High-end-Fans werden es noch wissen: Restek war schon einmal in den 80er-Jahren mit einer Mini-Modul-Serie sehr erfolgreich. Seit einiger Zeit ist der Hersteller aus Fuldabrück bei Kassel mit einer neuen Mini-Serie unter dem Namen Soireé am Markt präsent. Die Auswahl ist groß. Mit dabei ist auch ein hochwertiger Tuner für den DAB- und UKW-Empfang.
Von den Ausmaßen her betrachtet ist der MINITUN extrem klein geraten: Mit einer Breite von 14 cm, einer Höhe von 5,9 cm und einer Tiefe von 17,8 cm versteckt er sich sogar innnerhalb seiner Verpackung. Mit einem Kilogramm ist er noch dazu ein Leichtgewicht, der aber - und das ist keineswegs übertrieben -, an jedem Platz eine sehr gute Figur macht.
Im Gegensatz zu schnöder Fabrikware kann er damit aufwarten, dass er handgefertigt ist und zwar in Deutschland. Der Preis für das edle Stück High-end ist geradezu teuflisch günstig: 598 Euro mit rotem Display oder 648 Euro für die blaue oder grüne Farbvariante kostet der glänzende Chromzwerg. Die Front ist auch in Aluminium Schwarz oder Silber gebürstet erhältlich. Individualisten können ihren MINITUN auf Anfrage sogar in einer Sonderausführung erhalten. “Auf Wunsch gibt des die Fronten auch in Gold, Platin oder Rhodium. Insbesondere Gold geht ganz gut in Russland und China. Unsere Geräte gelten dann mehr als Schmuckstücke und Statussymbole”, erklärt Adrianus Elschot, Vorstandsvorsitzender der Restek AG.
Die Vorderfront ist spartanisch einfach gehalten. Es gibt nichts außer dem Display und einem einzigen Bedienknopf. Die Rückseite dagegen bietet Anschlussmöglichkeiten für das Netzteil, eine Antenne, einen analogen Cinch- und einen digitalen Toslink-Ausgang. Nicht mehr, aber auch nicht weniger. Was fehlt, ist wie so oft ein Kopfhörer-Anschluss. Bei einem derartig kleinen Gerät, aber durchaus verzeihlich.
Das externe Netzteil ist ausreichend groß dimensioniert und macht ebenfalls einen hochwertigen Eindruck, an der Zuleitung wurde nicht gespart: zwei Meter mit einem solide verschraubbaren Geräteanschluss.
Ein-Knopf-Bedienung ohne Tücken
Die Ein-Knopf-Bedienung ist auch ohne Blick in die Bedienungsanleitung kein Buch mit sieben Siegeln. Ganz im Gegenteil: Die Bedienung fällt erheblich leichter, als bei vielen Hi-Fi-Geräten mit endlosen Knopf-Leisten und unklaren oder winzigen Beschriftungen.
Sämtliche Geräteeinstellungen erfolgen über den Dreh- und Druckknopf auf der Frontseite des kleinen Tuners. Durch ein- oder mehrmaliges Drücken erreicht man den jeweils gewünschten Menüpunkt. Dort kann man Einstellungen durch Links- oder Rechtsdrehen des Knopfes anwählen. Die gewünschte Einstellung wird durch erneutes Drücken bestätigt.
Das Display ist sehr hochwertig und gut ablesbar. Die Multifunktionsanzeige stellt nach dem Einschalten den angewählten Empfangsmodus, die Frequenz und je nach vorgenommenen Einstellungen im Menü weitere Informationen dar: Im UKW-Modus können die RDS-Informationen Stationsname, -text, -typ und die Signalstärke angezeigt werden, im DAB-Betrieb der Stationsname, Zusatzinformationen, Programmtyp, Band, Codierungsrate und die Signalstärke.
Die Helligkeit des Displays lässt sich über einen eigenen Menüpunkt in Stufen auf 50 % und 25 % dimmen oder sogar ganz ausstellen.
Der MINITUN verfügt auch über eine Lautstärkeregelung des Ausgangs, die sich über das Menü grundsätzlich an- und ausschalten lässt.
Überzeugend: Empfang und Wiedergabe
Der MINITUN empfängt DAB auf Band III und dem L-Band, ebenso das alt-bewährte UKW-Radio. Eine Antenne liefert Restek nicht mit, für die ersten Empfangsversuche nicht einmal eine Wurfantenne. Doch damit lässt sich in Deutschland ohnehin kein vernünftiger Empfang erreichen, schon gar nicht In-House für ein derart hochwertiges Gerät.
Für den Test musste sich der MINITUN mit einer Stationsantenne von ABB begnügen (604 919 001), kam damit aber glänzend zurecht und wurde standesgemäß (analog) mit Kimber-Cinch-Kabeln an den Verstärker angeschlossen.
Bei der erstmaligen Inbetriebnahme ermittelt der Tuner das örtliche Senderangebot für das Band II und L-Band. Der automatische Suchlauf sucht zügig nach empfangbaren Sendern, der Fortschritt wird jeweils in Prozent im Display wiedergegeben. Jeweils bis zu neun Sender lassen sich für DAB und UWK abspeichern. Der Aufruf ist unmittelbar über das Gerät und die Fernbedienung möglich.
Die Wiedergabe überzeugt. Lediglich die Mitten wirken geringfügig verfärbt, ansonsten bietet das kleine Chromjuwel einen perfekt aufgelösten Klang, der keine Wünsche offen lässt.
Die Anleitung ist umfassend und beantwortet auch Detailfragen ohne langes Suchen. Sämtliche Menüpunkte werden erläutert; der Menüaufbau wird sogar für den DAB- und UKW-Modus jeweils gesondert grafisch dargestellt. Verirrungen sind so kaum möglich, Softwaresackgassen wurden nicht entdeckt.
Bei soviel Leistung fragt man sich natürlich schon, worin denn die Unterschiede zum reinrassigen DAB-Tuner EDAB (ab 2.700 Euro) aus gleichem Hause bestehen? “Neben Größe, Displayeinheit, Preis etc. unterscheiden sich EDAB und MINITUN im Wesentlichen durch die Digital/Analog-Wandler-Einheit. Beim EDAB wird ein D/A-Wandler eingesetzt, der mit 24-Bit Auflösung arbeitet, einen HDCD-Filter beinhaltet, zwei parallele 24-Bit-Wandler höchster Selektionsstufe und sehr aufwändige Analogfilter verwendet, zusätzlich symetrische Ausgänge hat und viele weitere Details. Die eigentliche Empfangtechnik ist fast identisch. An den digitalen Daten, die durch die Luft kommen, kann man eben nichts ändern. Klanglich legt der EDAB aber in jedem Fall noch etwas drauf”, erläutert Adrianus Elschot die Differenzen der beiden High-ender aus dem Hause Restek.
Billigkommandos für das Edelstück?
Einen Pferdefuss hat allerdings auch das beste Angebot. Beim MINITUN ist es die Fernbedienung. Sie ist zwar mit einem Restek-Label versehen, doch tatsächlich handelt es sich dabei um eine Universalfernbedienung aus dem Hause TCM, der Handelsmarke der Kaffeeröster Eduscho und Tchibo. Keine Frage, dass sie den benötigten Funktionen gerecht wird. Aber sie ist im Gegensatz zu allem anderen an dem Gerät einfach nur minderwertig und vermittelt eben dieses Gefühl, sobald man sie in die Hand nimmt. Der beste Ausweg aus diesem Dilemma: Die Fernbedienung einfach in der nächstbesten Schublade verschwinden lassen. Denn die braucht man eigentlich auch gar nicht.
Fazit
Qualität kostet oft das entsprechende Kleingeld, vor allem dann, wenn noch dazu das Ambiente stimmen soll. Restek hat mit dem MINITUN ein wunderschönes kompaktes Gerät mit einzigartigen Eigenschaften entwickelt. Und das zu einem bemerkenswerten Preis. Da verzeiht man die kleine Schwäche mit der Fernbedienung gerne.