Web-Radio und Web-TV – das bietet das handtaschentauglich kleine Arnova von Archos. 99 Euro ist nicht viel für ein Internetradio mit Farbbildschirm, besonders wenn es auch noch TV-Programme aus nah und fern herbeizaubern kann. Wir machten die Probe aufs Exempel.
Beim Öffnen des Kartons strömt ein intensiver Geruch von Kunststoffweichmachern in das Zimmer. Wir hoffen, es sind nur die Schaumteile der Transportverpackung, die das chinesische „Shenzhen-Aroma“ mitbringen.
Das Arnova ist verblüffend kompakt. Es fände zur Not sogar in einer Damenhandtasche Platz. Das schwarz lackierte pultförmige Gehäuse mit den zwei winzigen Lautsprechern könnte glatt als Handy-Reiselautsprecher durchgehen. Dank Line-in-Eingang, ließe es sich dafür sogar benutzen.
Vergleichsweise gediegen kommt die IR-Fernsteuerung daher. Große Gummitasten mit ordentlichem Druckpunkt, das kann man in dieser Preisklasse nicht unbedingt erwarten. Auch ein Farbbildschirm gehört bestimmt nicht zu den Regelzutaten der 99-Euro-Kategorie. Der in der Diagonalen 8,9-Zentimeter messende Bildschirm ist nicht zu beanstanden. Selbst aus extremsten Blickwinkeln ist die Ablesbarkeit ohne Fehl und Tadel. Die Bedienpiktogramme und die Ansprechgeschwindigkeit der Menüs ist aller Ehren wert. Hier lässt das kleine Arnova - eine Marke der französischen Archos-Gruppe, die sich mit hochwertigen MP3-Playern und neuerdings mit Android-Tablets einen guten Namen gemacht hat - nichts anbrennen.
Gut sortierte Datenbank
Die Einrichtung geht ebenfalls schnell von der Hand. IP- oder Passworteingaben lassen sich auf einer virtuellen Tastatur über die Pfeiltasten der Fernbedienung recht zügig realisieren. Das Faltblatt als Bedienungsanleitung ist zwar halbwegs intelligent gemacht, aber letztendlich doch mehr als dürftig. Die Senderdatenbank verspricht 12.000 Radiostationen sowie Podcasts und 1.500 TV-Stationen. Die Radiodatenbank weist für Deutschland 1.026 Sender aus, für die Schweiz sind es 211. Eine ordentliche Sortierung ist der Sender-Bibliothek damit zu bescheinigen.
Zusätzlich kann sich das Arnova alternativ bei Shoutcast einwählen. Es stehen also unabhängig voneinander zwei Stationsportale zur Verfügung.
Die Podcast-Rubrik scheint indessen kaum mehr als eine Best-of-Auswahl zu sein. Beim Web-Fernsehen betreten wir als ausgewiesene Radioexperten hingegen Neuland. Es fehlen uns die Vergleichswerte. Für Deutschland werden 68 Programme gelistet. Das Angebot beginnt mit 3Sat und geht dann mit AkupunkturTV weiter, um nach WormsTV mit dem ZDF zu enden.
Batteriebetrieb, USB und 2 GB Speicher
Das kleine Arnova überrascht mit der Möglichkeit des Batteriebetriebs: Mit vier AA-Batterien kann man sich von Stromkabel befreien. Das winzige Steckernetzteil endet auf einen Mini-USB. Tatsächlich kann das Gerät auch via USB über einen Laptop-Akku zum Leben erweckt werden. Zeitgleich dient die USB-Verbindung zum PC dazu, Bilder, Videos und Musikdateien auf das Gerät zu kopieren. Immerhin stehen 2 GB eigener Speicher zur Verfügung. Weiterhin bietet das Arnova einen SD-Kartenschacht als Speichererweiterung. Bis dahin gebührt dem 99-Euro-Unterhaltung ungetrübte Anerkennung.
Unüberhörbar bassfrei
Es mag vielleicht nicht sehr überraschen, wenn wir feststellen, dass die winzigen Lautsprecher in dem nicht minder kleinen Gehäuse eine weitgehend bassfreie Wiedergabe abliefern. Von höheren Lautstärken ist daher dringend abzuraten. Immerhin klingt das Arnova auch bei kleinen Lautstärken verständlich und sauber.
Die Bedienung ist vom Konzept her völlig in Ordnung. Im Detail besteht allerdings noch Verbesserungsbedarf. Die Radiosenderdatenbank ist nicht völlig eingedeutscht worden. Man muss sich mit englischen Ländernamen arrangieren. Etwas gewöhnungsbedürftig: Um eine Menüebene zurück zu springen, muss man die Taste „Exit“ bemühen. Die Pfeiltaste nach links wäre intuitiver. Auch dauert es einen Moment, um aus der laufenden Wiedergabe wieder in die Auswahl zu gelangen.
Leider hat man es versäumt, eine Suchfunktion für die Datenbankbestände zu integrieren. Man sucht ganz konservativ nach Ländern oder Genren. Das ist echt schade, weil die Buchstabeneingabe mit der einblendbaren Tastatur eigentlich recht flüssig bedienbar ist.
Favoriten-Blinddate und Schnellschlafprogramm
Um einen Favoriten anzulegen, muss die Favoritentaste auf der Fernbedienung in der Senderliste gedrückt werden. In der Stationswiedergabe ist eine Übernahme als Favorit dann nicht mehr möglich. In der Praxis ist das freilich Unfug. Man muss einen Sender erst einmal gehört haben, um ihn zu favorisieren. Daneben ist es nicht vorgesehen, das Gerät online anzumelden. Auch das Nachpflegen eigener Streamadressen gehört nicht zu Funktionsrepertoire.
Einen Favoriten benötigt man jedenfalls dann, um sich mit einer Radiostation wecken zu lassen. Dabei muss man berücksichtigen, dass das Arnova zum Wecken angeschaltet bleiben muss. Es schaltet dann still und stumm auf den Bildschirmschoner in Form einer schicken Analoguhr. Die Audiowiedergabe startet schließlich zum Alarmzeitpunkt. Das ist vom Handling nicht nur reichlich unorthodox, es ist auch schlichtweg unpraktisch, weil sich der Bildschirm mit der Uhr nicht herunter dimmen lässt. Da tröstet es kaum, dass zwei Alarmzeiten mit variabler Wiederholungsgestaltung bereit stehen.
Menschen mit latenten Schlafstörungen gehören kaum zur Arnova-Kundschaft. Ein Indiz hierfür ist das Schnellschlafprogramm, denn der Sleeptimer macht kurzen Prozess: Binnen 5, 7, 10 oder 15-Minuten sollte man sanft entschlummert sein. Die kürzesten Schlummerzeiten, die wir je gesichtet haben.
Nicht HD-TV aber doch Welt-Zapping
Der winzige Webfernseher muss auf jeden Fall ganz schön viel Daten verarbeiten: 3Sat streamt zum Beispiel mit rund 1400 kBit pro Sekunde. Vorausgesetzt die WLAN-Verbindung ist ungestört, ruckelt da nichts. Funkprobleme sind erkennbar, wenn der Puffer sich einfach nicht füllen will. Beim Arnova ist der Vorpuffer um kleine Einbrüche beim Streamingserver auszugleichen doch schon recht groß. Etwa 25 % des Puffers müssen zur Videowiedergabe gefüllt sein. Bei einem Radiosender der nur mit 128 Kilobit unterwegs ist, reichen schon 4 % Füllstand, um mit der Wiedergabe zu beginnen. Der TV-Senderwechsel von Hong Kong TV zu Al Rai TV Kuwait kann leicht 20 Sekunden in Anspruch nehmen.
Insofern besitzt das weltweite TV-Zapping noch eher einen etwas experimentellen Charme, der allerdings dem kleinen Webfernseher nicht angekreidet werden kann, sondern wenigstens heute noch systembedingt ist.
Das Arnova-Web-Radio und -TV versteht sich auch mit UPnP-Medienservern. Auf Medienservern gespeicherte Musik und Videos lassen sich problemlos wiedergeben. Die Videowiedergabe erfolgt bevorzugt im Avi oder im MPEG4- oder FLV-Format mit 320x240 Pixeln. HD ist das nicht gerade.
Als Audio-Format kommen MP3, WMA, WAV, AAC oder FLAC infrage. Das preiswerte Medienwiedergabetalent schluckte auch Dateien in variabler Bitrate. Die bassfreie Lautsprecherwiedergabe scheint mit einem Spatialstereoeffekt aufwarten zu können. Eine Phasentrickserei, die den akustischen Eindruck macht, als stünden die Lautsprecher viel weiter auseinander. Aber da oberhalb von 32 Kilobit keine Klangsteigerungen mehr feststellbar sind, ist das Feature wirklich zu vernachlässigen. Am Kopfhörer klingt das Arnova zwar etwas gefälliger, aber auch dort nicht wirklich gut.
Dafür ist die sonstige Ausstattung absolut komplett. Neben Weckvorrichtung und Sleeptimer hat das Arnova eine automatische Uhrsynchronisation, einen Kalender, eine Analog-Uhr als Bildschirmschoner, eine Diashowfunktion mit einstellbarer Bildwechselverzögerung und so fort. Für 100 Euro kann man wirklich nicht meckern.
Fazit
100 Euro für die ganze Welt. Trotz kleiner Macken im Detail ist das Arnova ein interessanter Versuch, Webradio und Webfernsehen im Kleinbildformat salonfähig zu machen. Es ist vor allen Dingen der sehr dünne Klang, der Radiohörer abschrecken muss. Wer aber mit Audio-, Video-, Radio- und TV-Wiedergabe in einem super kompakten Gerät experimentieren möchte, für den ist das kleine Arnova keine schlechte Sache.
Steckbrief
- Internetradio / WebTV mit WLAN (802.11 b/g), Mediaplayer UPnP-fähig
- Datenformate Audio: MP3, WMA, WAV, AAC, FLAC, Video: AVI, MPEG-4 und FLV; Bild: JPEG, PNG, GIF
- Speicher: 2 GB intern, SD-Kartenschacht
- WLAN-Sicherheit: WEP, WPA, WPA2
- Datenbank: unbekannt (vermutlich Vtuner)
- Anschlüsse: Kopfhörer, Line-in (kein Ethernet), Mini-USB
- Stromversorgung: Steckernetzteil auf Mini-USB endend
- Stromverbrauch: Webradio 6,0 Watt, WebTV 6,5 Watt, Stand-by 4,9 Watt, Off 0,0 Watt
- Abmessungen (B x H x T): 199 x 84 x 84 mm mm
- Gewicht: 400 gr.
- Preis (UVP): 99,00 Euro
Arnova Webradio
Hallo,
Ich habe ein Xoro HMT 350 gekauft, diese product ist Arnova ähnlich. Die Xoro hat auch FM radio!
Gibt es auch problemen mit den Puffer am 1e stock Am Galerie 25% und im Schlaffzimmer 0%
Ist das auch im Test mitgenommen.
Mitglied seit
16 yearsBeim Fernsehempfang durchaus.
Beim Fernsehempfang durchaus. Die WLAN-Verbindung muss hier sehr gut sein, um immer genug Daten in den Puffer zu schieben.
Vérifiez la qualité de la connexion sans fil. Il faut une connexion grand débit pour la réception TV sans interruption. Vous avez le même problème lorsque la réception radio?