Das DNT IPidio styled neuerdings und kann auch sonst allerhand.
So konnte es wirklich nicht weitergehen: Das Komissbrot-Design schmeckt auf Dauer einfach nicht und lockt ohnehin nur alte Feldherren hinterm Kohlenofen hervor. Darum nahm DNT sein WLAN-Webradio-Erfolgsmodell IPdio und verpasste ihm zwei Lautsprecher und ein sehenswertes Outfit.
„Dein Schtail isch so geil ...“ rappte Ende der 1980er-Jahre eine Hartreim-Rödelheim-Mami ins Mikrofon und yoh, das neue Ipidio styled zwar, bleibt dabei aber ein eher dezenter Blickfang ohne Schockeffekte.
Und so wird’s gemacht: Man wasche ein „Technisat Internetradio 1“ im Heißwaschgang und stellt das tüchtig geschrumpfte Gehäuseoval auf einen ordentlichen Kunststoffständer. Ein paar silbrige Applikationen, zum Beispiel einen verchromten Displayrahmen auf das schwarze „Bespannstöffche“ geklemmt, alle Bedientasten elegant in den Ständer eingelassen und fertig ist die fesche „Drahtlose Nachrichten Technik“.
Und die weiß auf Anhieb zu gefallen. Auf der Rückseite findet man nur die Stromversorgungsbuchse, einen Line-in und eine Ethernet-Schnittstelle, um das Radio über eine Drahtverbindung mit dem Router zu verbinden sowie eine schwenkbare WLAN-Antenne.
Übersichtlich und schick
Auf der Vorderseite des Gehäusesockels befinden sich alle weiteren Bedienelemente, angefangen mit einem Kopfhöreranschluss, über Steuerungs- und Festspeichertasten bis hin zu einer 4-Wege-Schaltwippe zur Menünavigation und Lautstärkeregelung. Der letzte, silbern umfasste Knopf ist ganz trickreich gemacht: Der silberne Außenrand ist drehbar, um durch Auswahlmenüs und Senderlisten zu flitzen, während das Innenteil als Auslösetaste herhält. Auf den restlichen vier Fünfteln der Gehäusefläche prangt nur das kontrastreiche weiß-blaue Display. Das hat eigentlich vier Zeilen, aber die unterste Zeile ist fest zur Statusanzeige reserviert. Trotzdem bringt das Display mit seiner großen, deutlichen Schriftdarstellung jederzeit den gewünschten Durchblick.
Alternativ kann das Radio auch mit der beiliegenden Fernbedienung gesteuert werden. Sie ist etwas dicker als die ganz billigen „Scheckkartentypen“, unterscheidet sich aber im Wesentlichen nur durch die verwendeten Microbatterien, was das Gehäuse naturgemäß etwas aufbläht.
Der Rest der Bedienschematik steht und fällt mit der Software und diese wiederum hängt vom verwendeten Radiomodul ab. Im Falle des Ipdio Style steht die Reciva-Plattform in der Verantwortung. Die Bedienmenüs sind sehr ordentlich ins Deutsche überführt, die Steuerung flüssig. Das Reciva-Gateway stellt etwa 10.000 Sender für den Aufruf zusammen. Dabei werden auch Real-Streams und Ogg-Vorbis unterstützt. Die Radioangebote findet man entweder nach Standort oder Genre, wobei einige Genre-Schlagworte schließlich ungenau werden: Da gibt es „Erwachsene“ und „Erwachsene modern“, „Unbekannt“ und „Verschiedene“.
Auch eine Suche hat man integriert, doch die Schlagworteingabe über einzeln mit der Fernbedienung „einfangbare“ Buchstaben ist so umständlich, dass man liebend gerne darauf verzichtet. Konkret wird eine rollbare Auswahlliste aus Großbuchstaden, Kleinbuchstaben, Ziffern und Sonderzeichen eingeblendet. Mit den Richtungstasten drückt man so lange, bis das gewünschte Zeichen in der hervorgehobenen Displaymitte erscheint und drückt dann „Enter“. Am silbernen Drehrad geht das leidlich gut, an der Fernbedienung ist das richtig anstrengend.
Einrichtung und Registrierung
Angewiesen ist man auf eine solch fummelige Buchstabeneingabe nur einmal: bei der Eingabe eines Schlüssels für geschützte Funknetzwerke. Die Funkstrecke darf WEP, WPA und WPA2-verschlüsselt sein, und WLAN-Funk wird in den Geschwindigkeiten 802.11 b und g verstanden. Sollte man eine Geräte-MAC-Adresse für die Einbindung in das heimische Netzwerk benötigen, kann diese Adresse über das Einstellungsmenü auf das Display gebracht werden. Bei alledem hilft die kompakte aber durchweg verständliche deutsche Bedienungsanleitung.
Podcast-Angebote listet das DNT Ipdio-Style nicht auf, obwohl solche Angebote bei Reciva eigentlich zur Verfügung stünden. In der Anleitung fehlt ein klarer Hinweis, dass man sein Gerät über das Internet am Reciva-Portal anmelden und registrieren lassen kann. Die Registrierung ist kostenlos und ermöglicht, Wunschsender und Podcast-Adressen mit in die Favoritenliste einzupflegen. Beim nächsten Datenbankabruf, erscheinen die über das Online-Formular eingegebenen Radio- und Podcast-Angebote dann in der Auswahlliste.
Tipps und Tricks: Zur Einrichtung des Radios auf dem Reciva-Gateway benötigt man die Serien- und Versionsnummer des verwendeten Radios. Die Seriennummer findet man unter Einstellungen -> Version und nun Vorsicht, denn die erste Einblendung zeigt eine Servicepacknummer an, die nicht brauchbar ist.
Pfeile rechts und links der Überschrift signalisieren weitere Auswahlmöglichkeiten. Wer allerdings an der Fernbedienung den Rechts- oder Linksknopf betätigt, fliegt aus dem Menü wieder raus. Die Aufwärts- und Abwärtstasten führen hingegen zum Ziel. Die grundlegende Bedienung des Radios und der Programmauswahl sind weitgehend frei von Kritik. Auch präsentierte sich die Bediensoftware als recht stabil. Nur einmal verirrten wir uns in die Vergabe von Netzwerknamen und die Back-Taste, mit der man sich sonst zuverlässig in eine höher gelegene Menüebene retten kann, endete in einem „Bluescreen“, also einer fest gelaufenen Bediensoftware. Das war aber wie gesagt eine Ausnahme und bei Leibe nicht die Regel.
Sehr klar und Bass-frei
Wenden wir uns der Frage des Klanges zu. Die Fotos machen das Radio größer als es ist: Es misst nur etwa 32 Zentimeter in der Breite und das Gehäuseoval bietet an der breitesten Stelle etwas mehr als acht Zentimeter Raum. Den zwei Lautsprechern steht also nur wenig Gehäusevolumen zur Verfügung. Und obwohl die Verkaufstexte der Shopbetreiber von der Bassreflex-Technik schwärmen, ist der Eindruck eines runden und fülligen Klangs eine reine Illusion.
Trotz der Bassreflex-Öffnungen recht und links am Gehäuse, kann das kleine Radio die Physik nicht überlisten. Auf der Habenseite des Ipdio Style steht eine klare und deutliche Wiedergabe. Mehr noch, es gebührt ausdrückliches Lob an DNT, denn sägende Störgeräusche oder Restbrummen aus den Lautsprechern bei ganz herunter geregelter Lautstärke, kennt das Ipdio Style nicht.
Die Toneigenschaften offenbaren hingegen sehr wohl Schwächen: Schon bei mittleren Lautstärken klingen die kleinen Lautsprecher so, als hätte man ein Miniatur-Megafon auf dem Schreibtisch stehen. Der Sound präsentiert sich Bass-frei, Mitten-betont mit dem Hang bei höherer Lautstärke etwas quäckig zu wirken.
Als Küchen-, Weckradio oder akustischer Hintergrundberieseler geht das Ipdio Style schon in Ordnung, aber viel mehr geht da halt nicht.
Lust und Frust mit dem Musikplayer
Wie die meisten WLAN-Internetradios kann auch das DNT Ipdio Style Musikdateien von der PC-Festplatte lesen. Die Formate WMA, MP3, Realaudio, Ogg-Vorbis stehen zur Verfügung. Kopiergeschützte Musikfiles, frisch gezogen von iTunes oder Musicload, lassen sich nicht ohne weiteres wiedergeben. Zum Abruf der Musikfiles kann man entweder eine Windows-Ordnerfreigabe bemühen oder einen Mediaserver verwenden. Im einfachsten Fall kann Windows Mediaplayer in diese Rolle schlüpfen, oder Twonky-Music, Oregon und was der Softwaremarkt sonst so an Lösungen hergibt. Wer darauf verzichten will, wird per Ordnerfreigabe mit einigen Umständen bedient. Das Einlesen der Ordner dauert eine ganze Weile und die Titelliste ist jeweils nur temporär über das Gerät abrufbar. Das Prozedere, nach dem Musikordner zu suchen und die Daten einzulesen, wiederholt sich im Zweifel täglich bei Aktivierung der Musikplayer-Funktion. Lose in einem Sammelordner liegenden MP3-Dateien werden nicht als Interpret oder Album erkannt und befinden sich in einem Ordner „unbekannt“, der nicht wirklich auf der Festplatte zu finden ist. Auch damit sorgt man für Verwirrung.
Klimaschonend und schlaftauglich
Gut ist das kleine, sehr kompakt gehaltene Schaltnetzteil des DNT Ipdio Style. Im Betrieb konsumiert das Style damit läppische 4,5 Watt, im Stand-by bleiben günstige 1,4 Watt übrig; dabei ziert das Style den Schreibtisch als schicke Tischuhr. Das Radio kann fünf unterschiedliche Weckzeiten (z. B. für verschiedene Wochentage) verwalten, die sich ausgesprochen leicht programmieren lassen. Nachts lässt sich die Displayhelligkeit in 32 Stufen komplett bis auf Null herunterfahren; auch ein Einschlaftimer ist an Bord.
Die WLAN-Empfindlichkeit ist ausreichend. Eigentlich hat das Radio eine Warnvorrichtung, wenn das WLAN-Signal zu schwach wird. So soll ein Warnton erklingen, der auf drohende Empfangsprobleme hinweist. In der Praxis fanden jedenfalls wir Standorte, die das Style bei rund 24 % Empfangsstärke immer wieder zum Neupuffern veranlasste, ohne das wir den Warnton hätten einmal vernehmen können.
Fazit
Der Blick auf das Preisschild ist erfreulich. Mit 119 Euro präsentiert sich das DNT Ipdio Style als schickes Tisch- und Weckradio zu einem vernünftigen Preis. Die Verarbeitung hinterließ einen ausgesprochen guten Eindruck, die Bedienung in den Bereichen des alltäglichen Betriebs gibt keine Rätsel auf und wer ein WLAN-Nebenbeiradio sucht, wird mit den DNT Ipdio Style gut bedient.
Verglichen mit den klassischen DNT Ipdio, bietet das Style neben dem gelungenen Design auch noch Stereo-Wiedergabe über zwei Lautsprecher. Der Mono-Klassiker DNT Ipdio bietet weniger Design, hat dafür die souveränere Tonwiedergabe anzubieten. Wer die Wahl hat, hat die Qual.
Steckbrief
- Internetradio & Musikplayer
- Weck- und Schlummerfunktion
- Datenformate MP3, Real, Ogg, WMA, AAC, AIFF; keine DRM-Unterstützung
- Playlisten ASX, RAM, M3U, RPM, PLS
- WLAN 802.11b/g, WEP-, WPA- oder WPA2-verschlüsselt
- Ethernet-Drahtanschluss 100 Mbit
- Audio: Zwei Lautsprecher, 2 x 8 Watt
- Anschlüsse: Line-In, Kopfhöreranschluss, Ethernet, Stromversorgungsbuchse
- Lieferumfang: Fernbedienung, Audiokabel, Ethernetkabel, Netzteil, Bedienungsanleitung
- Stromverbrauch: 4,5 W typ. Webradiobetrieb, 1,4 W Stand-by