Der Azur-DAB-Tuner von Cambridge Audio soll an den High-end-Modellen der Konkurrenz kratzen. Dazu haben ihn die Briten mit Hightech vollgestopft und die Technik in einem massiven Gehäuse aus Metall verpackt. Kann er das hochgesteckte Ziel erreichen?
Der Azur umfasst das volle Frequenzspektrum des Hörfunks und damit sowohl Band III (174 MHz - 240 MHz) und L-Band (1452 MHz - 1491 MHz) als auch weiterhin UKW (87.5 MHz - 108 MHz).
Cambridge Audio verwendet für seinen Tuner 640T einen neuen DAB-Chip-Satz von Texas Instruments, der auf dem hochverfeinerten D/A-Wandler vom Typ Wolfson WM 8716 aufbaut und satte 24-Bit/192 kHz Auflösung/Samplingfrequenz bietet.
Neben technischen Daten kann der Tuner aber auch mit äußeren Werten aufwarten. Die Techniker haben ihn in ein anständiges Gehäuse verpackt, dem sie eine Aluminiumfront spendiert haben. Der 640T ist daher mit fast vier Kilogramm nicht gerade ein Leichtgewicht. Sämtliche Funktionen lassen sich über entsprechende Knöpfe auf der Front steuern. Die Bedienelemente sind zurückgesetzt, sodass sie mit der Front abschließen, was allerdings die Bedienbarkeit bei den kleineren Knöpfen wie den Stationssendern etwas erschwert. Ohnehin hätte man dem Tuner mehr als lediglich zehn programmierbare Senderplätze für FM und DAB spendieren können.
Der Azur lässt sich auch ohne Lesen der deutschsprachigen Anleitung weitgehend intuitiv bedienen. Dazu zählen auch Suche und Einstellung von Sendern. Das Display fällt relativ klein aus. Das seitliche Abgelesen von Informationen ist je nach gewähltem Winkel leider nicht immer möglich.
Hohe Empfindlichkeit
Ein Blick auf die Anschlussmöglichkeiten zeigt, dass an fast alles gedacht wurde. Über vergoldete Cinch-Buchsen lässt sich ein Verstärker anschließen, ebenso kann ein anderes Gerät an den Azur angeschlossen und durchgeschleift werden, um einen Eingang am Verstärker zu sparen. Im Gegensatz zu reinen Digital Radio-Tunern erscheint dieser Möglichkeit weniger wichtig, beinhaltet der 640T doch den analogen FM-Empfang. Darüber hinaus besitzt der Azur je einen optischen und coaxialen Digital-Ausgang. Eine Schraubverbindung zum Anschluss einer Antenne ist selbstverständlich. Was weder vorne (noch hinten) am Gerät zu finden ist: die oft vermisste Möglichkeit, einen Kopfhörer unmittelbar am Gerät zu betreiben. Bei einer schlechten DAB-Versorgung genügt erstaunlicherweise die mitgelieferte Wurfantenne für einen gesicherten Empfang - eine derartige Empfindlichkeit hat bisher kaum ein Gerät gezeigt!
Um klangliche Unterschiede einzelner Sender oder Sendungen auszugleichen, hat Cambridge Audio NCT (Natural Contour Technology) entwickelt. Mit NCT kann der Hörer das Klangbild seinen individuellen Wünschen entsprechend anpassen und so beispielsweise die Dynamik und den Charakter der Musik den eigenen Vorlieben entsprechend anpassen. Der NCT-Schalter befindet sich auf der Geräterückseite und bietet die Einstellungen “warm" und “lively" an. Die Einstellung “warm" orientiert sich an einem typisch analogen Klangbild, “lively" haucht dagegen einer stark komprimierten Sendung mehr Leben, also mehr Dynamik ein. Beide Einstellungen wissen durchaus zu überzeugen, indem sie mehr aus den Programmen des NRW-Ensembles herausholen, aus den hochwertigen ebenso wie aus den datenratenarmen Programmen. Puristen können den NCT-Schalter auf “Off" stehen lassen und das digitale Klangbild unverfälscht genießen.
Erwähnenswert sind ansonsten die Weck- und Schlummerfunktionen (Alarm/Sleep). Ein Blick auf den FM-Bereich zeigt, dass auch hier kein Billigheimer vor einem steht: Einstellung, Empfang und Trennschärfe wissen ebenfalls zu überzeugen und deuten auf die Klasse des Gerätes hin.
Fern-Bedienen
Auch die Fernbedienung macht einen sehr hochwertigen Eindruck, nicht zuletzt, weil ihre Oberfläche nicht aus Kunststoff, sondern aus einer Aluminium-Platte besteht. Außergewöhnlich formschön ist sie allemal. Die Tasten sind griffig, die Fernbedienung selbst liegt aber trotz ihres Gewichtes nicht ganz so gut wie anfangs vermutet in der Hand, zudem muss man mit ihr recht genau auf den Tuner zielen.
Neben der Steuerung des Tuners eignet sie sich auch dazu, einen Verstärker aus der Azur-Serie von Cambridge zu steuern.
Fazit
Mit dem Azur 640T stellt Cambridge Audio einen Tuner vor, der für den deutschen Markt hochinteressant ist. Er zeigt im Test eine sehr benutzerfreundliche Bedienung und deckt sowohl den analogen als auch den digitalen Frequenzbereich vollständig ab. Der gute Klang weiß auch bei niedrigen Bitraten zu überzeugen. Die zeitgemäße Empfindlichkeit ist gerade hier zu Lande für viele Empfangslagen ein wesentliches Entscheidungskriterium.
Die Auslieferung des 640T läuft jetzt wieder an und dem Gerät liegt gegenüber dem Testmodell sogar ein zusätzlicher Antennensplitter für UKW-Band III/L-Band bei.
Zu diesem Preis ist der Azur 640T sicher kein Schnäppchen, aber im Preis-Leistungs-Verhältnis mischt er in jedem Fall ganz oben mit.