„Was nehmen wir für ein Format? Standard 10 x 15 glänzend?“, fragt mich die Verkäuferin im Fotoladen an der Ecke. Ich krame in meiner Tasche und sage triumphierend: „Wäre mir zu groß. Was halten Sie denn von 10 x 6 matt“, während ich meinen kleinen Digital Radio-Empfänger Dfonie P1 auf den Tresen lege. „Schick“, befindet die Verkäuferin und fügt hinzu: „Diese kleinen Digitalkameras werden mich wohl noch den Job kosten!“ Aufklärung tat Not: „Machen Sie sich keine Sorgen, das kleine Ding hier ist ein Digital Radio und für Ihr Labor völlig ungefährlich.“
10 x 6 Zentimeter, mattsilber, 1,8 Zentimeter hoch und mit 136 Gramm inklusive Batterien ein Leichtgewicht: Digital Radio hören leicht gemacht. In dem kleinen Gehäuse steckt ein Digital Radio-Tuner für Band III und L-Band sowie ein UKW-Empfänger.
Ein kurzes Antippen des seitlich plan am Gehäuse anliegenden on/off-Schalters und schon heißt einen das blau hinterleuchtete, kontrastreiche Display willkommen, um sogleich das DAB-Senderangebot zu prüfen. Kernpunkt des Bedienkonzepts ist der Joystick-artige Multischalter im kecken Gehäuseerker rechts oben. Im Standardbetrieb wird dort die Lautstärke und die Senderwahl durchgeführt. Mit dem Mini-Joystick wird ausgesucht, die Auswahl wird durch mittigen Druck auf das buchstäblich vielseitige Schalterchen bestätigt.
Das Display informiert auf drei Zeilen über Sendername, Lautstärke, Batterie, Uhrzeit (Nur Digital-Betrieb), Klangeinstellung und Stereoanzeige. Die unterste Displayzeile blendet üblicherweise Textlabels ein, ähnlich dem Radiotext von RDS, mit allerlei nützlichen Informationen, so zum Beispiel Musiktitel und Interpret.
Vielfältige Funktionen
Unter dem Display finden sich Tasten, um ins analoge UKW-Band zu wechseln, oder weitere Informationen auf der dritten Zeile des Display anzeigen zu lassen: Kanal, Frequenz, Datenrate, Programmtyp, Datum und die Anzahl der Übertragungsfehler. Weiterhin findet man dort die Verwaltung der 10 Sender-Speicher und Funktionen wie Suchlaufsteuerung oder manuelle Abstimmung. Seitlich neben dem Betriebsschalter findet sich noch eine Taste zur Aktivierung der Equalizer-Funktion mit immerhin 6 verschiedenen Klangabstimmungs-Mustern. Versteckt an der Unterseite lässt sich noch ein Schiebeschalter entdecken, der alle Bedientasten sperrt. So kann sich in der Jackentasche weder der Sender verstellen noch kann sich das Gerät im Koffer selbsttätig einschalten. Die Tastensperre wird im Display ebenfalls angezeigt und das nicht durch winzige Kryptografie-studienpflichtige Zeichengebung, sondern durch Klartext.
Zur insgesamt problemlosen Bedienung nur eine kleine Anmerkung: Die diversen Anzeigenfunktionen hinter der Taste Display erschließen sich nicht über den Joystick, sondern durch mehrfachen Tastendruck auf die Display-Taste. Gleiches gilt für die Übergabe eines Senders auf einen Speicherplatz. Das Joystick-Konzept ist also nicht ganz so konsequent durchgehalten worden.
Hörspiel: 2:0 für Digital Radio
Aber kommen wir zu wesentlichen Dingen, nämlich Empfang und Klang. Als Antenne fungiert das Kabel des Ohrhörers. Einen eingebauten Lautsprecher gibt es nicht. Der mitgelieferte Ohrhörer ist recht ordentlich. Hörversuche mit einem Sennheiser HD450-Kopfhörer brachten einen zu basslastigen Klang. Der Ohrhörer wirkt geringfügig zu blass und mittenbetont, aber die Transparenz und die akustische Kanaltrennung sprachen deutlich für den Ohrhörer. Zu ihm passen dann auch die Equalizereinstellungen perfekt.
Der DAB-Empfang des Dfonie P1 ist tadellos. Radio ohne Rauschen und Nebengeräusche, mit hoher Auflösung klanglicher Feinheiten und sehr guter räumlicher Abbildung. Die Digital Radio/UKW-Umschaltzeit von knapp 1,5 Sekunden lädt da natürlich zu Klangvergleichen ein. Auffällig erst einmal: die Sender kommen mit weitgehend identischem Lautstärkepegel. Der WDR 3 liefert analog einen leichten Rauschteppich mit, vor allem aber fehlt auf UKW die räumliche Darstellung. Die Aussage ist so sicher nicht zu verallgemeinern: Die Güte des UKW-Empfangs beim Dfonie P1 ist insgesamt zwar befriedigend, aber UKW kann besser klingen als bei diesem Digital Radio. Auch lassen sich die UKW-Sender nicht so wie ein Digital Radio-Ensemble an einer Perlenschnur aufreihen und mit dem Joystick durchklicken. Jeder Besitzer des kleinen Silberlings lernt also ganz schnell, dass Digital Radio einfach besser klingt und sich zudem leichter bedienen lässt. 2:0 für Digital Radio.
Das alles wird mit zwei 1,5-Volt Mignon-Batterien (amtlich heute AA-Zellen) betrieben, die bis zu 10 Stunden Betrieb gewährleisten sollen. Ich habe meine Betriebszeiten nicht gestoppt, aber der erste Satz Batterien dudelt hier immer noch, womit sich zumindest ein sehr moderater Batterieverbrauch attestieren lässt.
Zum Lieferumfang des P1 gehört übrigens ein 6-Volt-Netzteil für den Dauerbetrieb.
Das Gehäuse hat zwar eine kleine Durchführung für eine Trageschlaufe, aber keine Trageschlaufe. Die Abdeckklappe des Batteriefachs wirkt ein wenig schwach. Passionierte Radio-Jogger werden deshalb weniger eine Trageschlaufe vermissen, sondern eher eine Schutztasche.
Fazit
Ein sympathisches Digital Radio mit UKW als Zugabe. Ein herrlicher digitaler Raumklang und die eingängige Bedienung wissen eifrig Pluspunkte zu sammeln. Beeindruckend auch die zahlreichen abfragbaren Daten und der Programmtyp-Suchlauf. Das alles scheint so seinen Preis zu haben, denn 200 Euro sind kein Pappenstiel für ein Taschenradio. Damit orientiert sich Dfonie an der Konkurrenz, die keinen Deut preiswerter anbietet. Doch der Kenner genießt und zahlt, denn wer erst mal Digital Radio gehört hat, fasst sein älteres Taschen-UKW-Radio sowieso nicht mehr an. So gesehen, geht die Rechnung auf.