Die beliebte Muvid-Serie ist vor einiger Zeit um ein neues Gerät mit der Typbezeichnung IR 850 ergänzt worden. Die Neuerscheinung bietet neben Internetradio und DAB/DAB+-Radio sogar eine Aufnahmefunktion im MP3-Format über einen SD-Kartenslot.
Ebenso wie seine Vorgänger ist der Muvid 850 als HiFi-Baustein ausgelegt. Er empfängt sowohl digitale Hörfunkprogramme (DAB, DAB+) als auch das analoge UKW-Radio mit RDS. Daneben ist der Empfang von Radiosendern aus dem Internet möglich, wobei sie wahlweise per drahtlosem WLAN oder LAN zum Muvid gelangen.
Im Muvid kommt Technik von Frontier Silicon zum Einsatz, sodass neben der vom Hersteller bereitgestellten reichhaltigen Sender-Datenbank weitere Sender und Favoriten über das angebotene Webportal eingetragen werden können. Musik kann darüber hinaus von einem eigenen Musik-Server bezogen und über eingestöpselte USB- oder SD-Karten wiedergegeben werden. Auf letzteren lassen sich auch Aufnahmen mitschneiden.
Der 850er ist auf der Front wie der IR 815 aufgebaut: Mittig das beleuchtete LCD-Display von 7,3 x 3,7 cm und rechts wie links davon in einer Horizontalen sind die Bedienelemente untergebracht. Die großen Tasten besitzen spürbare Druckpunkte und wackeln nicht. Das gewöhnungsbedürftige horizontal laufende Rad zur Menünavigation anstelle eines Drehrades ist dem Muvid IR 850 geblieben. Es fällt schwer damit Menüs zu durchlaufen, zumal zur Bestätigung einer Auswahl die weiter links angeordnete „Enter“-Taste gedrückt werden muss.
Die schwarze Front besteht aus eine Aluminium-Kunststoff-Kombination. Das Gerät ist solide verarbeitet, wobei durchaus erkennbar ist, dass es nicht in der High-end-Kategorie angesiedelt ist. Das Display selbst neigt dazu kleine Kratzer sehr übel zu nehmen, was vor allem bei heller Beleuchtung auffällig ist.
Radio in allen Variationen
Radio per UKW ist schnell abgehakt: Auffällig ist die Frontier-Silicion-Chips eigene Taubheit auch beim Muvid. Die fest verdrahtete Wurfantenne für den terrestrischen Radioempfang taugt für das analoge UKW-Radio nur bei sehr stark einfallenden Sendern. Erheblich besser sieht es dagegen bei DAB/DAB+ aus. Der Teststandort dürfte eher für den bundesweiten Durchschnitt stehen und gleichwohl schafft es auch der neue Muvid, mit seiner preiswerten Wurfantenne störungsfrei DAB zu empfangen und wiederzugeben. Leider ist die Wurfantenne fest verbaut und eine Antennenbuchse hat man auch der Neuauflage nicht gegönnt.
Bleibt noch das Internetradio: Die Einrichtung dafür ist selbstverständlich nicht dermaßen einfach wie der automatische Sendersuchlauf im Modus DAB. Ziemlich einfach lässt sich erfahrungsgemäß der Anschluss über die rückseitige LAN-Buchse bei aktiviertem DHCP erledigen. Das Gerät wartet dabei erwartungsgemäß mit keinen Überraschungen auf.
Deutlich schwieriger wird es jedoch beim Betrieb an einem WLAN-Hotspot mit ausgeschaltetem SSID und inaktivem DHCP. Es dauert eine Weile bis alle Angaben mithilfe der Fernbedienung bekannt gegeben sind, zumal die Eingabe der Daten für SSID und Netzwerkschlüssel für Anfänger nicht selbsterklärend ist: Einzelne Ziffernfolgen sind immer nur zeilenweise in einem Block auf dem Display sichtbar. Ein Wechsel erfolgt durch die Hoch- und Runter-Tasten. Ganz intuitiv ist das nicht.
Wird dann auch noch versehentlich etwa eine IP-Adresse falsch eingetragen, hilft ein erneuter Durchlauf des Installations-Assistenten nicht. Er speichert die Änderung schlichtweg nicht. Erst ein Zurücksetzen auf die Werkseinstellungen und eine vollständig neue Ersteinrichtung ist die Lösung. „Bitte warten Connecting.“ heißt es schließlich in Denglisch. Später springt die Übersetzung auf „Ladevorgang“ über, doch das „Connecting“ begegnet einem später immer wieder.
Die MAC-Adresse ist auf der Geräterückseite aufgedruckt und muss daher erfreulicherweise nicht erst in den Untiefen der Einstellungsmenüs gesucht werden. Für Freunde der Sicherheit ist das ein Pluspunkt.
Nicht der Schnellste
Die Wiedergabe von Internetradio kann einige Zeit in Anspruch nehmen. Schon die Navigation durch die Menüs erfordert immer mal wieder Geduld beim Nachladen der entsprechenden Auswahl. Der erste Verbindungsaufbau dauert mitunter sogar fünf Sekunden, für die der Noxon 2 von Terratec im direkten Vergleich nur zwei Sekunden benötigt.
Die Wiedergabe von USB-Speichern und SD-Karten ist soweit problemlos. Allerdings enttäuscht dabei, dass der Muvid die Titel – egal in welchem Verzeichnis sie sich auf dem Speicher befinden – nur linear wiedergibt. Bei der Aufnahmefunktion dauert es einige Zeit, bis sie startet. Sobald die Aufzeichnung läuft, ist nicht mehr erkennbar, welches Programm gerade aufgenommen wird, obwohl im Display noch genügend Raum für diese Information wäre.
Aufnahmen werden stets mit 192 Kbit/s im MP3-Format erzeugt, auch wenn der Datenstrom einer Übertragung selbst deutlich niedriger ist. Dem Muvid ist es dabei egal, welche Quelle aufgenommen werden soll: Internetradio, DAB oder UKW-Radio – alles ist möglich.
Ein Sleeper und zwei Timer gehören ebenfalls zum Lieferumfang – obwohl beides bei einem HiFi-Baustein eher als Relikt der Software-Plattform für die Tischgeräte entsprungen sein wird.
Die Fernbedienung liegt soweit gut in der Hand, doch die meisten Tasten sind etwas zu klein ausgefallen. Dafür bietet die Fernbedienung eine gute Reichweite und damit eine ideale Möglichkeit, das Muvid aus der Ferne zu bedienen.
Mitgeliefert wird eine Kurzeinleitung ebenso wie eine zweisprachige sehr umfangreiche Bedienungsanleitung und ein auffälliges Informationsblatt, dass auf die Hotline hinweist, die über eine 01805-Rufnummer zu einem Verbraucher-freundlichen Tarif erreichbar ist: 14 Stunden täglich an 365 Tagen im Jahr.
Der Netzschalters an der Gehäusefront hat dem IR 850 die „Green CE“-Auszeichnung eingebracht: wenn aus, dann aus. Im Stand-by war trotz laufender Uhr kein Stromverbrauch messbar. Während der Wiedergabe von Internetradio im WLAN-Betrieb wurden 7,7 Watt, im DAB-Betrieb 8,14 Watt und im UKW-Modus mit 8,36 Watt unwesentlich mehr gemessen.
Fazit
Die unverbindliche Preisempfehlung des Herstellers beträgt 199,95 Euro, für ein Viertel weniger findet man das Gerät im Internet. Insgesamt ist das neue Muvid ein gutes Radio zu einem fairen Preis und damit ganz klar eine Kaufempfehlung. Besonders interessant macht es natürlich die Aufnahmefunktion und seine Vielseitigkeit. Anlass zur Kritik gibt es zwar, aber eben nur bei Kleinigkeiten.