Eine Verbindung aus Design und Klang verspricht DNT mit seinem neuen WLAN-Internetradio-Modell „IP Square“. Unser Test klärt, ob die Verbindung hält, was der Prospekt verspricht.
Reicht es aus, ein Schuhkarton-großes Gehäuse mit zwei Lautsprechern in Glanzlack zu tunken, um einen Hingucker auf den Tisch zu stellen? DNTs neuer WLAN-Radio-Spross ist zweifellos ansehnlich, originell ist er aber nicht. Der erhabene Lautsprecher-Rahmen ist mit Stoff bespannt. In seiner Mitte sitzt das Radio-Display in einer silbermatten Einlassung.
Die Bedienelemente sind auf der Gehäuseoberseite bündig eingelassen. Die Tasten machen einen straffen Eindruck. In der Preisklasse nicht ganz selbstverständlich, ist eine Fernbedienung mit übersichtlich großen Tasten, die zudem einen mechanischen Hub und klare Druckpunkte bietet.
Die Verarbeitung hinterlässt in Großen und Ganzen einen stimmigen Eindruck. Einzig das an die Gehäuseunterseite geführte Bassreflexerohr muss ohne gerundete Austrittskante auskommen; auch wartet die Holzröhre innen mit einer rauen Oberfläche auf.
Wozu schon DAB zum Jupiter?
Das Innenleben liefert im Wesentlichen die Firma Frontier-Silicon in Form der Jupiter-6.2-Plattform zu. Rund um das Venice-6-Modul liegt es am Radiohersteller, welche der Möglichkeiten von seiner Hardware genutzt werden sollen. DNT verzichtete beim „IP Square“ auf eine Ausführung des DAB- und DABplus-Empfangs. Auch der USB-Anschluss, der digitale Audioausgang und ein iPod-Dock werden nicht angeboten, obwohl die Jupiter-Plattform solche Features bieten kann. Kopfhörerausgang, Line-in und Ethernet-Anschlüsse sind hingegen auch beim DNT-Radio vorhanden.
Zudem gibt es einen analogen Cinch-Ausgang, um das „IP Square“ mit der Stereoanlage zu verbinden. Nun möchte man meinen, ein Tischradio wird selten Spielpartner für eine Stereoanlage, andererseits unterstützt das „IP Square“ beim Audiostreaming auch Formate wie WAV, FLAC und AACplus, was zum einen oder anderen Experiment verleiten könnte. Der Webradioempfang stützt sich auf MP3, WMA und Real-Audio.
Die Einrichtung und Bedienung von Internetradios mit Frontier-Silicon-Modulen ist nicht sonderlich kompliziert. Internetradio-Stationen können über Kontinente und Länder oder über Musikrichtungen ausgegeben werden. Zusätzlich steht ein eigenes Podcast-Verzeichnis zur Verfügung, das in gleicher Weise bedient werden kann. Auch die gesamte Radiostations-Datenbank ist sehr gut ins Deutsche übersetzt worden. Eigene Stationen lassen sich über das Frontier-Webportal exklusiv für das eigene Radio einpflegen und über das Verzeichnis „meine Sender“ aufrufen.
Bei Internetausfall kann man auf einen UKW-Empfänger mit RDS zurückgreifen. Der automatische Suchlauf brachte zumindest acht Sender in tadelloser Qualität zu Gehör. Für den normalen Hausgebrauch reicht das aus.
Das „IP Square“ erkennt UPnP-Medienserver im Netzwerk. Diese können im PC arbeiten - im Zweifel ein Windows Mediaplayer 11 - oder von einer Spielekonsole oder Netzwerkplatte aus laufen. Sie streamen beliebige Musikinhalte in das DNT-Radio.
Es mag Musik nur wenn Sie laut ist
Bei der Klangqualität kann sich das „IP Square“ von DNT nicht gut in Szene setzen. Zwei Lautsprecher und eine nach unten gerichtete Bassreflexöffnung sind allein noch kein Garant für eine deutliche Aussprache. Und so klingt das „IP Square“ leider mittenbetont, nuschelig und wenig dynamisch. Selbst die fertigen Equalizer-Profile bieten keinen Ausweg. Lustigerweise heißt eines der Profile „matt“. Matt ist genau der richtige Begriff für das Klangbild in allen Profilen. Bässe und Höhen lassen sich auch per Hand einstellen. Der Regelbereich erstreckt sich auf +/- 14 dB. Mit dieser tüchtigen Tonbrechstange kann eine brauchbare Einstellung gefunden werden, doch hilft es alles nicht an der Erkenntnis vorbei, dass die Klangvorstellung der Preisklasse inzwischen nicht mehr gerecht wird.
Bei niedrigen Lautstärken sind Sprecher schwer zu verstehen. Erst bei forcierten Lautstärken erhebt sich der Klang aus dem nicht näher definierbaren Nebelschleier. Dafür kann das DNT bei Bedarf ziemlich laut werden.
Systemübliche SchwachpunkteAus der Testpraxis wissen wir, dass DNT mit solch nebulösen Klangproblemen nicht allein steht. Beim „Oxx Digital Classic 600 DAB“ haben wir genau die gleichen Schwächen festgestellt. Beide Modelle basieren auf Frontier-Silicon-Plattformen. Bei Pure und Revo, die ebenfalls auf Frontier-Silicon-Plattformen aufbauen, sind solche Phänomene nicht zu beobachten.Ebenso typisch für diese Technikplattform sind Probleme bei der Lauftextanzeige zum Internetradioprogramm. Hier wird nur die Programmbeschreibung eingelesen. Eine Anzeige des gerade gespielten Titels gibt es hingegen nicht.Zudem muss die Uhr bei Stromausfall manuell gestellt werden, weil sich das Gerät die Daten nicht automatisch im Internet besorgt. |
Ein uns bislang so noch nie aufgefallenes Problem ergibt sich nach unseren Beobachtungen, wenn das Radio im Musikabspieler-Modus abgeschaltet wird. Schaltet man das Radio später erneut ein, ohne das der Musikserver online ist, kommt es zu extrem zähen Verbindungsversuchen die im Timeout enden und zu einem Festlaufen der Software führen. (Anmerkung der Redaktion: Dieser Kritikpunkt wurde zurückgezogen: Siehe Kommentar.)
Im Standby verbraucht das Square 1,4 Watt. Damit reißt das Gerät - entgegen der Werksangabe von 0,7 Watt - die Ökorichtlinie der EU. Trotzdem muss man auf eine Uhrzeitanzeige verzichten, weil das Display ausgeschaltet wird. Bei voll aufgedrehter Lautstärke trieben wir den Stromverbrauch in der Spitze auf fast 20 Watt. Bei Zimmerlautstärke verbraucht das IP Square zwischen 6,5 und 7 Watt.
Fazit
Trotz guter Ansätze, kann von einer gelungenen Synthese aus Design und Klang beim „DNT IP Square“ nicht wirklich die Rede sein. Beim Klang patzt das „IP Square“. Zwar tönt es kraftvoll, aber unausgewogen und ohne Klarheit. Der Rest des Radios, sei es die Bedienung, die Datenbankausstattung oder die Verarbeitungsqualität gibt keinen Grund zur Klage. Ob das aber angesichts des harten Wettbewerbs in dieser Preis- und Geräteklasse ausreicht, darf bezweifelt werden.
Steckbrief:
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UKW/Internetradio mit WLAN (802.11 b/g) und Ethernet-Schnittstelle. UKW m. RDS
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Audioformate: MP3, AAC/AAC+ Real-Audio, WMA (auch mit DRM), FLAC, WAV. LIPCM
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WLAN-Sicherheit: WEP, WPA, WPA2
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Datenbank: Frontier Silicon
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Anschlüsse: Kopfhörer, Line-in, Line-Out (Cinch L/R) Stromversorgung, Netzwerk (RJ-45)
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Stromversorgung: Steckernetzteil
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Stromverbrauch: 6,8 W (WLAN), 1,4 W (Stand-by)
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Abmessungen (B x H x T): 286 x 139 x 130 mm
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Gewicht: 2,4 kg
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Preis (UVP): 149,95 Euro
Mitglied seit
16 yearsFestlaufen beim Medienserver
Dieser Kritikpunkt (im Lauftext kursiv gekennzeichnet) wird hiermit zurückgezogen. Die Probleme sind auf eine gestörte WLAN-Verbindung zurückzuführen. Die zeitweilige Benutzung eines Babyphones in der Nachbarschaft führte hier zu massiven Paketverlusten auf der Funkstrecke. Die Fehlermeldungen des Netzwerk-Timeouts, ist demnach nicht auf eine Fehlfunktion des DNT IP-Square zurückzuführen.
Mitglied seit
13 years 10 monthsKlang kann verbessert werden
Dieses Radio interessiert mich sehr, weil es angeblich ein besseres WLAN-Modul haben soll (Auskunft der dnt-Hotline). Angeblich wäre es mit einem WLAN-Modul von Notebooks vergleichbar. Das wäre in Testberichten übrigens auch erwähnenswert, weil davon der Nutzen eines WLAN-Gerätes abhängt.
Ich habe gehört, dass der Klang durch "Lautstärkenverstärkung im Equalizer deaktivieren" sehr verbessert werden kann. Können Sie dies bestätigen?
Gruß
M.Flecki