Grundig und Weltradio, das passt einfach zusammen. Nach dem Grundig Satellit für passionierte Wellenjäger von einst und neben dem Grundig Yachtboy für Geschäftsreisende ist der Grundig Cosmopolit 7 Web nun die zeitgenössische Fortschreibung des Themas für das Internetzeitalter.
Zwischen dem Yachtboy und dem Cosmopolit gibt es allerdings einen recht pragmatischen Unterschied: Der Kurzwellen-Yachtboy funktioniert im Zeltlager Patagoniens nämlich ohne Internet-Infrastruktur und Stromanschluss. Der Cosmopolit bleibt hingegen ohne Internet und Steckdose nutzlos.
Heavy-Metal und Disco-Ring
Beim Auftritt seines „Weltbürgers“ trägt Grundig ziemlich dick auf: Die massive Aluminiumplatte als Frontelement hat eine Stärke von glatten 3 Millimetern. Noch ein Millimeter mehr und das Gerät würde bei der kleinsten Berührung immer auf die Frontplatte kippen. Natürlich hinterlässt das geschliffene Stück Metall einen hochwertigen Eindruck, wirkt aber etwa so übertrieben, wie ein Kuhfänger an einem Fiat Panda.
Das andere Element ist die blau leuchtende Lautsprecher-Blende, auch das ein halbstarker Designeinfall, vergleichbar mit flimmernden Grafik-Equalizer-Anzeigen an No-Name-Autoradios.
Der dicke Auftrag ist dabei kaum nötig, denn das Grundig-Radio ist sympathisch und unkompliziert. Die Technik stammt von Frontier-Silicon und wird von Grundig gleich mit DAB-/DAB+-Empfangsteil auf den Markt gebracht. Nach dem Starten werden WLAN-Netze gesucht, WPA-Schlüssel erfragt und ein automatischer Adressbezug per DHCP erwartet. In die technischen Setup-Menüs führt ausschließlich die Menütaste an der Oberseite. Im Zweifel hilft die wirklich ordentlich geschriebene und gedruckte Bedienungsanleitung weiter. Dort erfährt man, was zu tun ist, wenn man das Radio an einem Hotspot ans Laufen bringen will, der keine SSID preisgibt und wo die MAC-Geräteadresse des Grundig-Radios versteckt ist.
Problemlos bedienbar
An Bedientasten hat Grundig nicht gespart. Das Gehäuse hat oben und an der rechten Gehäuseseite Tastenleisten, mit denen sich alle Bedienmenüs problemlos erschließen. Der Lautstärke-Regler sitzt zurück gesetzt an der rechten Gehäuseseite und ist ein endlos drehbares Rädchen, das Steuerbefehle an eine Software übermittelt.
Der halbrunde Gehäuse-Rücken trägt noch einige Anschlüsse und eine Griffmulde. Neben der RJ45-LAN-Netzwerk-Buchse, Line-in und Kopfhörerausgang überraschen die zwei USB-Anschlüsse. Der Typ-B dient Software-Updates. Ein Update soll erforderlich sein, wenn man den zweiten USB-Anschluss dazu verwenden möchte, seinen USB-gestützten MP3-Player oder MP3-Dateien von einem Memory-Stick darüber einzulesen. Offenbar wird das Update seit langem angekündigt, steht aber auf der Internetseite noch immer nicht zur Verfügung.
Die Fernbedienung gibt sich über Chrom-Applikationen an der Seite und etwas Handgewicht alle Mühe, zu übertünchen, dass es ein recht simples Modell ist. Die Bedienung erschließt sich zwar logisch, aber die Tastenfolien sich recht schwergängig. Für das Dauerzappen durch die Sender-Datenbank ist das nicht ganz so witzig. Auch die Reichweite, die ein erhebliches Maß an Zielgenauigkeit erfordert, um auch nur 3 Meter zu überbrücken konnte nicht überzeugen. Gut gefällt hingegen die „M-Taste“. M steht für Modus. Hierüber kann man vom Webradio über den MP3-Musikplayer elegant zu UKW und DAB umschalten.
Auch die Programmierung der zwei Alarmzeiten und die Vorgabe der Alarmquelle geht sehr einfach von der Hand, weil man hierfür Direktaufruftasten an der Fernbedienung vorgesehen hat. Der Sleeptimer lässt sich zwischen 15 und 60 Minuten in 15-Minuten-Schritten einstellen. Zusätzlich gibt es einen Erinnerungstimer - "Nap-Time" genannt - regelbar zwischen 0 und 300 Minuten im Minutenschritten. Nach Ablauf der voreingestellten Zeit, ertönt ein Warnsignal.
Das Vierzeilen-Display ist informativ und problemlos ablesbar. Unter www.grundig.radiosetup.com kann man sein Cosmopolit-Radio anhand der MAC-Adresse registrieren und eigene Favoritenordner wie auch eigene Streams in das Radio einbringen. Diese Marken-spezifische Log-in-Seite greift auf die VTuner-Datenbestände zu.
Beim Klang ganz brav
Beim Klang ist der Grundig Cosmopolit keine Wundertüte. Equalizer-Funktionen sucht man vergeblich. Während andere Hersteller mit der Brechstange versuchen, aus kleinen Gehäusen und noch kleineren Lautsprechern gewaltige Bass-Kulissen aufzubauen, deren Gesamtbild selten überzeugend ist, darf man beim Grundig Cosmopolit eine klare Bassarmut attestieren. Dafür moduliert der Lautsprecher deutlich und klar und vermeidet es durch spitze Tönen oder lästigem Quäken auf die Nerven zu fallen. Blass und mittenbetont ist der Grundig Cosmopolit 7 Web für musikalische Daueruntermalungseinsätze aber genauso geeignet, wie als morgendlicher Muntermacher am Frühstückstisch.
UKW und DAB
Der UKW-Empfang ist wie bei anderen Modellen mit dem Venice-6-Chipsatz keine Offenbarung. Der monoaurale Cosmopolit besitzt einen Pseudovorteil, weil nicht jede Station ein Rauschen mitbringt. Im Kopfhörerbetrieb sind solche Effekte dann aber auch passé: Ganze zehn UKW-Sender stimmt der automatische Suchlauf sauber und rauschfrei ab. Das ist nicht gerade viel.
Mehr Programme gehen im DAB-Modus übrigens auch nicht. Doch da sind es derzeit einfach nicht mehr. Das soll sich mit DAB+ zwar dem Vernehmen nach ändern. Die bisherige Entwicklung von DAB zeigt Deutschland nicht gerade von seiner innovationsfreudigen Seite. Trotzdem ist es gut, dass Grundig den DAB-Zweig voll unterstützt und damit besonders in dynamischen DAB-Radiomärkten wie Großbritannien, Dänemark und der Schweiz für Kaufargumente sorgt.
Viele Macken haben wir wahrlich nicht gefunden. Dass auf Funktionen, bei den kein Audiosignal anlag, ein Sirren aus dem Lautsprecher drang, ist kaum der Rede wert. Als Wecker, gibt es im Standy-by-Betrieb auf jeden Fall keinen Mucks von sich und das Display wird Schlaf-tauglich abgedunkelt.
Fazit
Ein gefälliges und solides Tischradio, das mit wenig Stellfläche hinkommt, geeignet für alle Hörer, die sich eine fundierte Basswiedergabe dazu denken können. Der Preis von rund 190 Euro ist nicht Discount-verdächtig, aber die souveräne Fertigungsqualität, der DAB-Empfang und problemlose Handhabung machen das Grundig Cosmopolit 7 Web zu einem durchaus sympathischen Allround-Radio.