Europapremiere feierte das edle Internetradio auf der IFA in Berlin. Jetzt ist ein brandneues Testmuster in der Redaktion eingegangen und wurde ausgiebig auf seine Alltagstauglichkeit getestet.
Das „NetWorks“ ist für den anspruchsvollen Musikfreund konzipiert worden, dem die lokalen Sender nicht genügen, der keinen Satelliten-Receiver sein eigen nennt oder auf Sender am anderen Ende der Welt zurückgreifen möchte. Das äußere Erscheinungsbild der Gehäuse-Front-Kombinationen ist in Walnuss-furniert/Gold, Kirsch-furniert/Gold sowie Wenge-furniert/Gold erhältlich. Das vom deutschen Vertrieb zur Verfügung gestellte Testgerät in Wenge-Ausführung macht seitens der Verarbeitung und des Materials einen sehr guten Eindruck, wenngleich auch Tivoli Audio sein Schmuckstück im Reich der Mitte fertigen lässt.
Das NetWorks soll kinderleicht und intuitiv zu bedienen sein, so wie alle Radios von Tivoli Audio. Für das Design ist die italienische Star-Architektin und Designerin Ilaria Marelli verantwortlich. Größtmögliche Klarheit von Form und Funktion stehen wie bei vielen Geräten heute im Vordergrund: Eine einzige Bedienmöglichkeit ist direkt auf der Geräteoberseite angebracht. Ein Knopf aktiviert als Ein- und Aus-Schalter die Fernbedienung; zugleich lässt sich die zentrale Steuerung für die Lautstärke-Regulierung drehen und als Snooze-Taste nutzen. Wenngleich der einzige sichtbare Bedienknopf sichtbar unauffällig ist, so ist er in grauem Kunststoff etwas zu nüchtern. Bedienen lässt sich der zentrale Knopf gut, die Lautstärke-Regulierung besitzt klare Rastpunkte.
Leichte Einrichtung
Der erste Internetradio-Empfang ist zwar weiter als nur einen Klick entfernt, denn es gilt zuvor die Einrichtung des LAN- oder WLAN-Zugriffs vorzunehmen. Wird ein Anschluss an einem Hotspot mit Sicherheitseinstellungen vorgenommen, so ist die Eingabe über die Fernbedienung erforderlich.
Die Verbindung des Tivoli-Gerätes mit einem WLAN-Zugangspunkt im 802.11g-Modus mit 54 MBit Datendurchsatz und abgesichertem WPA2-AES-Betrieb erweist sich als denkbar problemlos; auch die Kabelanbindung per TCP/IP ist sofort hergestellt. Wer eine derartige Einrichtung nicht das erste Mal vornimmt, kommt auch ohne Anleitung sofort zurecht.
Nicht auf Anhieb lässt sich die MAC-Adresse finden. Weder auf dem Karton noch auf dem Gerät ist ein entsprechender hilfreicher Aufkleber enthalten wie ihn viele Konkurrenten nutzen. Ein Blick in die mitgelieferte englischsprachige Bedienungsanleitung hilft jedoch weiter. Dort erfährt man im Kapitel „Troubleshooting“, dass die MAC-Adresse des Radios im Hauptmenü unterhalb von Info als Radio-ID angezeigt werden kann.
Als wenig komfortabel erweist sich bei der Konfiguration lediglich die Fernbedienung. Das Scheckkarten-kleine Modell hat harte Druckpunkte, keine nennenswerte Reichweite, ist wegen des Geräte-Designs für die Steuerung aber unverzichtbar.
Unterbrechungsfrei dank Groß-Puffer
Ist die Ersteinrichtung vollbracht, schaltet sich die altehrwürdige BBC zur Begrüßung ein, fünf Sender sind insgesamt vorprogrammiert. Die eigenen Wunschsender findet das NetWorks anhand benutzerdefinierter Kriterien wie Stationskennung, Land, Region oder Genre. Auch Podcasts stöbert NetWorks problemlos auf.
15.000 Sender können sofort über das Internet abgerufen und über das Menü wiedergegeben und gespeichert werden. Neue, weitere Sender wie auch Updates finden Hörer über das exklusive Hersteller-Portal.
Tivoli preist den im NetWorks verbauten „SuperBuffer“ als exklusive Innovation, die im Display durch das kryptische „x4“ signalisiert wird. Der Zwischenspeicher soll besonders groß sein, um Ausfälle – so genannte Drop-outs - bei der Wiedergabe möglichst zu vermeiden.
Wer seine eigene, auf dem Computer gespeicherte Musik oder Hörbücherabspielen möchte, kann dies ebenfalls mit dem NetWorks tun. Der Zugriff auf einen Musikserver (UpnP) ist ebenso möglich wie Ordnerfreigaben (CIFS). Das NetWorks ist mit allen gängigen Formaten wie MP3, Real Audio oder WMA kompatibel, versteht sich aber nicht auf geschütztes Material. Ebenso ist das Gerät aufnahmegierig für USB-Sticks und externe MP3-Player. Der iPod von Apple nimmt über den Kopfhöreranschluss Kontakt auf.
Das große, blau hinterleuchtete LCD-Display ist qualitativ hochwertig und gut ablesbar. Vier Zeilen Platz reichen nicht für alle Angaben: Für die Beschreibung eines Internetradio-Senders nutzt es die Möglichkeit, den Text von rechts nach links laufen zu lassen.
Spitzenklang
Das Holzgehäuse mit seinem kleinen Bassreflexrohr wirkt Wunder: Das NetWorks weiß mit sonorer und differenzierter Wiedergabe zu überzeugen, die seine Grenzen lediglich an der Qualität des bereitgestellten Ausgangsmaterials vieler Internetradio-Stationen findet. Der eingebaute 3,5-Zoll-Breitbandlautsprecher in der Mono-Variante ist eine gute Wahl, der Kauf des zweiten, externen Stereo-Lautsprechers ebenso; etwas preiswerter kommt weg, wer beides im Set kauft.
Eine gleichmäßig gute Wiedergabe des Radios bietet der ebenfalls enthaltene UKW-Tuner, für den bei Bedarf auf der Rückseite eine Stabantenne ausgezogen werden kann.
Ein digitaler Wecker mit Sleep-Timer und Snooze-Funktion, bei dem sich zwei voneinander unabhängige Weckzeiten einstellen lassen, gehören gleichfalls zur Standardausstattung.
Noch mehr Auswahlmöglichkeiten ermöglicht die Verbindung mit einem optional erhältlichen CD-Spieler oder Subwoofer. Letzterer ist allerdings entbehrlich, da das NetWorks ohnehin etwas basslastig ist.
Die Anleitung ist knapp, aber ausreichend gehalten, wird aber leider nur in englischsprachiger Ausführung mitgeliefert. Mit dabei ist – ebenfalls in Englisch – eine Kurzanleitung „Getting Started“. Wer den zweiten Stereo-Lautsprecher kauft, erhält eine mehrsprachige Anleitung nur dafür. Angehen kann das nicht. Ein Gerät mit CE-Kennzeichnung muss mit einer Bedienungsanleitung in Landessprache geliefert werden; so verlangt es eigentlich das deutsche Geräte und Produktsicherheitsgesetz GPSG.
Auch sonst besteht noch etwas Nachholbedarf in Sachen Fremdsprachen: Im Menü des NetWorks – er beherrscht die meisten europäischen Sprachen - ist nicht immer alles perfekt eingedeutscht. So heißt es an einer Stelle etwa „Suchen sender“ oder „UKW“ wird als „FAM“ bezeichnet, was bei der Suche nach dem klassischen Radio im NetWorks etwas Verwirrung stiftet.
Anschlussmöglichkeiten hat das schmucke Tivoli satt auf der Rück- und Unterseite: Neben dem 220-Volt-Anschluss besitzt das Gerät noch einen 12-Volt-Einlass, einen USB-Eingang, einen Kopfhörer-Anschluss (3,5 mm), einen AUX-in (3,5 mm), einen MIX-in (3,5 mm), einen Auslass für einen Subwoofer (3,5 mm), einen REC-out (3,5 mm) für Aufnahmen, einen Ethernet-Anschluss sowie einen Ausgang für den zweiten Lautsprecher. Digitalausgänge sucht man allerdings vergeblich.
Über die Rückseite lässt sich auch eine Umschaltung zwischen Mono- und Stereo-Betrieb vornehmen, sowie die Balance regulieren. Zusätzlich lässt sich das Gerät über einige Tasten auch ohne Fernbedienung nutzen, sowie Stationstasten belegen.
High-end, high Preis
Das schlichte elegante Tischradio des Bostoner Kultlabels sorgt wahlweise via WiFi oder Ethernet-Kabel für Zugriff auf rund 15.000 Radiosender aus dem Internet ohne auf einen Computer angewiesen zu sein. Das kleine Gerät bietet einen hervorragenden Klang - die Stereo-Variante ist dabei deutlich überlegen – verpackt in einem hochwertigen Holzgehäuse. Nachbessern sollte der Hersteller allerdings seine Philosophie von Fernbedienen. Die kleine Scheckkarte sorgt bei der Nutzung für deutlichen Missmut angesichts des stolzen Preises von 799 Euro für das Stereo-Set. Die Mono-Variante kostet 699 Euro. Wer sein NetWorks im Nachhinein mit dem Stereo-Lautsprecher nachrüsten will, bezahlt dafür 119 Euro.