Wir wissen nicht, ob es nur ein Gerücht ist, dass in London Herrenhandtaschen der letzte Schrei sind. Sicher sind wir aber, wenn wir behaupten, dass ein DAB-Radio namens Élan der letzte Streich von Pure für das Mode(ll)jahr 2004 war und inzwischen problemlos im Handel erhältlich ist.
Braun T-1000 denken Männer, Mandarina Duck zum kleinen Schwarzen im Theater denken dagegen die Frauen. Von wegen Duck: ein verchromter Carrera-Griff, entgegnet der Mann; zwei perfekte Silbertöne findet die Frau. Ein DAB-Radio für alle ist das Ziel. DAB-Band III und UKW, wenngleich ohne RDS. Batteriebetrieb oder mitgeliefertes Netzteil, zwei Lautsprecher und Kopfhöreranschluss gibt es serienmäßig. Die Taschenfalte in Anthrazit mit Bassreflexöffnungen rechts und links und eine Teleskopantenne: So sieht ein Sieger aus!
Die Tasche kann sprechen, mithin eine Eigenschaft, die manch einer voluminös-strapazierten Damenhandtasche auch von bösen - natürlich männlichen - Zungen nachgesagt wird. Dort wo üblicherweise ein Reißverschluss den Blick auf den rätselhaft bleibenden Inhalt freigibt, liegen elegant in einer Reihe alle Bedienknöpfe verborgen. Das Bedienkonzept eingängig, logisch und durchgängig, die Tasten von ordentlicher Qualität, machen den praktischen Umgang mit dem Élan zum puren Vergnügen. Noch ein Wort zum Gewicht: Selbst mit Batterien beladen bleibt dieses Stück Hightech mit 1.675 Gramm deutlich unterhalb vergleichbar überfüllter Damen-Gehänge und ist daher unverdächtig, nachhaltige Haltungsschäden zu erzeugen.
Ein Überallradio ohne Siedlungsgebläse
Die relativ kleine LCD-Anzeige auf der Vorderseite wird bezaubernd fliederfarben hinterleuchtet. Das Batteriefach an der Unterseite kommt mit einer soliden Klappe daher.
Das Gehäuse ist sauber verarbeitet, dröhnt nicht und steht mit weichen Gummiaufliegern ordentlich entkoppelt auf der Tischplatte. Wer ein tragbares Siedlungsgebläse (engl.= Ghettoblaster) erwartet hatte, dürfte enttäuscht werden. Der Élan ist echtes Überallradio, aber sicher kein Stereoanlagen-Ersatz. Nur im Kopfhörerbetrieb kann man die Klangqualität von Digital Radio erahnen. In der Klasse Tisch- und Portabel-DAB-Radios sind uns zwar besser klingende Modelle in Erinnerung geblieben, doch entweder hatten die nur einen Lautsprecher oder waren spürbar teurer.
Am besten digital und draußen
Der UKW-Empfang ist, wie bei vielen DAB-Henkelfrauen und -Henkelmännern, ohne ordentliche Trennschärfe. Der Versuch, dieses Manko durch eine zurückgefahrene Empfindlichkeit zu verdecken, konnte uns ebenso wenig überzeugen. Beim DAB-Empfang steht Pure im Ruf, gute und empfindliche Geräte abzuliefern. Dem modischen Henkelmann muss die Teleskopantenne reichen und hierdurch scheint ein wenig Elan verloren zu gehen. Wir sind mit dem Radio spazieren gegangen und haben die modische Wirkung der Radiotasche auf die Bonner Bevölkerung getestet, um dabei festzustellen, dass nur in freier Wildbahn das DAB-Ensemble aus dem benachbarten Bundesland Rheinland-Pfalz eingefangen werden kann. Der Élan darf somit als hinreichend empfindlich durchgehen, ein Überflieger ist der kompakte Silberling gleichwohl nicht.
Fazit
Der Blick auf das Preisschild zeigt einen unverbindlichen Verkaufspreis von 149 Euro. Da mag man sich mit der Erkenntnis trösten, dass so manche Handtasche teurer ist. Ein sympathisches und vorzeigbares Radio liefert Pure mit seinem Élan ab, gar keine Frage. Ein Schaustück, das garantiert nicht im Bettkasten zwischen den anderen Handtaschen verstauben wird. Etwas Handfestes mit Chromgriff und das erste Flieder-Display.