Pure unternimmt im Bereich der ernstzunehmenden Kompaktanlagen einen weiteren Anlauf. Während sich die Pure Legato schon beim Namen der Musik verschrieben hat, erinnert die Typenbezeichnung DMX-50 eher an eine disonant sägende Teenager-Enduro. Im Test soll die DMX-50 ihre musikalische Geländegängigkeit beweisen.
Sie ist schön. Wirklich kein Vergleich zu den billigen 150-Euro-Plastik-Anlagen beim Elektronik-Sortimenter. Schmeichelte Pures Legato mit runden Echtholzzargen, haben die britische Designer bei der DMX-50 die Kurve zu einem kühlen Metallgehäuse gekriegt. Die drei angedeuteten Komponenten aus CD-Spieler, Verstärker und UKW-DAB-Tuner sind zwar in einem Block zusammengefasst, aber die optische Täuschung ist gelungen. Die Drehknöpfe sind mit einer gerillten Metallfolie bezogen und erzeugen so den Eindruck gedrehter Metallteile. Eine optische Verbeugung an eine Qualität, die in den 1980er Jahren durchaus auch in niedrigeren Preisklassen üblich war. Der Markenschriftzug ist nicht einfach aufgedruckt, sondern als metallisches Reliefschild aufgeklebt. Die Tasten sind fabelhaft symmetrisch auf alle drei Komponenten aufgeteilt worden und doch völlig logisch angeordnet. Der Clou: Jede Taste ist durch eine schwarze Kunststoffhülse im Gehäuse eingerahmt. Diese Kontraste prägen den optischen Ersteindruck und der ist hervorragend. Mit zum Bild gehören die zwei Regallautsprecher, die in ihrer Größe präzise auf das Bediengerät abgestimmt sind. Der dunkelrote Holzton harmoniert optisch perfekt mit der Anlage.
Gut zu bedienen
Das großformatige Display mit seinen sechs Textzeilen ist für die Funktionen aller Komponenten verantwortlich. Wer am großen Lautstärkeregler dreht, sieht eine Lautstärkeskala auf dem Bildschirm, im CD-Betrieb navigiert man mit den rechts und links angeordneten Tasten durch das Liederrepertoire, der Abstimmknopf des Tuners scrollt im CD-Betrieb durch die Titelliste. Die Aufteilung der Bedienung auf Bildschirmtasten und den drückbaren Drehregler rechts vom Display ist im Wesentlichen der einzige Schwachpunkt des Bedienkonzepts. Wer die Lautstärke ändert, muss warten, bis wieder der Tuner- oder CD-Bildschirm angezeigt wird, um den Sender zu wechseln oder einen anderen CD-Titel zu wählen. Im Vergleich zur Legato, deren Bedienung ganz ähnlich ist, machte die Software der DMX-50 einen reiferen Eindruck.
Ordentlicher DAB-Empfang
Unsere Testerfahrungen zeigen stets, dass DAB-Tuner, die das Band III und L-Band gleichermaßen beherrschen, im Schnitt ein Stück mehr Signalempfindlichkeit bieten. Doch keine Regel ohne Ausnahme: Der Tuner schafft mit einer Telsekopantenne und nachgeschalteter Verstärkung in Bonn das DAB-Ensemble Rheinland-Pfalz mit Sigalqualitäten von knapp 50 %. Das ist ein ausgezeichnetes Resultat. Dem Gerät einen gewöhnlichen Drahtdipol als Antenne beizulegen, erscheint dennoch etwas gewagt, denn selbst kleine Stabantennen brachten im Band III etwas mehr Signal. Der UKW-Empfänger zeigt leider wieder die gewohnt schwache Performance aus mittelmäßiger Empfindlichkeit und zu breit gewählten Empfangsfilter, mit dem bekannten Problem, Ordnung in Deutschlands übervolles UKW-Rundfunkband zu bringen. Wer UKW im Kabel und DAB über Antenne empfangen will, steht wie so oft vor dem Problem, dass nur ein Antenneneingang zur Verfügung steht. Einen Ausweg weist nur ein externer Antennensplitter.
DAB klingt besser
Wenn man über den Klang der kleinen DMX-50 spricht, ist ein unterschwelliges Schwärmen kaum zu vermeiden. Der DAB-Tuner klingt erstaunlich ausgeglichen, mit kräftiger Tieftonwiedergabe und ganz leicht überbetonten Mitten. Diesen ausgewogenen Charakter stellt der DAB-Tuner schon bei 128-Kilobit-Signalen bereit, wenngleich nicht verschwiegen werden soll, dass der Klang mit steigender Bitrate nochmals tüchtig an Transparenz und räumlichen Darstellungsvermögen zulegen kann. Dagegen sieht der UKW-Empfänger grundsätzlich alt aus. Selbst gut einfallenden Stationen fehlt es hörbar an jener Brillanz, die das digitale Radiosignal mitbringen kann. Das spricht klar für die kleine Pure-Anlage, denn an vielen DAB-Kofferradios ist der Klangunterschied des digitalen Radioempfangs kaum auszumachen.
Sensibler CD-Player
Der CD-Spieler liest auch brav MP3-Dateien ein. Wie bei allen Multinorm-Abspielgeräten dauert der Einlesevorgang recht lange. Klanglich ist gegen den CD-Spieler nicht viel zu sagen, obwohl er ein klein wenig den Trend zur Mittenbetonung verstärkt, den der Tuner in Verbindung mit dem Verstärker zu präsentieren wusste. Das Abspielgerät fährt sich aber wegen einer ganz anderen Eigenart einen satten Punktabzug ein: Das Laufwerk reagiert sehr empfindlich auf verkratzte Silberscheiben und geht nicht eben souverän mit selbstgebrannten Tonträgern um. Für das Auffinden eines Tracks auf einer MP3-CD brauchte der Player ziemlich lang und nicht immer erfolgte dann auch tatsächlich eine Musikwiedergabe.
Mit sieben Litern in die weite Welt
Der wichtigste Bestandteil der Pure DMX-50 sind die Lautsprecher. Mit Abmessungen von 15 x 23,9 x 24,5 cm errechnen wir ein Gehäusevolumen von ungefähr sieben Litern. Die Lautsprecher sind mit einem 120 mm Bass und einem Kalottenhochtöner bestückt. Auf der Rückseite findet man, neben gewöhnlichen Kabelklemmen, eine abgerundetes Bassreflexrohr. Der Bass ist an der Abmessungsgrenze. Selbst der Rahmen der Lautsprecherbespannung musste extra ausgespart werden, damit alles passt. Das Klangergebnis ist beachtlich. Bei akustischen Instrumenten halten sich Verfärbungen in Grenzen. Erstaunlich gut kommen die Lautsprecher mit Impulsen zurecht, machen also bei Pop und moderner Tanzmusik einen guten Eindruck. Dabei gleichen die Lautsprecher in ihrer Abstrahlung einem kompakten Nahfeldmonitor. Die Lautsprecher sollten etwa in Ohrhöhe gestellt werden und der Abstand zum Hörer sollte kaum mehr als drei Meter betragen. Die Ausrichtung des Schallkegels wird mit einer dramatischen Verbesserung des räumlichen Klangerlebnisses reich belohnt.
In diesem Zusammenhang muss man den Werbeabbildungen der Anlage energisch wiedersprechen: Natürlich sieht die Anlage blendend aus, wenn die Lautsprecher unmittelbar am Steuergerät stehen, aber der Klang dürfte darunter leiden. Es kommt erschwerend hinzu, dass das Steuergerät der DMX-50 keinerlei Belüftungsschlitze auf dem Oberdeckel aufweist und die Wärme des Verstärkers sich seitlich einen Weg ins Freie bahnen muss. In der besonders hübschen Aufstellung mit eng anliegenden Lautsprechern links und rechts, könnte die Anlage bei einer sommerlichen Party durchaus Temperaturprobleme erliegen.
Im Frequenzkeller hat die Physik den Lautsprechern Grenzen gesetzt. Ein Kontrabass klingt einfach etwas zu mager. Bei der Musik von “Faithless”, in der man akustische Instrumente mit elektronisch erzeugten Komponenten zu einem gemeingefährlichen Angriff auf die Magengrube verdichtet, bleibt der erwartete Bassschub aus. Nicht, dass der Klang dünn wirkt, nein es klingt alles druckvoll und verbindlich, aber ganz weit hinunter geht es mit dem Regallautsprecher halt nicht. Hier kann ein Subwoofer Abhilfe schaffen. Dafür verfügt der Verstärker der DMX-50 über einen eigenen schaltbaren Ausgang. Wir probierten das mit einem recht billigen Pioneer-Subwoofer (200 mm Bass) aus, der das Problem leider überkompensierte.
Aufnehmen, Spulen, Spaß haben
Ganz an den Schluss stellen wir jene Funktionen und Eigenschaften der kleinen Pure-Stereoanlage, die sie doch recht einzugartig machen sollten. Dazu gehört die ReVu-Funktion. Sie erlaubt ein Anhalten der DAB-Programmwiedergabe und das Vor- und Zurückspulen des laufenden DAB-Radioprogramms aus einem Zwischenspeicher heraus. Fußballergebnisse und Lottozahlen kann man so jederzeit nachhören, oder den Genuss einer Musiksendung für ein kurzes Telefonat unterbrechen, ohne etwas zu verpassen. Hinzu kommt ein SD-Karten-Leser unterhalb der CD-Schublade. Wer einen MP3-Player mit Speicherkarte verwendet, kann also seine MP3-Inhalte an der DMX-50 hören. Der Kartenleser zeichnet zudem auf Knopfdruck DAB-Radiosendungen auf. Wer auf seinen guten UKW-Tuner nicht verzichten mag, oder einen DAT-Rekoder besitzt, schleift diese Tonquellen einfach an die zwei getrennten Line-In-Eingänge an und muss auch in Zukunft auf nichts verzichten.
Fazit
Der Blick auf das Preisschild ist eine Überraschung: 399 Euro soll die DMX-50 inklusive Lautsprecher kosten, die mit ihrer Funktionsfülle und Musikalität in der Klasse bis 500 Euro so ziemlich alles in Grund und Boden spielen dürfte. Bei der DMX-50 wurden Klang, Leistung und Preis zu einem wirklich harmonischen Gesamtpaket geschnürt. Wer in dieser Leistungsklasse eine neue Stereoanlage sucht, sollte sich eine Hörprobe der kleinen Pure DMX-50 unter keinen Umständen entgehen lassen.