Kein Digitalradio ab Werk, aber eine UKW-CD-Kombination mit Lenkradfernbedienung? Im Pure-Heimatland möchten die Kunden das nicht länger hinnehmen und genau darin liegen Chancen für das Pure Highway, einem DAB-Radioadapter für das Auto. Das Gerät funkt Digital Radio kurzerhand per UKW ins Fahrzeug-eigene Radio. Ein Test soll klären, ob die Lösung auch in Deutschland für Furore sorgen kann.
Der neueste Spross der britischen DAB-Großfamilie Pure zeigt eine geschmeidige Form und eine angenehme Mischung aus Gehäusefarben (Schwarz, Anthrazit und Silber), die sich harmonisch ins Fahrzeugambiente einfügen. Trotz drahtloser Signalübertragung kommt man nicht um etwas Kabelsalat herum, denn schließlich will wenigstens eine Antenne und eine Dauerstromversorgung angeschlossen sein.
Nun könnte man sagen, die Technik, ein Gerät per Saugnapf und Schwanenhals an die Windschutzscheibe zu pappen, konnte Millionen deutscher Autofahrer nicht von einem Navigationsgerät abbringen. Das stimmt zwar, aber wer schon ein Navigationsgerät an der Windschutzscheibe kleben hat, möchte nur ungern noch ein weiteres Gerät im Sichtfeld haben. Zudem hat kaum ein Auto zwei 12-V-Steckdosen. Hier muss man auf zweifelhafte „KfZ-Mehrfachsteckdosen” zurückgreifen, die das Fahrzeugambiente ebenfalls wenig bereichern.
Antennenfragen
Pure liefert serienmäßig eine passive Scheibenklebeantenne mit. Für die unverändert in Deutschland vorherrschenden niedrigen DAB-Feldstärken ist das keine ideale Lösung. Zum Test haben wir daher statt dessen mit einer Magnetfußantenne der Firma Antennen Bad Blankenburg gearbeitet. Durchschnittskunden dürfte dieser Aufwand vermutlich schon zu groß sein. In Deutschland muss der Antennenstrahler definitiv an die frische Luft! Unsere Empfehlung: Eine Scheibenklebeantenne mit Außenstrahler, die das Signal durch die Fensterscheibe induktiv einkoppelt (Antennentechnik Bad Blankenburg Artikel-Nr.: 310 457 201). Damit muss man weder Antennenkabel in die Türen klemmen noch Löcher ins Blech bohren.
Top-Empfang
Wenn der bequem zu montierenden Klebeantenne in Deutschland die Signale ausgehen sollten, liegt es garantiert nicht am verbauten DAB-Empfänger des Pure Highway. Im Gegenteil: Auf unseren Testfahrten durch das Rheintal und den Westerwald konnten wir direkt zwischen dem Pure Highway und dem fest eingebauten JVC-DAB-Autoradio an einer Blaupunkt-GTI-Flex (ohne Verstärker) hin- und herschalten und siehe da, das Highway bringt in Grenzregionen der Bundesländer das Nachbarensemble jeweils einige Kilometer länger zu Gehör. Unsere Testerfahrungen zeigen, dass die kleine Magnetantenne verblüffender Weise einen Tick mehr Signal bringt, als die ältere Blaupunkt-Antenne. Somit darf in Sachen Empfindlichkeit ein Gleichstand auf höchstem Niveau attestiert werden.
Praktischer Magnethalter
Der Schwanenhals-Halter klebt bombenfest an der Scheibe. Das Highway selbst wird an zwei Gehäusekerben und einer Magnetplatte fixiert. Flugversuche über Verkehrsberuhigungs-Hubbel mit bis auf die Gummipuffer durchschlagenden Federn, konnten das Highway nicht aus der Fassung bringen. Für den nicht getesteten Fall eines Seitenaufpralls könnte aus dem Highway aber trotzdem ein Wurfgeschoss werden.
Prima Sendeeinrichtung
Das Pure Highway hat einen DAB-Band-III-Tuner und ein UKW Sende- und Empfangsteil. Der UKW-Empfänger ist allerdings ausschließlich dazu da, eine nicht belegte UKW-Sendefrequenz ausfindig zu machen. Die Taste Quick-Scan macht ruck-zuck einen Frequenzvorschlag. Die vorgeschlagene Frequenz wird in das fest verbaute Autoradio eingegeben und schon kann man die vom Highway empfangenen DAB-Stationen hören. An das Pure Highway lässt sich über einen Line-in auch ein MP3-Player anschließen, um Musikfiles über das Highway auf UKW umzusetzen. In der Praxis funktioniert der UKW-Übertrager im Highway ganz vorzüglich. In den Redaktionsräumen mit seinem kabelverseuchten UKW-Band, drückte das Highway locker Kabeleinstreuungen weg und bügelte ein straffes Signal auf die eingestellte Sendefrequenz. Das funktionierte bis in einen Nachbarraum tadellos.
Problemlose Bedienung
Bei der Bedienung können sich viele erfahrene Autoradiobauer beim Autoradio-Novizen Pure eine Nachhilfestunde abholen. Das Hauptabstimmrad steuert durch die Menüs, die in deutlich lesbarer Schrift auf dem Display aufblitzen, ein Druck auf die mittlere Entertaste löst die Funktion aus. Vom Schema gleicht das der Bedienung der DAB-Bestseller-Radios Evoke-1, -2, -3 und es ist perfekt so. Wer mit dem Highway unterwegs ist, fragt sich innerhalb der ersten Stunde, warum klassische Drehregler beim Autoradio eigentlich ausgestorben sind. Zur Ausstattung des Pure Highway gehört auch die beliebte ReVu-Funktion. Sie ermöglicht eine Unterbrechung des laufenden Programms und ein zeitversetztes Weiterhören.
Portables Autoradio
Nun sollte das Highway beim Parken nicht im Auto bleiben. Man nimmt es einfach mit. Von den Maßen und mit einem Gewicht von rund 160 Gramm ist es etwas üppig für die Sakko-Innentasche, aber immerhin kann es mit zwei Batterien bestückt werden und zusammen mit einem Kopfhörer sechs Stunden DAB-Wiedergabe servieren. Der UKW-Sender ist im Kopfhörerbetrieb und im Batteriebetrieb abgeschaltet. Im Kopfhörerbetrieb unter anderem deshalb, weil der UKW-Sender mit einem sehr hohen NF-Pegel beschickt werden muss. Im Umkehrschluss kann das Highway im Auto nicht im Batteriebetrieb genutzt werden. Bei gleichzeitigem Navi-Betrieb ist das Problem der 12-V-Steckdosen damit nicht zu umschiffen.
DAB+ ist kein Problem
Das Highway kann mit einer 5-Volt-Versorgungsspannung per USB mit Strom versorgt werden. Im USB-Betrieb ist der UKW-Sender aktiv. So kann das Highway zu Hause betrieben werden und DAB-Radio per UKW austeilen. Über den USB-Port lassen sich zudem Softwareupdates einspielen. Dabei ist das Pure Highway bereits so ausgelegt, dass eine Aufrüstung auf DAB+ möglich ist. Ein ganz wichtiges Argument für alle Interessenten in Deutschland und der Schweiz.
Eine fast runde Sache
Eine Sache hat man bei Pure allerdings unterschätzt. Bei der typischen Frontscheiben-Montage reflektiert und spiegelt die Displayscheibe des Pure Highway Tageslicht von den umliegenden Fahrzeugscheiben. Am Tage ist so die Ablesbarkeit des Displays nicht einwandfrei. Hier sollte man im Zuge der Modellpflege die Displayabdeckung entspiegeln oder leicht mattieren. Eine weitere interessante Frage ist, was eigentlich von der DAB-Klangqualität nach der UKW-Übertragung bleibt? Die UKW-Qualität lässt sich nicht vermehren, aber wir haben an diversen UKW-Radios und der Stereoanlage die terrestrische UKW-Frequenzen von 1Live auf 102,4 MHz gegen das von DAB stammende Highway-Signal auf 93,5 MHz im Vergleich gehört. Das Highway bringt die frischere Hochtonwiedergabe und tatsächlich wirkte das Highway-Signal gerade bei rockigen Nummern spritziger und dynamischer als das originale UKW-Signal. Ein interessantes Ergebnis. Wenn uns etwas fehlt, dann vielleicht eine umschaltbare Displayfarbe. Die ist grün und lässt sich nicht auf die Fahrzeugfarbe umschalten. Einen SD-Kartenschacht oder einen USB-Hub für Speichersticks würden wir zudem den Vorzug vor dem angebotenen Line-In geben - einfach um weitere Kabelverbindungen zum MP3-Player zu sparen.
Fazit
Gut gedacht und gut gemacht. Das Pure Highway ist eine Überlegung wert, wenn es darum geht, DAB auch im Auto zu genießen. In seiner technischen Umsetzung ist das Highway kaum zu kritisieren. Hinzu kommt der einladende Preis von 129,99 Euro, der gemessen an der gebotenen Funktion und Leistung als günstig gelten muss. Das Konzept schreit danach, von Navigationsherstellern aufgenommen und integriert zu werden. Mit einem Highway-Modul im Navigationsgerät ließe sich Digitalradio DAB, künftig auch DAB+ sowie die Stauumfahrung per TMC und TPEG auf einen Schlag realisieren. Und so ist das Highway vielleicht ja auch als Denkanstoß zu verstehen.
Mitglied seit
14 years 8 monthsPure Highway Test
Hier mein Erfahrungsbericht zum Pure Highway: Klang ganz ok, Habe bislang leider nur über den eingebauten FM-Transmitter getestet. Die eingebaute automatische Suche nach einer relativ freien FM-Frequenz brachte nicht optimale Ergebnisse, hier kann eine manuelle Einstellung besser sein, wenn man sich etwas mit den belegten Frequenzen vor Ort auskennt. Dabei ist der FM-Transmitter relativ schwach auf der Brust, vor allem bei Verwendung der mitgelieferten Scheibenklebeantenne. Da war der Empfang teils so schwach, das mein Ford-Autoradio auf Monoempfang herunterschaltete. Schon auch deshalb ist die separat erhältliche Magnetfußantenne für den Außeneinsatz auf dem Dach die bessere Wahl. Leider können die relativ freien (von Radiosendenr kaum benutzten) Frequenzen 87,5 und 108,0 MHz nicht für die FM-Übertragung ausgewählt werden, da diese übersprungen werden. Auch der Lauftext (scrolltext) wurde leider in der aktuellen Softwareversion blockiert. Meine Scheibenklebekonsole werde ich zurückschicken, weil diese definitiv nach einigen Sekunden auch ohne Belastung durch den Pure Highway herunterfällt. Man kann das Gerät auch außerhalb des Autos benutzen, die Stecker sind dabei etwas zu intelligent ausgelegt. Man kann z.B. statt der Batterie ein 5V Netzteil z.B. von einem Handy oder Navi als Stromquelle benutzen. In diesem Fall kann allerdings die Kopfhörerlautstärke nicht geregelt werden, das kann schmerzhaft für die Ohren werden, außer man kann die Lautstärke am Kopfhörer selbst herunterregeln. Im Batteriebetrieb war ich mit der Lautstärkeregelung auch nicht zufrieden, so richtig leise konnte man nicht einstellen und es war auch immer ein seltsames Grundrauschen zu hören.Ich würde mir auch eine Schutzhülle wünschen, da Kratzer durch die Schlüssel in der Jackentasche oder beim Transport schnell das Display verunstalten können. Interessant war die Erfahrung, daß man die Funktion "Fade on burble", also die Rauschunterdrückung beim Verlassen des Sendegebietes bei DAB besser benutzen sollte, das schont die Nerven. Bei DAB+ Empfang kann man es aber getrost ausgeschaltet lassen, weil es technisch bedingt hier kein "gurgeln" gibt. Bei schwächerwerdendem Signal bleibt das Gerät einfach stumm ohne störende Mißlaute. Schade, daß das L-Band komplett weggelassen wurde. Die Speicherung der Favoritenstationen ist bis Nummer 3 OK, bei allem was darüber liegt, wird es kriminell, wenn man beim Fahren mehrere Knöpfe hintereinander bedienen will und auch das kleine Display dabei betrachten muß.Das zeitversetzte Abspielen von zwischengespeicherten Programmteilen (ReVu Funktion) finde ich überflüssig, die entsprechenden Knöpfe hätte man lieber als Stationsspeicherknöpfe auslegen sollen.