perfekt durchgestylt. Beim Zweizeilen-Display kommt eine helle, weißliche Hinterleuchtung zum Zuge. Ziffern und Buchstaben werden klassisch-schwarz ausgegeben.
Wie beim Tivoli-DAB strahlt auch beim Tangent-DAB der Lautsprecher nach oben ab. Die rechteckige Lautsprecherblende sieht ausgesprochen elegant aus. Gleiches gilt für die im Lautsprecherrahmen eingearbeitete Schlummer-Taste. Nur der Senderwahl-Drehschalter fällt qualitativ negativ aus dem Rahmen. Er wirkt ab Werk schon lose. Das matte Holzfurnier ist einen Ton dunkler als bei Tivoli und ist gut verarbeitet.
Ordentlicher Klang
Eine erste Hörprobe endet mit vorsichtigen Sympathiebekundungen. Das Radio klingt prima, aber es fehlt ein bisschen die Klarheit. Der Bass tönt angenehm voll und warm, der Tonumfang reicht aber nicht weit genug nach oben. Blas- und Schlaginstrumenten fehlt dadurch etwas Lebendigkeit. Dafür ist der erreichbare Schalldruck beachtlich. Ohne Scheppern kann das Radio bei Bedarf richtig laut losbrüllen. An das klare Klangbild des Tivoli Model DAB reicht das Tangent DAB Tischradio nicht ganz heran. Hier könnte der Lautsprecher den Ausschlag geben, denn hinter der üppigen Lautsprecherblende werkelt eine vergleichsweise kleine Membrane mit rund 70 mm Durchmesser. Einen echten Faux-Pas leistet sich das Tangent-Radio bei leisen Passagen: Hier stört ein feines Netzbrummen das Klangerlebnis.
Empfänger mit Schwächen
Der UKW-Empfänger des Tangent ohne RDS-Funktion bietet zwar eine ausreichende Empfindlichkeit, aber die Trennschärfe lässt deutlich zu wünschen übrig. Unüblich: Die Taste „Info“ gewährt die Einblendung einer Empfangsfeldstärkeanzeige auf UKW. Das sieht man selten. Der Klang ungestört eingefangener UKW-Stationen geht hingegen in Ordnung.
Der DAB-Tuner taugt leider nur für das Band III. Das ist für den deutschen Markt ganz schlecht, denn derzeit stimmt das Programmangebot nur in Bereichen mit einer zusätzlichen L-Band-Versorgung.
Theoretisch kann man die Teleskopantenne des Trio von der F-Buchse abschrauben. Praktisch liegt die Verschraubung aber so tief in einer sehr kleinen Gehäuseaussparung verborgen, dass Gehäuseschäden eigentlich unvermeidbar sind. In Deutschland wird man vorläufig aber kaum auf eine externe Antennen verzichten wollen, denn die Empfindlichkeit des DAB-Chipsatzes liegt allenfalls im Mittelfeld. Der Empfang des benachbarten Rheinland-Pfalz-Ensembles auf Kanal 12A gelang erst mit großem Geschütz, also der Richtantenne Wittenberg WB-345 und etwas nachgeschalteter Verstärkung.
Bedienung: Überwiegend sonnig
Die Bedienung gibt keine großen Rätsel auf. Anders und besser als bei vielen Mitbewerbern reicht es beim Tangent Trio, aus der Senderliste einen Sender am Drehknopf auszuwählen; nach rund zwei Sekunden ohne weitere Drehbewegung stimmt das Radio auf das Programm ab. „Auto Enter“ nennt sich diese bei Bedarf abschaltbare Funktion. Das bringt etwas Dampfradiogefühl in die digitale Neuzeit. Die Infotaste blendet DLS-Lauftexte zum Programm ein, Datum und Uhrzeit, Feldstärke, Datenrate - und damit das Standardrepertoire leidlich aller DAB-Radios. Nicht ganz selbstverständlich, aber pfiffig ist die klare optische Anzeige für Unterprogramme zum Hauptprogramm, die bei DAB „Secondary Services“ genannt werden. Ein kurzer Druck auf die Entertaste schaltet verzögerungsfrei auf das Unterprogramm durch. So kann man in NRW sehr fix zwischen Einslive und Diggi umschalten.
Ohne Bedienungsanleitung konnten wir weder den Sleep-Timer noch die Alarmfunktion einstellen. Doch ein Blick in die brauchbar geschriebene Anleitung genügt, um auch dieser Funktionen Herr zu werden. Zu beanstanden ist allenfalls die Prozedur, den Alarm auszuschalten. Hier muss man sich durch ein ganzes Menü hangeln. Viel verlangt, mit einem nur halb offenen Auge. Der wahlweise aktivierbare Alarmsummer krächzt nebenbei bemerkt etwas heiser.
Auf der Geräterückseite gibt es einen analogen Signal-Eingang und einen Signal-Ausgang als Klinkenbuchse sowie einen Kopfhöreranschluss. Das Tangent Trio wird über ein externes Netzteil mit 12-Volt versorgt und eignet sich von daher für den Caravan oder Yachting-Betrieb.
Fazit
Das Tangent Trio bekommt einen reißenden Applaus, wenn es erstmals aus dem Karton zum Vorschein kommt. Ein freundlich zustimmendes Nicken erntet es für seinen Klang. Ärger könnte das schöne Stück bekommen, wenn es in einem deutschen Gebiet mit schwacher Inhouseversorgung betrieben werden soll. Das fehlende L-Band ist schmerzhaft genug, aber Abstriche bei der DAB-Empfindlichkeit sind bei einem 249 Euro-Tischradio schwer verdaulich. Für das Design gibt es eine Goldmedaille, bei der Empfangsleistung reicht es aber nicht für einen Logenplatz.