Arcam steht seit jeher für hohe Qualität und wusste in zurückliegenden Tests immer zu überzeugen. Der Solo – bereits seit letztem Jahr am Markt – soll den hohen Standard der gesamten Arcam-Musiktechnologie in einem einzigen Gerät vereinen: Vollverstärker, CD-Player und DAB/UKW-Tuner. Ein hoher Anspruch.
Die Kombination aus Solo und den jüngst hinzugekommenen Kompaktboxen Alto wird in Großbritannien in Kombination mit einem iPod Nano und dem Verbindungsset “rLead” in großflächigen Anzeigen schon als “Sonderangebot” vermarktet. Ein Grund für die Redaktion, dem Solo zusammen mit seinen Alto-Lautsprecherboxen endlich auf den Zahn zu fühlen. Dabei lockt nicht nur der DAB-Tuner, sondern dessen Integration mit einem Vollverstärker und CD-Spieler. Und last but not least wurde dem Solo der “iF product design award 2006” zugesprochen.
Bei anderen Herstellern ist ein Gerät wie der Solo nicht neu, sprich ein Musiksystem, das Vollverstärker, Analog- und Digital-Tuner sowie einen CD-Spieler in einem einzigen Gehäuse unterbringt. Arcam hat sich viel Zeit genommen, um sicherzustellen, dass die Klangqualität nicht unter der platzsparenden Lösung leidet. Der Solo soll ein besonders bedienungsfreundliches Musiksystem sein - für Audiophile.
Der CD-Spieler ist mit dem Know-how aus der erfolgreichen Diva-Serie konstruiert, der Tuner empfängt Digital- und UKW-Radio. Mit 50 Watt pro Kanal leistet der Verstärker genug, um eine ordentliche Wiedergabe sicherzustellen. Der Aufwand, der dabei betrieben wurde, ist beachtlich: passives lüfterfreies Kühlsystem, zwei Ringkerntransformatoren mit überdimensioniertem Netzteil für den Leistungsverstärker, eigenständige Transformatoren für den Mikroprozessor und die Standby-Funktion – insgesamt neun unabhängig geregelte Netzteile. Zu guter Letzt sorgt eine Weck-Schaltung dafür, dass man mit wohltönendem Musikgenuss aufwachen kann.
Die Front ist schlicht gestaltet. Sämtliche Bedienelemente sind links und rechts der CD-Schublade angeordnet. Unterhalb der CD-Schublade befindet sich ein zweizeiliges, sehr gut ablesbares Matrixdisplay, das sich über die Fernbedienung dimmen oder ganz ausschalten lässt. Aus der Reihe – und unterhalb angeordnet - fällt lediglich der Power-Knopf, dem spiegelverkehrt die Kopfhörerbuchse und eine Line-in-Buchse gegenüber gestellt sind.
Die Kopfhörerbuchse ist mit einem 3,5-mm-Klinkenstecker ausgerüstet.
Schnell wird offenbar, dass der Solo nicht gerade ein Rhythmus-Champion ist, dafür aber mit einer sehr detaillierten räumlichen Auflösung versöhnen kann, die sich auch beim späteren Probehören – vor allem im CD-Modus – bestätigt.
Der Vorverstärker des Solo schaltet bei angeschlossenem Kopfhörer automatisch ab, was soweit üblich ist. Die Ausgabe an der optionalen zweiten Zone bleibt jedoch weiterhin aktiv. Diese Zonenschaltung lässt sich verwenden, wenn ein weiteres System in einem zweiten Raum angeschlossen werden soll.
Restlos ausgebucht
Der Solo besitzt auf der Rückseite einen zusätzlichen Netzschalter, mit dem das Kombigerät vollständig vom Netz getrennt wird. Auch sonst ist die Rückseite mit Anschlussmöglichkeiten gut bestückt.
Über einen 12-Volt-Trigger-Ausgang, an dem Spannung anliegt, sobald der Solo eingeschaltet wird, können automatisch andere Geräte wie z.B. eine Endstufe eingeschaltet werden. Für eine Fernsteuerung können Signale von anderen Geräten empfangen und an weitere Geräte weitergeleitet werden (Remote out, Remote Zone 2 in und Remote Local in). Die unauffällige, kleine und etwas zurückliegende “Program”-Taste wird beim Aufspielen eines Software-Updates benötigt.
Die serielle RS232-Schnittstelle dient zur Fernbedienung von einem PC und zum Einspielen von Software-Updates; über den optischen Digitalausgang werden CD- und Radio-Signale abgegeben, auch beim UKW-Empfang. Die Sample-Rate beträgt 44,1 kHz im CD- und 48 kHz im DAB-Modus sowie 32 kHz bei UKW.
Insgesamt verfügt der Solo über vier Audioeingänge und eine Bandschleife (üblicherweise Tape), über die andere Audioquellen angeschlossen werden können. Drei der Eingänge und die Bandschleife befinden sich auf der Rückseite, ein Eingang auf der Vorderseite. Für die Vorderseite ist ein 3,5-mm-Klinkenstecker vonnöten, für die Rückseite sind es durchgängig Cinch-Verbinder. Über einen Phono-Vorverstärker verfügt der Solo nicht.
Wer eine andere Endstufe betreiben möchte, kann den Solo als Vorverstärker verwenden. Die Endstufe wird an den Vorverstärkerausgang angelegt.
Radio mit Schwächen
Die Anleitung ist mitunter etwas verwirrend. Über die dort beschriebene MW-Rahmenantenne verfügt der Solo nicht. Üblicherweise wird das Gerät in den USA und Asien mit einem MW/UKW-Modul ausgeliefert, in Europa und Kanada dagegen mit einem DAB/UKW-Modul von Radioscape. Der Antennenanschluss erfolgt für beide Bandbereich über einen F-Stecker-Anschluss. Mitgeliefert wird dafür eine T-förmige Drahtantenne. Im Ruhrgebiet lässt sich damit nicht viel anfangen, was leider nicht ungewöhnlich ist. Ein Empfindlichkeitsgenie ist er auch mit anderer Antennenbestückung nicht. Das verwundert ebenso, wie die mäßige Kanaltrennung, die längst nicht so sauber wie erwartet daherkam. Da haben andere Geräte durchaus besser abgeschnitten: Durchschnitt. Und ohne eine gute Antenne geht nicht wirklich viel.
Da nur ein Antenneneingang vorhanden ist, greift der Solo auf eine etwas ungewöhnliche Weiterverarbeitung der eingehenden Signale zurück und digitalisiert die UKW-Signale mit einer Sample-Rate von 32 kHz.
Gerade in den ersten Stunden klang der Solo im Radiobetrieb ziemlich enttäuschend, hat sich aber dermaßen gesteigert, dass es viel Spaß macht, stundenlang Radio zu hören - wenn doch nur ein entsprechend lohnenswertes Programm verfügbar wäre. Dafür kann Arcam aber wirklich nichts. Ein großer Unterschied zwischen UKW und DAB ist nicht zu hören, auffallend allerdings, dass die DAB-Stationen im Tiefenbereich etwas mehr Volumen aufweisen.
Und im UKW-Betrieb war stets etwas Hintergrundzischen zu vernehmen, selbst bei voller Empfangsstärke.
Die Funktionsvielfalt im Radiobetrieb ist nicht weiter ungewöhnlich: Sendersuchlauf (manuell, automatisch), Anzeige von Sendefrequenz im UKW-Modus, RDS-Informationen im UKW- und Datentext im DAB-Betrieb sowie Anzeige der Datenrate bei DAB und Signalqualität bei UKW.
Insgesamt stehen 30 Senderplätze als Speicher zur Verfügung. Der Aufruf der Programmplätze zwischen 10 und 30 ist allerdings umständlich.
Klar, leise aber klapprig
Das Innere des CD-Players basiert auf der Diva CD73, ein Wolfson 24-Bit-DAC sorgt für glänzende Wiedergabequalität, auch von CD-R- und –RW-Scheiben. Musiktitel im Format MP3 bereiten ebenfalls keine Probleme.
Dabei klingt der Solo dezent und das sogar schon direkt aus der Box. Obwohl er zu Anfang etwas grau klang, legte sich diese Verfärbung nach gut 20 Stunden Einspieldauer. Seine Ausdruckskraft und seine voluminöse Ausstrahlung haben fast minütlich zugelegt. Egal, ob bei Anu Talis Aufnahme von “Ocean” (Finlandia Records 8573-89876-2) oder “A Brisa do Coração” von Dulce Pontes (Movieplay Portuguesa 51.022): Es muss einfach jeden beeindrucken. Fein aufgelöst, alle Instrumente mit der nötigen Deutlichkeit, die Stimmwiedergabe besonders akzentuiert, ohne aber übertrieben zu werden oder aufdringlich in den Vordergrund zu geraten.
Bestätigt wird dieser Eindruck auch bei “Charango” von Morcheeba (China Records) mit seinen exotischen Percussions und einer dem Tropicalismo entlehnten Harmonik. Sogar eher lausige Aufnahmen klingen außergewöhnlich gut.
Einzige Mankos: Zum Öffnen der Schublade muss man die Bedientaste links von der Schublade wählen. Ideal für Linkshänder, aber eben ziemlich ungewohnt (für die ansonsten verwöhnten Rechtshänder). Und kaum zu glauben, aber auch der Solo besitzt nur eine preiswerte CD-Schublade, bei der man sich – wie so oft - fragt: Muss PC-Ware im High-end-Bereich wirklich sein?
Entweder über das Gerät oder die Fernbedienung lassen sich grundsätzliche Anpassungen an die eigenen Höreinstellungen vornehmen: Balance, Tiefen, Höhen, Tiefenkorrektur (beim Anschluss von Lautsprechern mit einem eingeschränkten Frequenzbereich), CD-Programmierung, Uhrzeiteinstellung und Timerprogrammierung.
Wer bei der Programmierung der Weckfunktion keine Enttäuschung erleben möchte, sollte besser direkt in die Anleitung schauen: Es können unterschiedliche Alarme mit vollkommen verschiedenen Funktionen (Alarm ein/aus, Zeit, Wochentage, Signalquelle) programmiert werden. Es gilt aber, das Prinzip erst einmal zu verinnerlichen.
Fern bedienen
Die Fernbedienung ist zwar ganz aus Kunststoff, liegt aber gut in der Hand und ist keineswegs ein typischer Billigheimer. Auch die Tasten sind ausreichend groß, ebenso ihr Abstand zueinander. Die Druckpunkte sind sehr gut zu spüren. Die Reichweite ist extrem groß, schon geringe Reflexionen scheinen dem Solo zu genügen, selbst wenn sie aus noch so abwegigen Richtungen auf ihn eintreffen.
Der Batterieschacht lässt sich über einen rückseitigen Druckknopf öffnen. Die Batterien werden dann von unten in die Fernbedienung eingeschoben. Man muss dabei zwar genau auf die korrekte Plus-/Minuspolung achten; allerdings spart man sich den Kampf mit den sonst eher nervtötenden Schiebe- und Druckklappen. Und elegant sieht es obendrein aus.
Nicht länger solo
Damit der Solo nicht länger allein bleiben muss, hat Arcam “rLead” ins Programm aufgenommen. Dabei handelt es sich eigentlich nur um ein Verbindungsset für den beliebten iPod von Apple, den immer mehr Musikliebhaber nutzen, um auch mobil ihre Lieblingsmusik zu hören. Doch vielfach sind die stationären Ergänzungsangebote für den iPod von zweifelhaftem Hörvergnügen. Keine Frage, beim Solo stimmt die Musikwiedergabequalität und mit Hilfe des rLead-Verbinders lassen sich über den iPod die Remote-Funktion des Solo nutzen und auch die Titelinformationen vom iPod können auf dem Display des Solo angezeigt werden. Genutzt wird dazu der RS232-Eingang auf der Rückseite. Das Verbindungsset kostet laut Liste 89 Euro zusätzlich. Für andere MP3-Player ist rLead leider nicht geeignet. Kombi-Angebote gibt es aber nicht nur in England, auch hier zu Lande kann man sie vereinzelt antreffen.
In diesem Jahr soll auch noch eine Dockingstation folgen, über die der iPod dann auch aufgeladen werden kann.
Mehr als die Summe der Einzelteile
Der CD-Player und der Vollverstärker sind die Stärken des Solo. Dem Radiomodus wurde leider nicht die gleiche Aufmerksamkeit zuteil. Das ist schade, denn das erste All-in-One-System von Arcam ist ansonsten sehr gelungen. Software-Updates können über einen RS232-Anschluss eingespielt werden. Zudem lässt sich ein zweiter Hörraum versorgen. Der iPod-Anschluss und das Radio-Wecksystem würden ein Übriges tun, potentielle Käufer in den Bann zu ziehen, wenn da nicht ohnehin die herausragende Klangqualität wäre.