Ein Tuner für die Stereoanlage, der UKW, DAB und Internetradio via LAN und WLAN beherrscht und das ganze für geradezu lächerliche 129 Euro Listenpreis? Den gibt es tatsächlich und – trotz geringer Erwartungen - schafft es der Tuner sogar zu einer Empfehlung.
Mit einer Breite von 430 mm (Höhe: 70 mm) passt sich der Tuner in jede Stereoanlage ein. Lieferbar ist er in Schwarz. Die Frontblende ist dabei aus hochglänzendem Kunststoff, das Gehäuse aus Metall.
Auf der Front sind große, gut sitzende Tasten mit knackigem Druckpunkt angebracht. Das Drehrad für die Lautstärke-Reglung besitzt ebenfalls gut spürbare Rastpunkte.
Die Rückseite ist mit digitalen Ausgängen im Doppelpack reich bestückt: Zwischen Optisch und Koaxial hat der Nutzer die Qual der Wahl. Analog, per Cinch lässt sich der Tuner natürlich ebenso in die Stereoanlage einbinden. Der USB-Anschluss auf der Rückseite beispielsweise für einen USB-Stick ist in einer größeren Anlage sicherlich etwas unpraktisch zu erreichen. Darüber hinaus ist ein LAN-Eingang vorgesehen, eine fest verbaute WiFi-Stummelantenne sorgt für die Anbindung an den nächsten Hotspot.
Negativ fällt allerdings die fest verdrahtete schlichte Wurfantenne für UKW und DAB auf. Andererseits ist ein echter Netzschalter, um das Gerät vollständig vom Stromnetz zu trennen sowie die aufgeklebte MAC-Adresse, um ein Suchen in Anleitung und Gerätemenüs zu ersparen, von Vorteil. Neu ist auch der Service, die Rufnummer der Hotline für Probleme jeder Art auf der Rückseite zu vermerken; auch hier ein Lob: Es handelt sich um eine 01805-Nummer, bei der Anrufe im Gegensatz zu 0900-Rufnummern mit 14 Cent pro Minute aus dem Festnetz der Deutschen Telekom bezahlbar sind.
Start ohne Hindernisse
Die Anleitung ist sehr umfangreich (mehrsprachig in Deutsch und Englisch), wenngleich der Schwerpunkt des Geräts dabei offenbar wird: Es ist das Internetradio. DAB- und UKW-Empfang nehmen gerade einmal jeweils eine Seite ein.
Für die erste Inbetriebnahme gibt es eine gesonderte Anleitung (sogar in einigen Sprachen mehr).
Einige Übersetzungen verleiten jedoch zum Schmunzeln, etwa wenn die Musikbibliothek “gut etikettiert” wird.
Die Verbindung des Tuners mit einem WLAN-Zugangspunkt im 802.11g- und abgesichertem WPA2-Betrieb erweist sich als denkbar problemlos; auch die Kabelanbindung per TCP/IP ist sofort hergestellt.
Lediglich die Eingabe der Netzwerkeinstellungen über das Gerät selbst ist umständlich, weil das rechter Hand angeordnete Drehrad leider nur für die Lautstärkeregulierung vorgesehen ist und die Tastatur einschließlich der Taste für die Bestätigung der Eingaben links des Displays angeordnet wurde.
Auch über die Fernbedienung ist die Eingabe der Zugangsdaten umständlich. Glücklicherweise muss man diese Einstellungen alle nur einmal vornehmen.
Das hochauflösende Display selbst ist gut ablesbar und hochwertig in seiner Anzeige. Bei Internetradio-Stationen wird der Titel in großen Buchstaben wiedergegeben und eine Beschreibung – sofern vorhanden. Diese scrollt 3-zeilig nach oben weg, mit einem Stop nach jeder Zeile, damit das Lesen besonders leicht fällt.
Eine Infotaste verrät das Genre, den Ort, die Zuverlässigkeit, die Bit-Rate, den Codec, die Abtastrate und wie viele Daten im Puffer vorgehalten werden. Darüber hinaus noch das aktuelle Tagesdatum.
Die Umschaltung zwischen den Sendern ist verhältnismäßig schnell mit etwa drei bis fünf Sekunden. Neben der internen Radioliste lassen sich sehr komfortabel auch Sender und Podcasts über das Webradio-Portal von Frontier Silicon per PC hinzufügen.
Dauern Verbindung und Puffern einer Station einmal länger, so schaltet der Muvid nach einigen Sekunden die Stummschaltung am Digitalausgang aus, sodass geringfügiges Rauschen wahrnehmbar ist.
Mehr als nur Internetradio
Zugang zu mehr als 15.000 Radiostationen über das Internet verspricht der Hersteller. Über die Function-Taste – etwas irritierend unmittelbar unterhalb der Stand-by-Taste – erfolgt die Umschaltung der Betriebsarten. Zur Verfügung stehen Internetradio, der eingedeutschte Begriff des Musikabspielers, DAB und UKW sowie der Wecker.
Der Musikabspieler kann USB-Sticks bis 2 GB problemlos verarbeiten, im Test musste er sich lediglich mit 512 MB beweisen. Darüber hinaus kann der Tuner die Wiedergabe von Musik (MP3/WMA) per UPnP oder aus einem Windows-Share übernehmen.
Weg mit der Wurfantenne
Trotz der eigentlich erbärmlichen Wurfantenne findet der Muvid IR 715 bei einem ersten DAB-Suchlauf das hiesige NRW-Ensemble direkt, zwar mit schwachem Signal, aber immerhin ein Erdgeschoss-Zimmerempfang – das ist bisher kaum einem Gerät mit einer vergleichbaren Antenne gelungen.
Wer den Verlust der Garantie in Kauf nimmt und mit dem Lötkolben umgehen kann, sollte eine F-Buchse installieren. Das Gehäuse muss auf der Rückwand dann entsprechend aufgebohrt und die Zuleitung verlötet werden. Mit einer externen Antennen sollte die Empfangsqualität dann aller Ehren wert sein.
Leider keine Klangoffenbarung
Wer diesen UKW-, DAB- Internetradio-Tuner in seine Komponentenstereoanlage einbindet, erwartet ein ordentliches Klangergebnis in allen Empfangsarten. Doch hier liegt die größte Schwachstelle des Muvid IR 715. In allen Betriebsarten klingt das Gerät gleichermaßen hohl und mittenbetont, Höhen und Tiefen fehlen und sorgen für einen wenig hörenswerten Klangbrei.
Randnotizen
Die Fernbedienung ist ziemlich klein und leicht, einige Tasten sind daher leider ebenfalls zu klein ausgefallen uns sitzen sehr dicht beisammen. Menschen mit großen Fingern dürften etwa bei der Lautstärkereglung Schwierigkeiten bekommen.
Der Energiehunger hält sich in Grenzen. Im laufenden Betrieb verbraucht das Gerät gemessene 8,6 Watt (Internetradio; UKW-Betrieb: 7 Watt und DAB-Betrieb: 6,4 Watt), im Stand-by-Betrieb ist die Einsparung mit 5,3 Watt jedoch nur gering.
Möglich ist im Menü auch die Einstellung der Alarm-Uhr mit zwei Weckzeiten, die sich einzeln konfigurieren lassen mit Lautstärke, Werktag/Wochenende und auch die Quelle kann angegeben werden: statt des Summers Radio per UKW-, DAB- oder Internetradio. Im Stand-by erscheinen Uhrzeit und Datum für die Weckfunktion.
Dem Gerät bleibt der zuletzt gehörte Sender in Erinnerung, der nach erneutem Einschalten wieder aufgerufen wird.
Fazit
Insgesamt zeigt der IR 715, der tatsächlich aus der Volksrepublik China von Dongguan Alllike International Electronics Co. Ltd. stammt, dass preiswert nicht immer billig heißen muss. Das Gerät zum Listenpreis von 129,95 Euro – online derzeit etwa ab 90 Euro - ist ein wahres Multi-Talent. In ihm werkelt ein Jupiter-6.1-Chipsatz von Frontier Silicon, der bereits DAB+-fähig ist. Die Nachteile des Tuners sind die Tonwiedergabequalität und der fehlende Antenneneingang. Doch sei es drum: Das Preis-Leistungsverhältnis stimmt erfreulicherweise in jedem Fall.