Pearl bietet mit dem kleinsten WLAN-Internetradio im Programm ein sehr handliches Gerät, das auf dem Papier und rein äußerlich überzeugen kann. Wie gewohnt, ist auch der Preis interessant. Wie aber schlägt es sich im Test?
Das „World-Stream Go“ ist so kompakt wie ein zu dick geratenes iPhone. Auch bei den Bedienelementen gibt sich das kleine Gerät schlicht. Ein zentrales Abstimmrad mit Auslösetaste auf der Front, ein Wifi-/UKW-Schalter, ein Lautstärkeregler, ein An-/Aus-Taster sowie ein „Lock“-Schalter als Tastensperre, reichen zur Steuerung völlig aus. Zur Schnittstellenausstattung gehört eine Kopfhörerbuchse sowie ein USB-Anschluss der ausschließlich zum Laden des Akkus dient.
Die Gehäusefront wird zwischen lackierter Lautsprecher-Abdeckung und der Bedienseite mit Display und Einstellrad durch eine LED-Leiste geteilt, die während des Ladens rot und im Betrieb grün aufleuchtet. Vom Schwarz der Front setzt das sich elegant ab.
Ohne Netzteil
Betrieben wird das kleine Radio mithilfe eines integrierten Akkus, der nur via USB geladen werden kann. Ein externes Netzteil oder Ladegerät wird nicht mitgeliefert. Der 1.500-mAh-Li-Polymer-Akku benötigte für die volle USB-Ladung etwa sechseinhalb Stunden. Die Akkulaufzeit ist allerdings beachtlich. Im Test hat das Gerät satte 13 Stunden im WLAN-Radiobetrieb durchgehalten.
Von haptischer Seite macht das mobile Radio einen guten Eindruck. Einzig das große Einstellrad auf der Front fällt etwas ab, denn es schrappt teilweise am Gehäuse. Das Display ist in jedem Fall zu klein ausgefallen: Dargestellt werden zwar sechs Zeilen, allerdings auf lediglich 36 x 12 mm.
Und nun: Der Start
Die manuelle Einrichtung einer Netzverbindung wird zum Martyrium. Die Eingabe einer SSID und die Eingabe eines Passwortes scheitern auch nach mehreren sorgfältigen Anläufen. Das Gerät meldet unbeirrt falsche Schlüsseldaten. Irgendwann, irgendwie klappt es dann. Immerhin lässt eine kryptische Meldung erahnen, dass das Gerät inzwischen versucht hat, eine IP zu beziehen und wohl daran scheitert. Schließlich klappt die Verbindung mit fest zugewiesenen IP-Adressen doch noch.
Die Eingabe des Passwortes bei einem verschlüsselten Zugang erwies sich als problematisch, da die Cursor-Position unterhalb des gerade aktiven Zeichens angezeigt wird, was nicht weiter ungewöhnlich ist, aber das Eingabefeld selbst ist umrahmt. Da das Display nicht gerade groß ausgefallen ist, ist es sehr schwierig ein „i“ von einem „j“ und ein „v“ von einem „y“ zu unterscheiden.
Weitere Softwaremacken
Bei der Überprüfung der Ladezeit fiel im Anschluss auf, dass das WLAN-Gerät zwar noch versuchte, sich mit dem richtigen Hotspot zu verbinden (von dem maximal drei als Hotspot-Favoriten in den Speicher passen), allerdings schlug die Verbindung fehl. Die Einstellungen zu IP-Adresse, Subnetz und DNS waren verloren gegangen. Nach einem erneuten Aus- und Anschalten klappt es dann wieder. Warum es manchmal klappt und vor allem manchmal nicht, bleibt im Unklaren.
Hastig ins Timeout
Die Adressen zu den Sendern der Welt liefert der US-Anbieter Vtuner ins das Radio. Beim „VR-Radio Worldstream Go“ fiel die Anzahl der fehlerhaften Verbindungen ins Auge. Misstrauisch haben wir ein Vergleichsgerät mit Vtuner-Datenbank zu Rate gezogen. Während wir mit dem VR-Radio fünf maltesische Sender nicht kontaktieren konnten, streikte beim Vergleichsgerät nur ein Stream. Unsere Beobachtungen führten zu dem Schluss, dass das Reiseradio von Pearl zu früh aufgibt, wenn sich der Pufferspeicher nicht schnell genug füllt. Einige US-Sender wurden mehrfach angesprochen und bisweilen meldete das Radio schon resigniert „Kein Stream“, um plötzlich doch noch in die Wiedergabe zu springen.
Wenn das Radio beim Verbindungsversuch Fehlermeldungen produziert, sitzt der Benutzer in der Falle, weil man über die Zurücktaste nicht wie gewohnt wieder ins Senderauswahlmenü gelangen kann.
Eine kostenlose Anmeldung beim Senderlieferanten Vtuner ist möglich. Darüber lassen sich für den Wifi-Betrieb Favoritenlisten und neue Radioprogramme pflegen. Das Podcastverzeichnis ist hingegen nicht enthalten.
Für ein so kleines „Ideal-Radio“ für durch internationale Hotels tingelnde Geschäftsreisende dürfte es traurig sein, dass dem kleinen Weltenbummler eine Weck- und Schlummerfunktion fehlt.
Spart an Strom und UKW
Die deutsche Menü-Übersetzung hakt nur an wenigen Stellen, z. B. bei der Netzwerkkonfiguration, wenn es zum Beispiel heißt „Netz auß“.
Die Empfindlichkeit beim UKW-Empfang ist extrem gering. Nicht ein Sender wurde am Teststandort im Ruhrgebiet mit RDS-Kennung wiedergegeben.
Der Klang ist sowohl im UKW als auch im WLAN-Betrieb ist in Anbetracht des winzigen Lautsprechers und Gehäuses erfreulich gut. Für die Küche und das Hotelzimmer ist das kleine VR-Radio allemal gut genug.
Fazit
Größe, Akkulaufzeit und Wiedergabequalität des Worldstream Go sind tadellos. Pearl bietet das Gerät für knapp 90 Euro an, was ein fairer Preis wäre, doch unübersehbare Softwareschwächen machen das Gerät mit der ausgelieferten Firmware zu einem regelrechten Experimentierkasten.
Steckbrief
- Empfang von UKW (mit RDS) und Internetradio (WLAN)
- Audioformate/Musikplayer: MP3, RealAudio, WMA
- Datenbank: Vtuner
- Anschlüsse: Kopfhörer, USB
- WLAN-Sicherheit: WEP, WPA/WPA2
- Stromversorgung: Akku intern
- Stromverbrauch: -
- Abmessungen (B x H x T): 125,1 x 72,9 x 23,2 mm
- Gewicht: 162,7 Gramm
- Preis (UVP): 89,90 Euro