Braucht man heute noch eine Stereoanlage mit Radio, CD, Verstärker und Lautsprecher? Wer einen Blick auf das Angebot des Lautsprecher-Experten Teufel wirft, kann auf den Gedanken kommen, dass Kabelsalat und HiFi-Türme ein Relikt vergangener Tage sind. Wir testeten die Aktiv-WLAN/LAN-Lautsprecher „Teufel Speaker S“ im Zusammenspiel mit einem „Raumfeld Controller“.
Wir schreiben das Jahr 2011. Auf unserer Reise durch den irdischen Irrgarten der Lösungen zum Thema Digitalradio händigte uns der Berliner Lautsprecher-Experte Teufel zwei Pakete aus, deren Inhalt eine kleine Revolution darstellen. Der größere Karton gibt zwei sehr kompakte, schwarze Aktivlautsprecher frei. Die Gehäuse wirken massiv und hoch verwindungssteif. Hinter den Frontblenden findet man ein Zweiwege-Bassreflexsystem. Das alles scheint tadellos verarbeitet zu sein. In einem der Lautsprecher steckt die ganze Verstärker- und Netzwerktechnik. Stromverbindung, Ethernet-Anschluss, ein hochwertiges Kabelterminal zur Anbindung des Lautsprechers auf dem anderen Kanal, WLAN-Antenne und Setup-Schalter. Die Verstärkerbox verfügt auf der Vorderseite zudem über einen An-/Aus-Taster und einen Lautstärkeregler.
Das kleine Paket enthält einen Raumfeld-Controller. Ein schwerer Kunststoffwinkel, der 310 Gramm auf die Waage bringt, und dessen Bedienseite von einem großen berührungsempfindlichen Farbbildschirm und einem unübersehbaren gefrästen Drehregler dominiert wird. Das Ding sieht so aus, wie eine Requisite aus der deutschen Kultserie „Raumpatrouille Orion“.
Die Koordinaten im Raumfeld-System
Soweit, so schick. Diese zwei Komponenten, die Aktivboxen und der Controller, ersetzen dabei eine ganze Stereoanlage. Der Controller nimmt per WLAN über den heimischen DSL-Router Kontakt zum Internet und eventuell zu Hause vorhandenen Medienservern (Windows Media, PC-Festplatte oder Netzwerkfestplatte (NAS)) Kontakt auf. Über das Internet erreicht der Controller Musikdienste wie Napster, Last FM und Simfy sowie die Radiostationsdatenbank „Tune In“ und übergibt die ausgewählten Inhalte an die Teufel-Lautsprecher. Zusätzlich steht an den Lautsprechern ein Line-in für weitere Tonquellen zur Verfügung, der über den Controller aktiviert werden kann. Die Lautsprecher selbst können per WLAN oder Ethernet in das Netzwerk eingebunden werden.
Das ist die Theorie. Die Praxis kostete uns jede Menge Zeit und durchaus auch Nerven. Zuerst muss der Controller ins Netz gebracht werden. Ein Assistent geleitet den Benutzer zur WLAN-Auswahl und zur Eingabe des Verschlüsselungspasswortes. Die Eingabe des Passwortes über eine virtuelle Tastatur des Controllers ist unerwartet fummelig. In diesem Betriebsmodus ist der Bildschirm hochkant orientiert und die Tasten liegen dicht an dicht. Viele Versuche führen zum Erfolg Danach ist der Lautsprecher über den Controller einzurichten. Diesen Teil der Einrichtung findet man im Bedienmenü Raumkonfiguration des Controllers. Bei der Ersteinrichtung ist der Dialog einigermaßen klar. Man wird aufgefordert, das Abspielgerät zu aktivieren und die Setup-Taste des Lautsprechers zu betätigen. Dadurch wird der Lautsprecher gefunden und muss dann mit einem Raumnamen versehen werden. Bei uns heißt der Lautsprecher „Büro“. Hintergrund ist, dass sich für verschiedene Räume unterschiedliche Abspielgeräte einrichten lassen. Danach lassen sich für die Abspielstationen unterschiedliche Musikquellen schalten. Für den Multiroom-Betrieb benötigt man zusätzlich den Raumfeld-Host, der diese Räume und Quellen verwaltet. Wer es bei einem Abspielgerät bewenden lässt, kann – wie hier im Testfall – auch auf den Host verzichten.
Weil die Einrichtung beim ersten Mal fehlschlug, versuchten wir eine Neueinrichtung des Lautsprechers und gaben abweichende Raumnamen ein, die aber nie in der Auswahl erschienen. Das ganze System funktionierte nur zum Teil. Beim Aufruf einer Quelle hieß es „Kein Raum ausgewählt“. Gelang die Raumauswahl, hieß es „Keine Quelle ausgewählt“. Versuche, das System auf seine Auslieferungseinstellungen zurückzusetzen, löschten niemals die Lautsprechereinrichtung mit dem Namen Büro. Wir tippten und konfigurierten hin- und her und waren irgendwo zwischen Raumfeld und Netztopografie verloren. Wir verbanden die Lautsprecher per LAN an den Router und schließlich funktionierte es ganz plötzlich und unerwartet. Was des Rätsels Lösung war, blieb uns letztlich verborgen.
Klang und Größenordnung
Nun konnten wir das System endlich ausprobieren. Der Klang der Lautsprecher bringt keine Überraschungen. Wie die Größe der Lautsprecher vermuten ließ, war nicht viel Tieftonwiedergabe zu erwarten. Über weite Teile klingen die Lautsprecher recht ausgewogen. Ein iPod Nano am Line-in mit Brot-und-Butter MP3 klang unglaublich schlecht. Die komprimierten Musikdateien klebten an den Lautsprechern richtig fest, klangen oben herum sehr maskiert und blechern. Müssen hingegen digitale Signale mit den eingebauten hochwertigen 24 bit / 96 kHz D/A-Wandler von Cirrus Logic umgesetzt werden, ergibt sich ein völlig anderes Bild. Selbst 128 k/Bit-Streams klangen ungewöhnlich gut. Bei gutem Quellmaterial gehen die kleinen Lautsprecher sehr ordentlich zur Sache; sie zeichnen detailreich, klingen klar und verbindlich. Der Sweet-Spot für eine räumliche Wiedergabe ist recht klein bemessen. Die Staffelung in der Tiefe gelingt den kleinen Boxen zwar erstaunlich gut, aber bei manchen Stücken hatten wir das Gefühl, dass im Hintergrund spielende Instrumente eher ein wenig verschluckt werden. Dafür spielen die Teufel-Lautsprecher selbst bei kleinen Lautstärkepegeln sehr deutlich auf und bringen keine Störgeräusche mit. Insgesamt ist das in Anbetracht der Lautsprechergröße ein sehr achtbares Ergebnis.
Der Controller und seine Bedienung bereiten keine Probleme. Die Anwendung ist übersichtlich, die Auswahl von Radiosendern über den Touchscreen geht flüssig von der Hand. Beim Programmwechsel werden die Signale sanft umgeblendet. Dagegen lässt sich nichts sagen.
Grobe Softwareschnitzer
Um Strom zu sparen, verfällt der Controller rasch in einen Tiefschlaf. Auffällig: Nach einiger Zeit des Schlafens muss der Controller sich neu einbuchen. Das klappte bei uns sehr mangelhaft und endete in der Feststellung, dass der Raumfeld Host nicht gefunden wurde. Das stimmt ja, es gibt hier keinen Raumfeld Host. In der Folge lässt sich das System zwar problemlos bedienen, allerdings fehlt die Logo-bestückte Liste der zuletzt gehörten Sender und auch der Lautstärkeregler büßt durch den Schlafprozess seine Bediengrafik ein. Noch schlimmer ist die tägliche Wiederinbetriebnahme. Wird der Controller aktiviert und der Lautsprecher aus dem Stand-by aufgeweckt, ist eine komplett Neueinrichtung des Controllers samt fummeliger Passworteingabe fällig. Das ist vollkommen unverständlich und so auch nicht akzeptabel.
Preis-Leistung überzeugt nicht
Die Bediensoftware bietet Raumfeld übrigens auch als App an. Auf diese Weise kann man den Controller ebenso gut gegen das iPhone eintauschen. Das spart natürlich Geld ein, denn der Teufel S-Lautsprecher kostet allein 399 Euro. Schon hier wird es aber knapp, bei der Frage, ob der Klang diesen Preis rechtfertigt. Der elegante Controller treibt den Preis des Bundles auf stramme 699 Euro (Einzelpreis 399 Euro). Das ist gemessen an den Parametern Preis, Funktion und Klangqualität kein wirklich gutes Angebot und dabei sind die Software-Hindernisse noch nicht einmal eingerechnet.
Doch bei aller Kritik: Die Zukunft der Stereoanlage wird wohl genau so aussehen, wie dieses System.
Steckbrief
- WLAN-Musik-Systen, WLAN/LAN-Lautsprecher und Raumfeld Controller (1Raumfeld S Bundle)
- Raumfeld Controller:
- Datenformate: MP3,WMA, WAV, AAC, FLAC, OGG
- Display Auflösung 480 x 272 Pixel, Touchscreen, Display-Größe 5,4 x 9,5 cm
- Stromversorgung: Lithium-Ionen Akku, Akku-Betriebsdauer 5 Stunden (Werksangabe)
- Abmesungen: B x H x T: 8, 5,5, 18 cm
- Gewicht: 310 gr
- Teufel Speaker S
- Zweiweg-Technik (20 mm-Hochtöner, 100 mm-Tieftöner)
- Integrierter digitaler 50 Watt-Verstärker
- Digital/Analog-Wandler von Cirrus Logic™
- WLAN-Empfänger und Verstärker im Gehäuse der Master-Box (Box mit Lautstärkeregler).
- Cinch-Eingang, USB 1.1- und Ethernet-Anschluss. 5 m-Lautsprecherkabel, 3 m-Stromkabel im Lieferumfang.
- Abmessungen B x H x T: 14 x 20 x 18 cm
- Gewicht: Masterbox 2,7 kg, Slave 2,2 kg