Noxon Audio bringt die Vielfalt des Internet-Radios und komplette Musikarchive vom eigenen Rechner drahtlos über WLAN zu jedem Audiosystem im eigenen Heim oder unmittelbar über ein aktives Boxensystem zu Gehör. Wer es einmal in den Fingern hatte, wird süchtig. Das Muss-ich-haben-Gefühl ist dann nur schwer zu unterdrücken.
Wer die Vielfalt der inzwischen Tausenden oft werbefreien und spezialisierten Internet-Radiosender nutzen möchte, ist mit dem Noxon gut bedient. Die Zeiten, als das Radiohören nur über den PC möglich waren, gehören nun endlich der Vergangenheit an. Der PC kann ausgeschaltet bleiben, der Noxon kann sich unmittelbar via WLAN-Zugriff aus dem Internet bedienen.
Wer eine Musikbox vom Format einer Wurlitzer erwartet hat, dürfte allerdings arg enttäuscht sein, denn die moderne Terratec-Box ist aus schnödem Kunststoff, glänzt metallisch-silbern, und ist gerade einmal 16 x 10 x 4 cm groß. Dafür hat sie ein übergroßes blau leuchtendes Display. Der Noxon findet mit seinen bescheidenen Abmessungen natürlich überall Platz.
Genau das hat der Hersteller aus Nettetal am Niederrhein bezweckt, denn der Noxon ist für jeden erdenklichen Standort konzipiert. Das Gerät benötigt einzig einen Stromanschluss für das mitgelieferte Netzteil und ein Wiedergabegerät für den Ton. Der Anschluss erfolgt über zwei Cinch-Stecker an den entsprechenden Eingang des HiFi-Verstärkers der heimischen Stereoanlage, ein Aktiv-Boxensystem oder beispielsweise auch ein Tischradio, das einen derartigen Fremdanschluss freundlich aufnimmt. Grundvoraussetzung sind auch ein WLAN-Netzwerk und ein Breitband-Internet-Zugang wie DSL, letzterer vorzugsweise mit großzügiger Downloadkapazität, denn beim Radiohören über das Internet fällt auf die Dauer durchaus einiges an Traffic an. Und der kann – je nach Internet-Provider und eigenem Tarif – recht teuer werden. Dabei sollte man vor allem nicht vergessen, dass hohe Bitraten nicht nur für einen besonders guten Klang stehen, sondern auch für viel Datenmenge, die es zu übertragen gilt.
Die WLAN-Kompatibilität ist in jedem Fall gewährleistet, da der gängige Standard 802.11b unterstützt wird. Der Empfangsbereich entspricht dem gängiger WLAN-Karten. Dabei ist die Reichweite stark von der verwendeten Hardware der Gegenseite sowie der baulichen Umgebung abhängig. Grundsätzlich soll der Noxon eine Reichweite von 300 Metern bei freier Sicht haben, in geschlossenen Räumen reduziert sie sich erfahrungsgemäß auf 30 bis 100 Meter.
Die Einrichtung geht schnell von der Hand: Netzteil einstecken, den Noxon mit der Stereo-Anlage verbinden, die Kunststoff-Standfüße unter den Noxon klemmen und den Eingabeaufforderungen des Setup-Assistenten im Display folgen. Und keinesfalls von der etwas missverständlichen Produktbeschreibung irritieren lassen, aus der man durchaus darauf schließen könnte, dass der Noxon auch den besonders schnellen 802.11g-Standard unterstützt. Dem ist definitiv nicht so.
Musikvielfalt pur
Der Noxon kann sich selbstständig aus dem Internet bedienen. Nach dem ersten Start organisiert sich die Musikbox dazu eine aktuelle Liste von kategorisierten Internetsendern über den Kooperationspartner vTuner. Über die Fernbedienung lassen sich die Sender problemlos wechseln, auch die gewohnte Sortierung nach Genres oder Sprachen zeigt die WLAN-Musikbox auf dem großen Display übersichtlich an. Keine Frage: Manche Sender sind nur mit so mickrigen Bitraten zu empfangen, dass Musikhören nicht annähernd Laune verbreitet. Doch handelt es sich dabei beispielsweise um Programme mit hohem Wortanteil aus Südamerika. Wer seine Spanischkenntnisse auf Vordermann bringen will, ist damit immer noch gut bedient. Und für die gute Laune sorgen die Musikprogramme mit hohen Bitraten. Es lässt sich nicht pauschal beschreiben, wo davon die meisten anzutreffen sind. Mit 128 Kbit überträgt beispielsweise Radio Moris aus Mauritius von früh bis spät Sega-Musik satt.
Eigener Musikserver
Neben dem Empfang von Internet-Radio kann der Noxon auch die aufwändig zusammengestellte Songsammlung von der Festplatte des heimischen Rechners drahtlos im ganzen Haus verteilen. Benötigt wird auf dem Rechner dazu lediglich ein UPnP-Server, ein Universal-Plug-and-Play-Musikserver, wie beispielsweise Twonkey Vision ein entsprechendes Plug-in für den beliebten Mediaplayer WinAmp anbietet oder MediaConnect für den Windows Media Player oder Nero MediaHome von Ahead als Teil von Nero Reloaded. Die Anleitung des Noxon empfiehlt jedoch die Nutzung von MusicMatch, da es bei anderer, grundsätzlich kompatibler Software durchaus zu Problemen kommen könnte. Überzeugender Vorteil ist in jedem Fall, dass außer der Installation von MusicMatch, die Aktivierung als Serverdienst und das Einpflegen der eigenen MP3-Dateien nichts weiter getan werden muss.
MusicMatch ist in einer funktional beschränkten Variante als Freeware erhältlich und ermöglicht einen reibungslosen Musikgenuss. Mitgeliefert wird die Software jedoch nicht. Sie muss aus dem Internet gezogen werden.
Der UPnP-Server sorgt dafür, dass das gesamte Archiv an Soundfiles auf dem PC oder dem Notebook im MP3- und WMA-Format auch im Wohn- oder Schlafzimmer oder sogar beim Zubereiten des Mittagessens in der Küche verfügbar gemacht werden.
Fällt die Navigation bei den Internet-Radios noch leicht, kann man bei der eigenen Musiksammlung schon mal den Überblick verlieren. Schuld daran ist allerdings nicht unmittelbar der Noxon, sondern die Ordnerstruktur des eingesetzten UPnP-Servers. Der Noxon besitzt jedoch über eine Favoriten-Funktion, mit deren Hilfe ein gerade laufender Song in die eigenen Favoriten übernommen werden kann.
Klang einwandfrei
Eine akzeptable Tonqualität ist erst ab entsprechenden Bitraten zu erwarten, die 128 Kbit und mehr betragen sollten. Nur wenige Internet-Radios stellen derart hohe Datenraten zur Verfügung. Bei der eigenen Musiksammlung werden 320 Kbit pro Sekunde unter Ausnutzung der MP3-Technologie geboten. Schon ab 128 Kbit sind keine Verzerrungen im Hochtonbereich mehr wahrzunehmen. Der Klang ist einwandfrei.
Anschluss – aber sicher!
Der Anschluss ist sowohl per Ad-hoc-Verbindung beispielsweise an ein WLAN-Notebook oder über einen Access-Point möglich, der oft Bestandteil eines WLAN-Routers ist. Dem Noxon kann eine feste IP-Adresse oder wahlweise eine automatisch via DHCP bezogene Adresse zugeteilt werden. Für eine sichere Übertragung verfügt das Gerät über eine eigene MAC-Adresse, die auf der Rückseite des Noxon aufgedruckt ist. Darüber hinaus kann die gängige Verschlüsselungsmethode WEP (Wireless Equivalent Privacy) verwendet werden. Dafür besitzt der Noxon sogar ein eigenes Keymanagement. Die Eingabe eines Schlüssels kann dabei erst abgeschlossen werden, wenn die Anzahl der Zeichen einem gültigen Key entspricht. WEP wird mit einer Verschlüsselung von 64 und 128 Bit unterstützt. Möglich ist der Einsatz des Noxon ebenso bei abgeschaltetem SSID-Broadcast des Access-Points, wenn man der Nachbarschaft nicht ständig mitteilen möchte, dass man grundsätzlich einen WLAN-Zugriff anbietet, sondern dies - vor allem aus Sicherheitsgründen - quasi im Verborgenen tut.
Die Eingabe sämtlicher Daten ist einfach, selbsterklärend und wird bei der Erstkonfiguration abgefragt. Ein bisschen Suchen war erforderlich, als ein Zeichen gelöscht werden sollte – die IP-Adresse war falsch eingegeben -, immerhin: Ein Blick in die Anleitung genügte, um die entsprechende Funktionstaste auf der Fernbedienung ausfindig zu machen. Apropos: Das Noxon wird ausschließlich über die mitgelieferte Fernbedienung bedient. Sie liegt gut in der Hand und die meisten Tasten sind selbsterklärend.
Und auch die Bedienungsanleitung ist gut geschrieben. Laien wird verständlich erläutert, welche Eingaben an welchen Stellen unter welchen Gegebenheiten erforderlich sind. Das Angenehme an der Anleitung ist der lockere erklärende Ton, der ohne Belehrungen auskommt.
Auf der mitgelieferten CD befindet sich zudem ein praktisches Manager-Tool, mit dem man sich der Noxon vom PC via WLAN organisieren lässt. Beispielsweise können verschiedene Profile angelegt werden, wenn das Gerät in unterschiedlichen WLANs genutzt werden soll, ohne dass jedes Mal eine erneute Konfiguration durchgeführt muss. Und auch, wer mehrere der drahtlosen Terratec-Musikstationen im eigenen Haus betreibt, kann diese von einem zentralen Rechner aus verwalten.
Und der Preis?
Der Noxon beeindruckt vom Klang und in seiner Bedienung. Die Optik ist eher unscheinbar. Andere netzwerkfähige Media-Clients bieten zwar oft wesentlich mehr, kosten aber auch ein Vielfaches: Die unverbindliche Preisempfehlung dieses neuartigen Radiogerätes beträgt 129,00 Euro, im Handel ist es etwas günstiger erhältlich. Beim Hersteller gibt es das Gerät in begrenzter Stückzahl auch mit den Stereo-Lautsprechern “HomeArena” zum Betrieb ohne Stereo-Anlage oder weiteres Radiogerät. Der Preis beträgt ebenfalls 129,00 Euro.
Einzig auf eine Videoausgabe für ein Fernsehgerät hat Terratec verzichtet. Aber wozu auch, denn wer Radio hören will, benötigt schließlich kein Fernsehbild.
Auf der IFA soll bereits der Prototyp der nächsten Noxon-Generation präsentiert werden. Genaue Details sind noch nicht bekannt, allerdings rechnet man bei Terratec fest mit Implementierung des schnelleren 802.11g-Standards und mehr Anschlussbuchsen, insbesondere für die Stereoanlage, sowie der Möglichkeit für einen Batteriebetrieb, sodass der Noxon sogar mobil betrieben werden kann. Man darf in jedem Fall gespannt sein.