Das Internetradio des britischen Herstellers Intempo mit der Bezeichnung GX-01 unterscheidet sich auf den ersten Blick in nichts von einem der vielen Radioempfangsmaschinen der jüngeren Zeit im klassischen Retro-Design. Es braucht schon mehr, um zu erkennen, dass es sich bei diesem Vertreter um ein Internetradio handelt: Erst die Rückseite gibt darüber Aufschluss.
Das Intempo-Radio sieht aus wie eines der vielen Retro-Radios der Neuzeit – es erinnert ganz besonders an die Evoke-Serie von Pure -, verbirgt dabei aber sehr gelungen, dass es keineswegs Radiowellen empfangen kann, sondern ausschließlich Internetradio-Stationen wiedergibt, sei es via kabelgebundenem LAN oder kabellos per W-LAN. Benötigt wird demnach keine gute In-house-Versorgung für Digitalradio, sondern lediglich ein Breitbandzugang – und sei es über einen Hotspot in der Nachbarschaft. Die W-LAN-Verbindungsvariante versteht den schnellen 802.11g-Modus mit WPA2-Verschlüsselung.
Wer seinen kabellosen Zugangspunkt über zugelassene MAC-Adressen der jeweils eigenen Geräte absichert, hat es dagegen schwerer. Intempo gibt die MAC-Adresse des GX-01 leider weder auf der Verpackung noch auf auf einem Etikett auf der Geräteunter- oder -rückseite an. Im Konfigurationsmenü lassen sich nach einigem Suchen dann sowohl für die kabelgebundene-, als auch die kabellose Verbindung die dazugehörigen MAC-Adressen aufspüren.
Ausgeliefert wird das Gerät mit einer Menüführung in englischer Sprache, ist jedoch grundsätzlich multi-lingual ausgelegt und lässt sich problemlos auf Deutsch umstellen. Nur an wenigen Stellen offenbaren sich kleinere Mängel in der Übersetzung.
In den Grundeinstellungen lassen sich u. a. der Kontrast des Displays verändern, die Uhrzeit einstellen, eine Weckzeit festlegen sowie die Netzwerkeinstellungen vornehmen.
An gleicher Stelle können auch Firmeware-Updates bei bestehendem Internetzugang unmittelbar am Gerät abgerufen und eingespielt werden. Der Umweg über den eigenen Rechner ist nicht erforderlich.
Unterstützt werden alle Arbeiten durch das blau beleuchtete Drei-Zeilen-Display und den ebenfalls blau beleuchteten Abstimmknopf, sofern er bestimmte Funktionen ausführt.
Das Display ist recht schlicht und in seinen Möglichkeiten bestimmte Textlängen anzuzeigen, relativ beschränkt, so dass ausgewählte Zeilen nach kurzer Zeit einsetzen, als Laufschrift durch das Display zu tickern. Gleichwohl lässt es sich auch aus größerer Entfernung noch gut ablesen. Neben dem Sendernamen und der Datenrate wird auch das Datenformat des „empfangenen“ Senders angezeigt.
In der Bedienung etwas irritierend ist der große Abstimmknopf: Aus den Listen wählt man mit seiner Hilfe den gewünschten Sender aus. Bestätigt man die Auswahl intuitiv mit einem Druck auf den Knopf, so wechselt das Gerät in den Stand-by-Modus und zeigt die Uhrzeit an. Statt dessen gilt es, den gesonderten „Select“-Knopf zur Bestätigung zu nutzen.
Wer den Verlockungen des drückbaren Abstimmknopfes nicht widerstehen kann, muss seine Auswahl doppelt und dreifach vornehmen. Allerdings merkt sich das Intempo-Gerät den zuletzt gespielten Sender und legt damit nach dem Einschalten auch sofort wieder los.
Die kleine Scheckkarten-große und flache Fernbedienung (inklusive Knopfzellen) besitzt eine recht begrenzt Reichweite, dafür aber die Abruffunktion für 99 Sender, am Gerät selbst lassen sich dagegen nur drei Lieblingsstationen abspeichern.
Der englischsprachige Teil der Anleitung enthält alle notwendigen Angaben für die Inbetriebnahme, die ohnehin sehr intuitiv vonstatten geht, und alle weiterführenden Fragen. Der zweiseitige deutschsprachige Teil innerhalb der Anleitung ist dagegen wenig hilfreich und sollte dringend überarbeitet werden.
Genutzt wird für die Senderauswahl die gut gepflegte Datenbank von Reciva, die auch bei intensivem Test nur wenig Aussetzer zeigt, etwa einen Sender in Singapur, einen in Französisch Guyana und einen weiteren im Gaza-Streifen, dessen Unerreichbarkeit aber auch gut auf das Konto der israelischen Stromsperre gehen kann. Insgesamt kann nach Aussage von Intempo so auf mehr als 5.000 Sender zurückgegriffen werden.
Die Senderauswahl erfolgt wahlweise nach Ländern oder Genre. Darüber hinaus sind in der Datenbank auch Podcasts enthalten, auf die zurückgegriffen werden kann. Zuletzt erlaubt das Internetradio die Nutzung von Dateien von einem lokalen Speichermedium. Ein USB-Stick kann an der Front direkt eingestöpselt werden. Sein Inhalt wird vom GX-01 auf Musikdateien durchkämmt, die anschließend in eine Wiedergabeliste aufgenommen werden können. An einer USB-Festplatte scheitert das Gerät dagegen.
Entgegen der Produktbeschreibung zum Zeitpunkt des Tests enthält das Gerät keinen Line-in-Eingang.
Abgesehen davon kann auf Netzwerkfreigaben anderer Rechner zurückgegriffen werden ebenso wie auf einen UPnP-Server, den Windows Media Player oder eine von vielen im Netz frei verfügbaren Alternativen.
Unterstützt werden die Formate iTunes, MP3, Ogg Vorbis, Real und Windows Media – alle ohne DRM.
Der Klang lässt leider zu wünschen übrig: Er ist undifferenziert und dumpf; das Bassreflexrohr auf der Geräterückseite sorgt zwar für viel Druck bei der Wiedergabe, ist aber wohl auch Teil des Problems. Insbesondere Höhen werden wenig klar wiedergegeben. Standfest bleibt das Gerät jedoch auch bei sehr lautstarker Nutzung der Lautsprecher – allerdings bahnen sich dann störende Geräusche wohl von mitschwingenden Gerätebauteilen aus dem Geräteinneren ihren Weg hinaus.
Die Wiedergabe über die 3,5-mm-Kopfhörerbuche an der Frontseite mit dem Referenzkopfhörer Sennheiser HD600 ist dagegen deutlich klarer. Aber in der Küche wird man sich ebenso wenig mit einem Kopfhörer einfinden wie im Schlafzimmer zum Radiohören.
Geliefert wird das GX-01 mit einem von der Redaktion wenig geliebten Steckernetzteil. Es besitzt noch einen englischen Stecker, ein Adapter für den Betrieb in Deutschland liegt bei. Ein Stromsparfuchs ist das Internetradio insbesondere im Stand-by nicht: Gemessen wurden 10,34 Watt im Betrieb und 8,8 Watt im Stand-by.
Leider ist das Intempo nicht ganz so edel wie es auf den ersten Blick erscheint. Statt eines echten Holzfurniers besitzt es lediglich eine künstliche Folien-Nachbildung in Pinie. Die aber ist recht gut verarbeitet und die unverbindliche Preisempfehlung von 199,00 Euro ist für ein Internetradio mit diesen Ausstattungsmerkmalen und den wenigen beschriebenen Schwächen nicht übertrieben. Als Küchenradio ist es ebenso gut geeignet wie als Weckradio im Schlafzimmer oder zur Unterhaltung im Hobbyraum. Lediglich für das Wohnzimmer dürften die Klangeigenschaften den meisten Nutzern nicht genügen.