Die Firma Trinloc überrascht mit einem ausgewachsenen HiFi-DAB-/UKW-Tuner, der so ganz nebenbei nicht nur Audio-CDs wiedergibt, sondern auch in Echtzeit brennt. Ob UKW- oder Digital Radio-Aufnahmen, analoge Schallplatte oder CD-Kopie: Knopfdruck genügt.
Ein wuchtiges Gerät springt da aus einem nicht minder wuchtigen Karton. Ganzmetallgehäuse, massive Frontplatte mit verchromter Displayumrandung und ebenfalls verchromter CD-Schublade. Das Ganze knapp fünf Kilogramm schwer. Von Understatement keine Spur.
Im Test muss sich die Version in Champagner-Farbe behaupten. In Schwarz wirken die Chrom-Kontraste bestimmt stärker, doch passt der Champagner-Ton zum ersten Eindruck. Zwar hat das Radio keine große analoge Frequenzskala, Zeigerinstrumente oder Kippschalter aus gefrästem Metall und doch wirkt das Testmuster wie die digitale Reinkarnation legendärer Marantz-Tuner aus den frühen 80ern.
Damals nahm man Musik aus dem Radio auf. Auf Kompaktkassetten mit Chromdioxid-beschichtetem Tonbandmaterial von BASF, TDK oder Maxell. Es rauschte in leisen Passagen schon ein wenig. Und das Rauschen des Aufnahmematerials summierte sich mit dem Rauschen des UKW-Empfangs. Heute rauscht nichts mehr. Weder das Digital Radio noch die CD-Aufnahme.
DAS ist die Zukunft und DAS ist kein Druckfehler, sondern der Name des Trinloc Digital Audio System. Bislang ist es die bloße Möglichkeit, verlustfreie Aufnahmen von Digital Radio-Sendungen auf CD zu bannen, die Plattenbosse bereits beunruhigt. Wenn DAS nun Schule macht ....
Alles drin, fast alles dran
In dem großen Karton ist einiges drin: eine Fernbedienung, ein analoges Cinch-Kabel zum Anschluss an eine herkömmliche Stereoanlage, ein optisches Kabel für den S/PDIF-Ausgang, ein Netzkabel, eine schicke Magnetfußantenne für DAB-Empfang mit F-Stecker und eine CD-RW für die erste Probeaufnahme.
Das Gerät besitzt zwei digitale Ausgänge und einen analogen Eingang. Mit dem Eingang kann man Audioquellen wie den Fernseher oder andere Komponenten der heimischen Stereoanlage für eine CD-Aufnahme anliefern.
Schwitzen beim Rheinland-Pfalz-Test
Natürlich interessiert uns die erzielbare Qualität bei den DAB-Aufnahmen. Dazu muss zuerst der Digital Radio-Empfang bewertet werden. Die hochwertig wirkende DAB-Magnetfußantenne sollte man besser nicht auf den Tuner pappen und erst recht vom benachbarten Fernseher fernhalten. Ein solcher Hinweis fehlt in den Beipackzetteln leider. Die Antenne ist mit einem drei Meter langen dünnen 4-mm-Koaxialkabel ausgerüstet. Eine Metallfensterbank, ein fensternaher Heizkörper oder eine Balkonblende bieten sich als Standort an.
Der Suchlauf fördert nur das heimische NRW-Ensemble zu Tage. Mit der Magnetfußantenne ist Rheinland-Pfalz nicht zu bekommen. Mit der Hama Butterfly klappt es dagegen. Gut, die Butterfly ist auch auf das Band III abgestimmt, während die Trinloc-DAB-Antenne das L-Band mitnehmen soll. Trotzdem liefert der Trinloc-Tuner das Ensemble aus Rheinland-Pfalz mit Aussetzern und hohem Fehlerbesatz. Bei ganz dünnem Signal entscheiden eben schon zwei Dezibel über Sieg oder Niederlage. Taub ist der Trinloc-Tuner sicher nicht, aber gemessen an der Papierform hatten wir etwas mehr erwartet.
UKW: Trennschärfe bringt Pluspunkte
DAS kontert dafür beim UKW-Empfang. Der automatische Suchlauf lässt sich von den parasitären Kabelabstrahlungen nicht ins Boxhorn jagen, sondern bringt fast ausnahmslos terrestrische Sender in Stereoqualität zu Gehör. Die von Trinloc mitgelieferte Magnetfußantenne ermöglicht praktisch gar keinen UKW-Empfang. Dem DAS fehlt zudem ein zweiter Antenneneingang. Von 87,5 MHz bis 1.492 MHz, welche Antenne, bitte sehr, soll einen solchen Frequenzbereich befriedigend liefern?
Wir haben deshalb die Teleskopantenne des Albrecht DR 601 verwendet. Also wirklich indoor, inmitten der Kabelstörungen, wo die bisherigen Probanden auf UKW stets ihr Waterloo erlebten... Trinloc DAS gab mit der Teleskopantenne auf UKW erst richtig Gas. So lieferte das Gerät sogar die “Antenne AC”, einen Lokalsender aus Aachen, mit leichten akustischen Knitterfalten, bis ins 80 Kilometer entfernte Bonn und verteidigte den schwachen Aachener Radiofindling sehr tapfer gegen starke Frequenznachbarn im unheilvollen Gemisch aus UKW und Kabelsignalen. Der UKW-Empfang des Trinloc zeigt Oberklasse-Niveau.
Kann DAS MP3? Im Prinzip nein, ...!
Ein CD-Laufwerk, das CD brennen kann, sollte mit ’Selbstgebranntem’ keine Probleme haben. Eine Schallplattenkopie von Paolo Contes “Concerti”, die im CD-Audioformat im High-Speed-Modus auf einem PC-Brenner erstellt wurde, versagte ihren Dienst auf einem Philips DVD-Player. Während der DVD-Player springt, stolpert und aufgibt, liefert das Laufwerk im Trinloc eine ordentliche Vorstellung mit kleinen akustischen Drop-Outs auf hastig gebrannten Spuren ab.
Von MP3 ist beim Trinloc DAS nicht die Rede. Mit einer eng beschriebenen, geschlossenen MP3-CD konnte man die Software des DAS-Players reichlich irritieren und zum Festlaufen bewegen. Eigentlich hätte man das Experiment daraufhin abbrechen können. Doch ein Fehlgriff ins Sammelsurium von Selbstbrennversuchen brachte eine offene MP3-CD in die Trinloc-Schublade, deren Brennvorgang abgebrochen wurde, aber doch sieben Titel beinhaltete. Diese MP3-Dateien wurden überraschenderweise wiedergegeben. Mit einer offenen MP3-CD ließ sich der Effekt aber nicht reproduzieren. Der Apparat liest also keine MP3-Dateien, obwohl er es theoretisch könnte.
Ruhe: Aufnahme!
Radio an, leere CD-R oder CD-RW einlegen und einfach “Record" drücken. Fertig. Perfekt. Die Aufnahme lässt sich mit der Stop-Taste unterbrechen, um zum Beispiel die Moderation auszublenden. Ein erneuter Druck auf die Aufnahmetaste erzeugt einen neuen Aufnahmetitel. Auf diese Weise hat man nicht nur ein riesiges File auf der CD, sondern einzelne Titel. Einfach und gut. Besonders beim Brennen von CD-RW-Rohlingen benötigt DAS etwas internen Pufferspeicher. Das muss man wissen, wenn man die Aufzeichnung stoppt, das Laufwerk aber noch etwas weiterbrennt. Das muss so sein. Die Aufnahme ist so gut wie die Qualität des empfangenen Signals. Es ist übrigens gleichgültig, ob es sich um ein DAB-Programm mit 96 Kilobit oder um eines mit 192 Kilobit Datenrate handelt oder gar um die Kopie einer Original Audio-CD. Der Datenstrom, den der Brenner auf die CD aufbringt, ist immer gleich groß. Wer eine selbstgebrannte DAS-CD hört, erkennt ohne weiteres den Qualitätsunterschied zwischen UKW und DAB. Die Kanaltrennung und vollkommene Rauschfreiheit der DAB-Aufnahmen überzeugen. Bei der CD-Kopie ist ein Verlust durch die doppelte Analog-Digital-Wandlung mit meinen Ohren nicht zu hören. Fabelhaft.
Multiplex eingeben, Wunschtaste drücken
Die umfangreiche Bedienungsanleitung liefert vor allen Dingen gute Unterhaltung. Das Vorgehen bei manueller Sendersuche im DAB-Band beschreibt die Anleitung zum Beispiel so: “Wenn das Radio Ensemble-/Multiplex-Sender im DAB-Frequenzband gefunden hat, wird das in der unteren Zeile des LCD-Display angezeigt. Drücken Sie jetzt die Enter-Taste, dann können Sie das/den vorliegende(n) Ensemble/Multiplex eingeben.” Die englische Fassung ist auch nicht wirklich besser. Da hat das DAS eine sehnsüchtige Wunschfunktion: “Push Button to pick desire function” - was so alles geht.
Viele der beschriebenen Knöpfe sucht man am Tuner selbst ohnehin vergebens. Etliche Funktionen sind nur mit der Fernbedienung steuerbar. Wenn man bedenkt, dass das Beschreiben einer CD-RW “on the fly” durchaus Rechenzeit beansprucht, muss man sich schon wundern, weshalb Tuner-Bedienfunktionen mit so viel Trägheit arbeiten. So hat man den wunderbaren runden Abstimmknopf, der angenehm rastend rotieren kann. Für die Senderabstimmung auf DAB und UKW ist das Ding leider kaum brauchbar, denn viel mehr als einen Schrittimpuls pro Sekunde übermittelt der Drehknopf nicht. So lernt man ganz schnell, die Fernbedienung in die Hand zu nehmen und sich an den flinken Automatikabstimmungen zu erfreuen.
Dass die DAB-Tuner- und die CD-Player-/Writer-Elektronik unterschiedlich ist, merkt man dann bei der CD-Wiedergabe. Da funktioniert der Drehknopf prima, rennt flüssig über alle enthaltenen Tracks und kaum lässt man den Knopf los, beginnt das Laufwerk mit der Wiedergabe.
Richtig gut ist die Pegelanpassung über die Fernbedienung. So kann die Lautstärke verändert werden, ohne dass man sich leise fluchend vom Sofa erheben muss, weil die zuständige Verstärker-Fernbedienung sonst wo liegt. Für abendliches Sofa-Dösen ist auch die Licht-Aus-Funktion sehr angenehm. Nach zwei Minuten ohne Bedienbefehle schaltet das Gerät die Displaybeleuchtung und das blaue Tasten-Nachtdesign ab.
Neue Klangwelten öffnen sich
Gute CD-Wiedergabe, tolle digitale Radioaufnahmen, guter DAB-Empfang und ein leistungsfähiges UKW-Empfangsteil sorgen für beste akustische Unterhaltung. Der Digital Radio-Tuner ist klanglich auf Zack: Gerade in Nordrhein-Westfalen mit seinem Ensemble auf Bitraten-Diät macht Trinlocs DAS eine gute Figur und klingt selbst bei 128 Kilobit recht luftig und liefert ein natürliches Klangbild. UKW ist beim DAS keine lieblose Zugabe, sondern bietet einen ordentlichen Empfang. Bei kräftigen Signalen liefert das Trinloc-Gerät im UKW-Modus zudem eine ansprechende Klangqualität.
Leider fehlt dem DAS ein Kopfhörerausgang. Mit einem Kopfhörer ließen sich Klangunterschiede ohne weitere Beeinflussungen durch zwischengeschaltete Verstärker leichter differenzieren.
Die CD-Wiedergabe ist ebenso wie die Aufnahme qualitativ überzeugend. Dass die Aufnahmen im CD-Audio-Format erfolgen, erfordert zwar eine Menge Platz auf der CD, dafür laufen die mit dem DAS gebrannten CD-Aufnahmen auch auf alten CD-Abspielgeräten ohne Murren.
Fazit
Ein hochinteressanter Neuzugang im Digital Radio-Geräteangebot! Mit DAS liefert Trinloc neben Digital Radio dank seiner Aufnahmefunktion einen leicht zu nutzenden Mehrwert für alle Musikfreunde. DAS verdrängt Tuner, Kassettendeck und CD-Player aus dem Hifi-Regal. In diesem Licht ist der angepeilte Verkaufspreis von immerhin 500 Euro vertretbar. Andererseits fehlt es dem Gerät noch an etwas Feinschliff: Obwohl in einem Gerät vereint, tun sich die Elemente CD-Einheit und Tuner-Einheit auf der Softwareseite etwas schwer, ihre Zusammengehörigkeit zu demonstrieren. Kommende Versionen werden in diesem Punkt nachlegen müssen und vielleicht gibt es dann auch einen zweiten Antennenanschluss und endlich einen Kopfhörerausgang.
Die Plattenbosse dürfte DAS schon heute aufschrecken. Mit Recht, denn hier öffnet sich eine legale Möglichkeit, Radio-Neuvorstellungen in digitaler Qualität mitzuschneiden. Wetten DAS(S)?