Die Vorstellung, die Killerapplikation für DAB könnte einfach Radio sein, straft unsere IFA-Ausgabe hier fast Lügen. Genau das, so verriet uns der britische PR-Chef von Pure, sei das heimliche Erfolgsrezept des meistverkauften DAB-Radios weltweit, nämlich des Pure Evoke-1. „Simply a radio“, bekräftigt David Harold und lässt eine Pause, die er damit überbrückt, seine Brille wieder korrekt auf die Nase zu schieben - nur um sicher zu gehen, dass ich diese Aussage begreife.
Ich lächle unsicher. Im Vorfeld einer Funkausstellung mit seinem ganzen Digital-Push-Forward-Mediahype will mir der Mann ein Radio anpreisen. Was soll man dazu sagen: „Yepp, I heard about radio.“
Das neue „Pure Evoke 1 XT Tri-Band“ ist von seinem Funktionsumfang mehr als ein einfaches Tischradio. Neu ist in jedem Fall die Abdeckung aller Frequenzbereiche, also Band III und L-Band für DAB sowie UKW-Empfang mit RDS. Als Küchenradio hat es einen Count-Down-Timer an Bord, im Schlafzimmer kann das Gerät als Radiowecker eingesetzt werden, nur Batteriebetrieb ist nicht vorgesehen.
Zukunftsfähigkeit beweist das neue Evoke durch seinen USB-Anschluss, über den Software-Updates eingespielt werden können. Erweiterungen des DAB-Standards können damit ebenfalls unterstützt werden, zumindest solange der Chipsatz das technisch hergibt.
Mustergültiger Empfang
L-Band und UKW mit RDS. Gut, ich bin gespannt. „This is our German Radio.” Dann muss es mit den dünnen deutschen DAB-Signalen innerhalb von Gebäuden zurechtkommen. Man hätte etwas mehr rausgeholt, dämpft man meine Erwartungen. Zu unrecht. Schaffte es der bisherige Empfangssieger, mit der Teleskopantenne ein paar Bruchstücke des entfernten Rheinland-Pfalz-Ensembles hören zu lassen, gelingt dem Evoke Tri-Band eine kleine Sensation: Einen durchgehenden, wenngleich noch fehlerhaften Ensembleempfang mit der serienmäßigen Teleskopantenne. Wer mit dem Radio keinen Empfang zu Hause hat, der wohnt wohl kaum in einem DAB-versorgten Gebiet.
Auch der UKW-Empfang kann sich hören lassen. Selbst in den mit Kabelfrequenzen durchseuchten Räumlichkeiten der Redaktion ließ sich das Evoke selten in die Irre führen und brachte ein Füllhorn an UKW-Sendern sauber von den Frequenznachbarn getrennt zu Gehör. RDS- und Dynamik-Label-Texte sind auf deutsch lokalisiert. So werden auch Umlaute korrekt dargestellt. Das neue Evoke Tri-Band unterstützt nebenbei für Bedienung und Anzeigetexte alle möglichen europäischen Sprachen. Das Display, ein wenig klein vielleicht, aber mit seiner kontrastreichen weißen Schrift und dunkelblauem Untergrund immer noch ein Hingucker.
Angenehm fülliger Sound
Mit den XT-Varianten hielt ein etwas besserer Lautsprecher Einzug. Auch bei der Audiosignalverarbeitung wurde nachgebessert. Der Klang wirkt ausgewogen mit leicht nasalen Mitten. Das Bassvolumen ist im Vergleich zum Ur-Evoke gewachsen. Der Klangeindruck ist damit angenehm füllig geworden. Besucher werden vielleicht nicht gleich verwundert fragen, ob der Sound etwa aus dem kleinen Radio rauskommt, aber Sie werden feststellen: Klingt Klasse, das kleine Ding! Der analogen Konkurrenz aus dem Hause Tivoli-Audio ist man dicht auf die Pelle gerückt.
Wir hatten auch den Zusatzlautsprecher mit auf dem Tisch, der mit Stereo-Raumklang noch mehr Lust auf Digital Radio macht.
Drehen und Drücken
In der Bedienung hat sich nicht viel geändert. Die Menüs sind gut erreichbar und die Steuerbefehle gehen leicht und schnell von der Hand. Neben dem Lautstärkeregler sitzt ein weiterer rastender Drehregler, mit dem man die Programme wechselt. Ein Druck auf die Taste Menü eröffnet Zugang zu allen weiteren Funktionen. Die ausgewählte Funktion wird mit einem Druck auf den Drehknopf aktiviert. Drehen und drücken - den Dreh hat ein jeder schnell raus.
Okay, it is a little Masterpiece
Jawoll, das Pure Evoke 1 XT Tri-Band ist ein Digital Radio, welches perfekt in die deutsche Radiorealität passt. Sehr guter Empfang auf allen Wellen, inklusive UKW, ein kompletter Funktionsumfang und ein angenehmer Klang. Ein Tisch-, Küchen-, Weckradio, mit Anschlussmöglichkeit an Kopfhörer und externe Lautsprecher. Wer ein schönes und dennoch modernes Radio sucht, der wird hier fündig.