Das Votum war eindeutig: Die Mehrheit der reinHÖREN-Leser träumt von einem füllig klingenden Kofferradio mit digitalem Empfang. Nun haben wir uns das Radio-Koffer von Trinloc vorgeknöpft. Ist das Inspiration wirklich vom Nordmende Globetrotter oder Grundig Satellit inspiriert worden?
Es ist schon ein stattliches Radio, das aus der Verpackung zum Vorschein kommt. Im Test hatten wir die Kombination aus heller Ahornzarge und silberner Frontplatte. Trotz klassischer Formgebung ist die Farbgestaltung hell und modern geraten. Die Frontplatte macht einen Bauch, ist also konvex nach außen gewölbt, die Frontplattenseiten schnüren sich hingegen taillenartig ein. Das Design löst zwiespältige Reaktionen aus: Ein Bauch mit Taille ist eben naturgemäß ein Widerspruch.
Halten wir uns noch etwas an den Äußerlichkeiten fest. Die neuen Inspiration-Modelle sind leicht an dem blauen Display mit weißer Schrift zu erkennen. Das Display hat zwei Zeilen zu je 16 Zeichen und misst stolze 98 x 23 mm. Das ist ein imposantes Format und so lassen sich alle Anzeigen über große Distanz auch ohne Brille ablesen. Die Inspiration-Serie-II hat nicht nur ein anderes Display, sondern auch ein Batteriefach für netzunabhängigen Betrieb.
Erst auf den zweiten Blick lässt sich erkennen, dass die Lautsprecherabdeckungen mit einem silbrigem Textilstoff bezogen sind. Der Stoff, halbtransparent wie ein luftiges Sommerkleidchen, lässt ein waffelartiges Lautsprechergittermuster hindurchscheinen. Die Bedientasten sind glänzend silbern lackiert, bestehen aber tatsächlich aus Kunststoff. Der große Abstimmknopf sieht nach Plastik aus und fühlt sich leider auch so an. Mehr als ein Schönheitsfehler ist das freilich nicht.
Die Ausstattung präsentiert sich praxisgerecht. Das Trinloc Inspiration empfängt herkömmliches UKW, sowie DAB-Digitalradio im Band III und L-Band. Überraschenderweise fehlt eine Kopfhörerbuchse am Inspiration. Statt dessen findet man auf der Rückseite einen analogen Line-Out, der als klassische Cinch-Buchse ausgeführt ist. Es genügt ein Standard-Verbindungskabel wie es an der Stereoanlage zwischen CD-Spieler und Verstärker verwendet wird, um das Inspiration ebenfalls an einer Stereoanlage anzuschließen. Über einen kleinen Schiebeschalter lassen sich die eingebauten Lautsprecher des Radios abschalten. Sogar eine simple Fernbedienung ist im Lieferumfang enthalten. Die eingebaute Teleskopantenne ist leider nicht abschraubbar. Dadurch kann man in schwierigen Empfangsgebieten nicht ohne weiteres auf eine externe Antenne ausweichen. Ein Blick in das Innere zeigt eine Schraubverbindung zur Teleskopantenne. Der Radio- und Fernsehfachhändler könnte zwar helfend eingreifen, allerdings gefährdet die Modifikation mit Sicherheit den Garantieanspruch.
Mit extra Aus-Schlaftaste
Wie es sich für ein Allround-Kofferradio gehört, kann man eine Weckzeit programmieren oder sich mit dem Radioprogramm in den Schlaf wiegen lassen. Gut: Für den Betrieb im Schlafzimmer lässt sich die Displaybeleuchtung komplett abschalten.
Nicht nur für den Batteriebetrieb, sondern auch zur Schonung der Stromrechnung, verfügt das Inspiration über einen Ein-Aus-Schalter und eine Stand-By-Taste. Der Ein-Aus-Schalter schaltet das Radio samt Display komplett ab. Im Standby-Betrieb hingegen bleibt das Display an und zeigt Datum und Uhrzeit an. Diese doppelte Auslegung ist zwar gut gedacht, hat aber dann doch einen kleinen Haken: Wer es bevorzugt, das Radio ganz abzuschalten, wird im Zweifel am nächsten Morgen nicht geweckt. Das Wecken funktioniert nur, wenn das Radio im Standby-Betrieb verbleibt.
Mehr Alt denn Bariton
Ein Gehäuse dieser Größe, eine Endstufe, die immerhin 2 x 2 Watt liefert. Das macht neugierig auf den Klang. Als wir das Gerät zum ersten Mal in Betrieb genommen haben, erhellten sich die Gesichter der Testhörer. Der Klang entspricht recht genau der Erwartung. Im Vergleich zu den großen und teureren Evoke-2 und Evoke-3 von Pure verzichtet Trinloc auf ein Bassreflexsystem. In der Folge fällt die Wiedergabe nicht ganz so füllig und sonor aus. Diese warme tieftönende Grundfarbe, die vielen Radiohörern von alten Kofferradios in guter Erinnerung geblieben ist, liefert das Inspiration nicht. Seine bevorzugte Stimmlage ist eher Alt als Bariton. Objektiv ist das aber kein Mangel: Der Mittel- und Hochtonbereich wirkt etwas stärker betont und sorgt so für eine gute Verständlichkeit bei niedriger Lautstärke. Insgesamt klingt das Inspiration sehr angenehm - klar und frisch. Der Stereoeindruck mit den eingebauten Lautsprechern ist ebenfalls sehr ordentlich. Das kann nicht jeder DAB-Koffer für sich verbuchen.
Am Steuerrad durch alle Wellen
Die Bedienung ist in den Grundzügen sehr einfach. Kofferradiofreunde werden begrüßen, dass sich alle DAB-Programme über den Drehknopf, einem Steuerrad gleich, ohne weiteres Drücken oder Warten auswählen und wiedergeben lassen. Auch auf UKW ist der Drehknopf für die Frequenzabstimmung zuständig. So navigiert es sich ganz klassisch auf analogen wie digitalen Wellen. Die Suchläufe für UKW und DAB sind zügig unterwegs und verrichten ihre Arbeit angenehm. Wer auch im L-Band nach DAB-Programmen fahnden möchte, muss die Suchlauftaste lange gedrückt halten. Die Programme werden bei der Inbetriebnahme nicht automatisch gefunden. Die Lautstärke wird an zwei Druckknöpfen reguliert. Für die Einstellung von Weckzeiten oder die Umschaltung in eine manuelle DAB-Abstimmung wird man sicher die Bedienungsanleitung zu Rate ziehen wollen; die ist recht ausführlich, aber an etlichen Stellen holprig übersetzt. “Reduzieren Sie die Lautstärke während der Sendersuche auf ein sicheres Niveau und stellen Sie dann die ursprüngliche Einstellung von 150 mS wieder ein.” Der Lapsus lauert in der Anleitung gerne am Satzende.
Nicht gerade hellhörig
Die Empfangseigenschaften sind nicht die starke Seite des Trinloc Inspiration. Schon die Anleitung gesteht dem DAB-Empfänger lediglich eine typische Empfindlichkeit von -94 dbm zu. Tatsächlich sieht das Inspiration in Bonn weder das schwache DAB-Ensemble in Rheinland-Pfalz noch das L-Band-Signal aus Köln. In Kombination mit der fest verbauten Teleskopantenne eine recht unglückliche Situation. Beim UKW-Empfang, der ohne RDS auskommen muss, ist die Empfindlichkeit für den Normalgebrauch durchaus zufriedenstellend, aber das Radio macht bei der Sendertrennung keine gute Figur. Zusätzlich gesellen sich auch noch einige Geisterstationen aus Mischprodukten mit in den Wellensalat. Für die ortsüblichen Stationen reicht der Empfang dennoch aus.
Fazit
Ein schönes Format, eine weitgehend praxisgerechte Ausstattung stehen beim Trinloc Inspiration auf der Habenseite. Auch bei der Klangwertung kann das Inspiration als ernsthaftes Kofferradio gelten. Die DAB-Empfangsleistungen liegen hingegen unter dem Durchschnitt. Auch auf UKW liefert das Inspiration keine gute Vorstellung, wenngleich es für die wichtigsten Stationen reichen sollte. Bis auf Kleinigkeiten gefällt die Bedienung. Besonders die flinke Senderabstimmung am großen Drehknopf lässt Kofferradiogefühle wach werden.