Auch der deutsche Hersteller Technisat kann es nicht lassen und ist auf das Gebiet der Internetradios vorgedrungen. Ende letzten Jahres, noch kurz vor Weihnachten wurde mit der Auslieferung des neuen Internetradios an den Fachhandel gestartet, das als eigenständige Lösung betrieben werden kann. Es besitzt integrierte, aber abnehmbare Lautsprecher, hat W-LAN an Bord und kann weltweite Radiostationen spielen, ohne dass der PC dazu bemüht werden muss.
Das Design des neuen Internet-Radios ist ein echter Hingucker. Wahlweise ist es in den Trendfarben Schwarz-Silber und voraussichtlich seit Ende Februar in Schwarz-Titan erhältlich. Es ist das bislang größte Radio im Test, das mit seinen Lautsprechern, die per Magnethalterungen unsichtbar an das eigentliche Radio gehängt werden, eben entsprechenden Raum benötigt. Halt findet es auf einem massiven Standfuß, wahlweise kann es auch an der Wand hängend montiert werden. Wie das geht, verrät zwar nicht die Anleitung, aber eine Nachfrage beim Hersteller: „Am Standfuss sind Löcher für die Wandmontage vorgebohrt. Entsprechend den Löchern am Standfuss, befestigen Sie das Gerät mittels zwei Dübeln an der Wand. Da der Standfuss klappbar ist, ist es Ihnen möglich, die Befestigung bequem vorzunehmen und danach das Gerät einfach nach oben zu klappen. Die Befestigung ist nun nicht mehr sichtbar.” Stimmt, dem ist nichts hinzuzufügen.
Auch wenn sie verführerisch wirken, so sollte man die Lautsprecher, die wie Ohren am Radio kleben, keinesfalls dazu benutzen, das Internet-Radio von Technisat umzusetzen oder zu verschieben; ebenfalls muss man das Gerät zeitgleich mit den Lautsprechern bestücken oder davon befreien, weil es andernfalls sofort Schlagseite bekommt und mitunter den zweiten Lautsprecher von sich aus fallen lässt.
Auf der Rückseite ist einiges an Verkabelungsarbeiten notwendig. Damit es ordentlich und stets aufgeräumt zugeht, sind dort sehr durchdachte Halterungen vorgesehen, in denen sich die Kabel einstecken lassen.
Auf der Rückseite befindet sich der Netzanschluss für das Radio (für die Boxen gibt es einen weiteren), eine Resettaste, ein LAN-Anschluss (versuchen Sie niemals die Arretierung des RJ-45-Kabels allein mit Ihren Fingern zu lösen, ohne Hilfmittel geht es nicht!), eine schwenkbare WLAN-Antenne, ein optischer Digitalausgang und zwei Cinch-Ausgänge. Die Lautsprecher werden per Cinch an das Radio angebunden, wahlweise kann statt ihrer auch die Stereoanlage angeschlossen werden. Das dafür benötigte Kabel hat der Hersteller ebenfalls beigelegt.
Die Anbindung erfolgt wie bei allen Geräten im Test per WLAN, wahlweise im schnellen 802.11g-Modus oder wesentlich Durchsatz-ärmeren Vorläufer 802.11b. Im Test konnte das Internet Radio den WLAN-Hotspot jedoch erst erkennen, als er ausschließlich auf den langsameren B-Modus heruntergeschaltet wurde. Und auch danach klappte es nicht mit der Funkverbindung - noch nicht einmal, als sämtliche Verschlüsselungen ausgestellt waren. Anschlussversuche via WLAN sollen stets von Erfolg gekrönt gewesen sein – auch im 802.11g-Modus.
Das blaue Display ist sehr gut ablesbar; Darstellung und Menüführung erinnert an die Noxon-Geräte von Terratec. Eine Kooperation mit Terratec gibt es nicht, aber das Technisat-Gerät dürfte wohl ebenso dem eidgenössischen Zulieferer BridgeCo entspungen sein. Der Vorteil: Die Einstellungen erfolgen durch gewohnte Menüs; die mitgelieferte Fernbedienung zeichnet sich durch eine gute Reichweite aus.
Der Installationsassistent erscheint beim ersten Anschalten und führt durch alle notwendigen Punkte bis zur erfolgreichen Inbetriebnahme.
Die mitgelieferte Anleitung ist leider nicht abschließend: Wenn man auf den eigenen Hotspot ausschließlich bestimmte Rechner mit zuvor freigegebenen MAC-Adressen zugreifen lassen möchte, ist es notwendig, die MAC-Adresse des Internetradios in Erfahrung zu bringen. Anders als bei fast allen getesteten Alternativ-Produkten ist die individuelle MAC-Adresse des Radios nicht aufgedruckt, sondern lässt sich bei Bedarf als Information auf dem Display ausgeben. Die Anleitung enthält unter der lobenswerter Weise aufgenommenen Erläuterung technischer Begriffe leider nur den lapidaren Hinweis, dass auch das „InternetRadio 1” eine MAC-Adresse besitzt. Nur wo? So wird die Suche erst nach einigen Versuchen mit der erfolgreichen Anzeige der gesuchten Adresse belohnt. Apropos Sicherheit: Unterstützt werden die Verschlüsselungstypen WEP (64 und 128 Bit), WPA, WPA2.
Auf dem blauen LCD-Display werden senderabhängig unterschiedliche Daten ausgegeben, beispielsweise Sender- oder Programmname, Liedtitel, Mono- oder Stereo-Ton, Übertragungsrate in kbps, Internet-Adresse. Wird dabei die verfügbare Anzeigebreite des Displays überschritten, erscheint der Text in Laufschrift. Die Randbereiche des Displays sind für bestimmte Statusinformationen reserviert: links erscheint die Empfangsstärke und ob der Zugriff via LAN erfolgt, rechts der Pufferstand.
Bevorzugte Sender können auf einem der insgesamt zehn Speicherplätze abgelegt werden. Ein Programmlisten-Update erfolgt automatisch und gehört zum kostenfreien Herstellerservice.
Spezielles Radio Bouquet
Zusätzlich zu den zahlreichen Radiostationen kommt der Besitzer eines TechniSat InternetRadio 1 in den Genuss, das Technisat-Radio kostenfrei Bouquet zu empfangen – „befristet” wie es bei Technisat heisst. Das Radio-Bouquet ist normalerweise CONAX-verschlüsselt über ASTRA 19,2º Ost empfangbar – und kostet 20 Euro im Jahr. Es deckt mit seinen 15 Hörfunkspartenkanälen eine Menge unterschiedlicher Genres ab, z. B. beinhaltet es ein Klassikprogramm bei Euroklassik 1, Radio Viola und Star*Sat Klassik sowie aktuelle Charthits bei Star*Sat Hit-Express. Sender wie Radio Swiss Pop können allerdings auch unverschlüsselt über die Hotbirds von Eutelsat empfangen werden.
Doch wie gelangt man zu dem befristeten Zusatzangebot? Die Anleitung hilft auch diesmal leider nicht weiter: Doch in der Ansicht nach Genre befindet sich ein bei anderen Anbietern unbekannter Ordner namens „TechniSat”, der die besagten Kanäle enthält.
Das schicke Design des Radios und der Lautsprecher schlägt sich auf die Klangqualität leider nicht nieder. Den Boxen fehlt eindeutig Volumen, was bei Sprache noch vertretbar ist, aber sowohl bei Klassik als auch Pop & Rock durch einen blechernen, hohlen Klang ohne Volumen negativ ins Gewicht fällt.
Der Verbrauch des Gerätes hält sich mit 11 Watt im Betrieb durchaus in Grenzen. Das Netzteil benötigt aber – auch wenn das Gerät selbst ausgestellt ist – im so genannten Stand-by dauerhaft 6,8 W – im Jahr sind das knapp 60 kW/h. Das ist zwar kein übermäßiger Stromverbauch, aber damit ist das Internet Radio 1 auch nicht gerade ein Sparschwein.
Musikserver für’s eigene Heim
Das Internetradio kann neben der Wiedergabe von Internetsendern auch für Musik im ganzen Haus sorgen. Es unterstützt den UPnP-Standards (Universelles Plug & Play) zur herstellerübergreifenden Ansteuerung von Geräten über das Netzwerk, sodass beliebige Musikdateien im ASX-, M3U-, MP3-, WAV- oder WAX-Format vom Computer über das Heimnetzwerk an das InternetRadio 1 geschickt werden können. Das ist in vielen Fällen besonders nützlich, zum Beispiel wenn man die eigene MP3-Sammlung räumlich ungebunden auch in anderen Zimmern hören möchte. Einzig eine kostenlos im Internet erhältliche Software muss für das kleine Eigenheim-Web-Radio installiert werden – sie wird nicht mitgeliefert.
Das InternetRadio 1 kostet laut unverbindlicher Preisempfehlung des Herstellers 249,99 Euro. Aufgrund der vielen Schwachpunkte ist das leider zu viel – so elegant das Internet Radio auch wirken mag.