Getreu dem Motto „für jedes Auge etwas“ schreitet die digitale Tischradio-Mode durch alle Stilrichtungen. Albrecht liefert einen gelungenen Design-Beitrag zum Thema Retro-Moderne.
Sie sind immer ein bisschen zierlicher als sie auf den Prospektfotos aussehen, die neuen Tischradios. Der neue Albrecht DR 601 ist dabei keine Ausnahme: handlich und ohne Frage ein echter Hingucker. Sicherlich, das Gehäuse besteht nicht etwa aus Magnesium, sondern aus Kunststoff, sieht aber dennoch gediegen aus in seiner ovalen Silber-Schale. Prägendes
Designmerkmal ist die “Eieruhr” zwischen den Lautsprechern auf der Vorderseite. Ein Cadillac-Tacho, ein Timer für die Küche oder vielleicht die sympathisch-verwegene Idee einer analogen Weckuhr? Nichts von alledem, es ist ganz einfach nur der Lautstärkeregler.
Optisch macht sich der Apparat gut in der Küche oder als Radiowecker am Bett. Vielfältige Einsatzmöglichkeiten verspricht auch die Technik. Drei Frequenzbänder, neuester Stand. Neben UKW kann das DR 601 beide DAB-Bänder empfangen, also das VHF-Band III und das L-Band. Soviel zur Papierform.
Bedienung top!
Schon nach wenigen Minuten steht fest, die Bedienung ist ein Gedicht. Das liegt an der Software und der internen Rechenleistung. Das Gerät scannt ausgesprochen zügig alle Kanäle durch. Eine kurze Wartezeit entsteht nur bei der Umschaltung zwischen DAB und UKW. Das Anzeigedisplay ist flink und bietet guten Kontrast. Alle relevanten Informationen werden auf der LCD-Anzeige simultan angezeigt: Empfangsstärke, Stereoanzeige, Batteriestatus, Sendername, Programmtyp, Uhrzeit und Übertragungsrate. In der untersten Zeile laufen die Dynamik-Labels als Laufschrift. Besonders klasse: Die Schriftgröße und die Scrollgeschwindigkeit lassen sich im Menü einstellen.
Einen Joystickschalter hat man vermieden, stattdessen gruppieren sich vier Navigationsschalter um einen großen “Confirm-Button”. Diese Tasten machen einen soliden Eindruck. Das Bedienkonzept ist großartig gelungen, in sich schlüssig und sackgassenfrei.
In der Vielseitigkeitsprüfung bekommt der DR 601 dann aber doch einen leichten Punktabzug. Es gibt zwar einen Kopfhöreranschluss, einen Antennenanschluss und einen analogen Line-Out für die Stereoanlage. Interne digitale Aufnahmemöglichkeiten oder einen Digitalausgang sucht man indessen vergeblich.
Die Empfangsleistungen im DAB-Betrieb sind, besonders hinsichtlich der Empfindlichkeit, gut. Vom UKW-Empfangsteil kann man das nicht unbedingt behaupten. Empfindlich, aber ohne brauchbare Trennschärfe ist der analoge Empfang wieder einmal eher eine lustlose Zugabe. Erschwerend hinzu kommt, dass der UKW-Tuner keine RDS-Signale ausliest.
Ein kraftloses Paar
Über Kopfhörer und Stereoanlage kann man sich ganz ungehemmt dem Klanggenuss hingeben. Bei bestimmungsgemäßer Nutzung in Küche und Schlafzimmer ist man aber auf die eingebauten Lautsprecher angewiesen. Die kleine, deutschsprachige Bedienungsanleitung beschreibt diese integrierten Schallwandler als “3-Zoll Full Range Drives Units” - und mag diese Bezeichnung selbst den koreanischen Ingenieuren im Nachhinein spanisch vorkommen, so ändert das nichts an der Tatsache des recht blassen Klangs. Wenig Bassvolumen und klangliche Brillanz dringt da an die verwöhnten Ohren der Digital Radio-Freunde. Ein kraftvoller aufspielendes Lautsprecher-Paar würde dem DR-601 jedenfalls gut zu Gesicht stehen.
Tolles Design, erstklassige Bedienung, ordentlicher DAB-Empfang: Die Anlagen des Albrecht DR-601 sind viel versprechend. Ein Lustobjekt für Schnäppchenjäger ist das Gerät mit einer Preisempfehlung von 219 Euro hingegen nicht.