In dem kleinen Alugehäuse steckt ein vollwertiger WLAN-Internetradio-Receiver. Im ersten Moment denkt man an einen HiFi-Exoten. Doch die Avox Indio TMA-1 zeigt den Mini-Stereoanlagen der Preisklasse, was klanglich heute für 230 Euro geboten werden kann. Und das ist allerhand.
Die Firma Avox Technology aus Norderstedt musste der reinHÖREN-Redaktion einfach auffallen. Ihre bisherigen Modelle Indio Classic, Mini und das 90-Euro-Uhrenradio Petit blieben durch einen für die Preisklasse auffällig guten Klang in Erinnerung. Nun greift Avox das Thema Mini-Stereoanlage mit dem Indio TMA-1 auf. Hierbei greift Avox auf die bisher bewährten Zutaten zurück. Im Kern steckt ein Reciva-WLAN-Radiomodul im TMA-1 und wird mit einem Digitalverstärker kombiniert. Im Falle des TMA-1 werden 24 Watt Gesamtleistung an 6 Ohm versprochen.
Auf ein mechanisches CD-Laufwerk wird verzichtet. Noch mag da manch einer den Kopf schütteln, doch die Stereoanlagen der Zukunft werden immer seltener ein CD-Laufwerk benötigen. Musikkonserven können entweder per USB-Stick oder über einen Medienserver zugeführt werden. Alternativ stünde schließlich auch noch ein Cinch-Eingang zur Verfügung, um einen CD-Spieler anzuschließen.
Durch den Verzicht auf ein mechanisches Laufwerk bleibt in der Kalkulation Luft, um beim Lautsprecher etwas mehr zu veranschlagen. Das Indio TMA-1 kommt mit zwei kompakten Bassreflex-Regallautsprechern. Das hohe Gewicht weist auf ein dickwandiges, schwingungsarmes Gehäuse und einen kraftvollen Lautsprechermagneten hin. Die Lautsprecher beherbergen einen Breitbandschallwandler, der aus verstärktem Gewebe besteht und mit einer weichen Gummisicke ausgestattet auch größere Auslenkbewegungen verkraftet.
Das Gehäuse des Receivers glänzt in einem schwarz eloxierten Aluminiumgehäuse. Die mit Torxschrauben befestige Alufrontplatte hat eine Stärke von 6 mm und gibt dem kleinen Ding einen Hauch High-End-Feeling. Dazu trägt auch der stilsichere Kippschalter an der Frontseite bei. Die restlichen Bedienelemente sind auf der Oberseite angebracht. Das Tastenfeld stammt vom Indio Petit und und wirkt eher billig. Doch wer der TMA-1 erst einmal zugehört hat, wird diesen Fehltritt nicht weiter erwähnen.
Einrichtung und Bedienung
Die Bedienung des Indio TMA-1 erfolgt Reciva-typisch, ohne größere Überraschungen. Die Eingabe des WPA-Passworts zur Verbindungsaufnahme mit dem WLAN-Router erfolgt durch eine scrollbare Auswahlleiste. Inzwischen stehen die Buchstaben in Groß- und Klein-Schreibung unmittelbar nebeneinander. Da ein Passwort auch Groß- und Klein-Schreibung berücksichtigen sollte, ein Gewinn, weil sich die Scrollwege so deutlich verkürzen.
Das WLAN-Modul des Avox Indio TMA-1 versteht auch den schnellen 802.11-n-Standard. Die Verbindung mit einem N-fähigen Router wird im 2,4-GHz Band aufgebaut und im Falle des TNA-1 auf einem Kanal geführt. Wer einen modernen WLAN-Router im N-Modus benutzt, muss hier nichts nachkonfigurieren. Die Nutzung von Kanälen im 2,4-GHz-Band bietet hier allerdings keine Chancen auf weniger stark belegte 5,6-GHz-Frequenzen zu wechseln, um so eventuellen Störern zu entgehen.
Als Ausgleich gibt es die Sopran-Einstellung
Inzwischen, dass muss man einräumen, können andere Chipsatzhersteller für WLAN-Internetradios an einigen Ecken manches doch schon besser als Reciva: So unterstützt das Modul noch kein WiFi-Protected-Setup.
Die deutsche Übersetzung der Bediensprache zeigt unverändert Mängel: Was ist wohl die Sopran-Einstellung? Antwort: Es ist der Höhenregler. Was steckt hinter dem Menü Ausgleich: Die Toneinstellungen. Unter Hilfseingang versteht Reciva den externen Toneingang „Line-in“. Dass sich deutschsprachige Benutzer über so viele Jahre mit schlechten und unverständlichen Übersetzungen herumschlagen müssen, ist eigentlich kaum zu glauben.
Die Senderliste nach Orten (Ländern) teilt die Länderliste nicht nach Kontinenten auf. Immerhin wurden die deutschen Länderbezeichnungen im Verlauf der Zeit etwas besser eingepflegt, wobei Großbritannien noch als „GB“ abgekürzt wird, was allemal besser ist als das vormals anzutreffende „Vereinigte Königreich“. Was gut bleibt, ist der Datenbestand der Reciva-Datenbanken, wobei die Navigation in den Podcast-Verzeichnissen etwas unübersichtlich erscheint.
Licht und etwas Schatten
Andererseits funktioniert das TMA-1 mit Reciva-Technik in anderen Bereichen bemerkenswert problemlos. So lief das Gerät mit dem Windows-Mediaplayer als Musikserver genauso sicher, wie mit dem Server der Synology DiskStation 110j. Auch über Beschränkungen bei der Speichergröße von USB-Sticks muss man sich keine Gedanken machen. Wir betrieben sogar eine alte externe Festplatte (IBM Deskstar, 15 GB, 5400 rpm) direkt am USB-Eingang ohne auf Einleseprobleme oder Tonartefakte zu stoßen.
So sind es eher Kleinigkeiten, die an der TMA-1 noch verbesserungsfähig sind. Das vierzeilige Display ist beim Kontrast stark winkelabhängig. Wer von oben draufschaut sieht nur Schlieren. Beim schnellen Rollen durch lange Listen könnte die Anzeige etwas flinker sein. Die Fernbedienung ist im Großen und Ganze brauchbar. Sie liegt gut in der Hand und auch die Reichweite ist in Ordnung. Beim Testmuster war die Arretierung des Batteriefachdeckels etwas schwach. Der Deckel flog mehrfach ab.
Avox kleine Hausmusik
Die große Stunde der Kleinanlage TMA-1 schlägt schließlich bei der Wiedergabequalität. Das Gerät klingt an den Lautsprechern klar und füllig, mit kräftigem Bass. Plötzlich hört man, dass 128-Kilobit-Webstreams wenig Dynamikumfang bieten und Hochtonbestandteile allenfalls skizzieren. Zwar leisten sich die Lautsprecher im Mittel- und Hochtonbereich schon ein paar Verfärbungen, spielen aber doch viel besser auf, als der Klassendurchschnitt an Kleinanlagen dieser Preisklasse.
Wir hörten bei Linn-Jazz eine sehr schöne Tenorsaxophonaufnahme in einer Qualität von 320 kBit MP3 und uns fiel bei der detailreichen Darstellung wirklich die Kinnlade nach unten. Bei moderner Tanzmusik, die oft auf groovende Bassläufe aufsetzt, beeindruckt das kleine Stück nicht minder. Unseren Lieblingshörstücke von der Festplatte von Gianmaria Testa und der Kontrabass eines Renaud-Gracia Fons wurden ebenfalls überzeugend dargeboten. Auf Adigio.fm (64 kBit AAC) konnte man sich ein Bild der Tonqualität von MP4-AAC machen. Dass aus so wenig Bits doch ein so brauchbarer Klang gezaubert werden kann, der auch Klassikaufnahmen tragen kann, ist erstaunlich. Groß war der Sprung zu AVRO Klassiek mit 256 Kilobit MP3 jedenfalls nicht mehr.
In der Tondarstellung kann man von den Breitbandlautsprechern nicht mehr erwarten. Eine Gegenprobe auf unserem Kopfhörer Sennheiser HD600 verrät an dieser Stelle keine billigen Tricksereien: Im Kopfhörerbetrieb wirken die Bässe etwas zurückgenommen, mittlere bis hohe Lagen eine Spur spitzer, doch im Wesentlichen bestätigt das Avox Indio TMA-1 seine gute Klangqualität.
Zu einem Preis von 230 Euro wird den Kunden kleiner Stereoanlagen üblicherweise weitaus schlechteres zugemutet. Hier spielt das kleine Ensemble aus WLAN-Radio-Receiver und Lautsprecher wenigstens in der Klasse einer Yamaha MCR-040 (200 Euro) bis MCR-230 (240 Euro). Dort ist dann zwar auch ein CD-Spieler dran, aber kein Internetradio.
Fazit
Der kleine Aluwürfel ist großes Kino für die Ohren. Wer aus den zahllosen Internetstationen die Richtigen auswählt, wird dem fehlenden UKW-Tuner keine Träne nachweinen. Wer einen guten Teil seiner Musiksammlung auf der Festplatte hat, wird auch den fehlenden CD-Player verschmerzen. Für 229 Euro gibt es eine Receiver-Lautsprecherkombination, die sich im Preis-Klangverhältnis wirklich nicht vor der Konkurrenz verstecken muss. Die angesprochenen kleineren Mängel sollten Interessenten nicht zu lange von rechts nach links durchdenken. Manch prominente Marke hat uns Kompakte auf den Tisch gestellt, die das Vierfache kosten und deren Macken im Alltag weitaus nervtötender waren.
Steckbrief
- Internetradio mit WLAN (802.11 b/g); Ethernet nur USB-to Ethernet-Adapter mit RT8150 oder DM9601 Chipsatz
- Mediaplayer UpnP-fähig
- Datenformate Mediaplayer: MP3, Real, WMA, AAC, AAC+, WAV, FLAC, OGG
- Datenformate Internetradio: WMA, AAC, MP3, Real, OGG
- WLAN 802.11 b/g/n
- WLAN-Sicherheit: WEP, WPA, WPA2
- Verbindungsaufbau: manuell, halbautomatisch (DHCP)
- Internetradios-Datenbanken: Reciva; Live365; Aupeo zusätzlich als Musikdienst
- Displaytyp: LCD, vierzeilig
- Anschlüsse: Kopfhörer, Aux-In (Cinch), Line-Out (Cinch), USB (Speichergeräte), Lautsprecherklemmen, WLAN-Antenneneingang
- Verstärkerleistung: 2 x 12 Watt an 6 Ohm, Class D
- Stromversorgung: Netzteil extern
- Stromverbrauch: Betrieb: ca. 4,5 Watt, Standby: 2,7 Watt (Ausschalten an der Fernbedienung), Off: 0,5 Watt (Ausschalten am Kippschalter vorn)
- Abmessungen (B x H x T): 130 x 63 x 70 mm Gewicht: 600 gr.
- Preis (UVP): 239.- Euro inkl. Lautsprecher
Mitglied seit
13 years 6 monthsÜbersetzung
Hallo liebes Rein-Hoeren.de - Team,
die Übersetzung der Reciva Menüs ins Deutsche war ehemals korrekt von Avox Deutschland erfolgt, um solche Übersetzungsprobleme der Originalmenüs zu beheben. Leider wurden vom Modulanbieter neue Menüpunkte wie es aussieht einfach selbst übersetzt und hinzugefügt ohne Rücksprache zu halten, wie wir es uns gewünscht hätten.
Bis jetzt war uns daher die schlechte Übersetzung der neuen Menüpunkte nicht aufgefallen. Wir werden uns bemühen, die korrekte Übersetzung schnellstmöglich per Update einzuspielen.
Mitglied seit
13 years 6 monthsNachtrag
Routergeschwindigkeit:
Wir haben dies mit der Technik besprochen und laut unserer Technik soll der N Modus des TMA-1 einwandfrei funktionieren. Vorraussetzung ist laut Spezifikation 802.11n eine Verschlüsselung mittels AES.
Sobald TKIP oder WEP benutzt werden kann der N Modus nicht aktiviert werden.
Unsere Techniker haben vorgeschlagen zum Test den Router fest auf den N Modus zu stellen.
Mitglied seit
16 years 1 month802.11-n
Okay, danke für den Tipp. Wir werden es ausprobieren.
Mitglied seit
16 years 1 month802.11-n-Kompatibilität
Hey Leute, es war nicht einfach die N-Verbindung zwischen Router (Speedport W702V) und dem Avox-Radio zu belegen. Wir haben den Router auf N umgestellt, konnten aber die Verbindung zwischen Router und Radio nicht prüfen, weil der Speedportrouter das nicht anzeigen kann. Der Netzmanager der Telekom half hier ebensowenig weiter, wie die fünf weiteren Überwachungssoftware-Produkte die wir hier installiert hatten. Mit inSSIDer konnten wir eine 2,4-GHz-N-Routerverbindung auf zwei Kanälen nachweisen. Avox schickte uns das Datenblatt des verwendeten WLAN-Moduls. Es ist N-zertifiziert und kann nur im 2,4-GHZ Bereich arbeiten.
Die entsprechende Textpassage zur N-kompatibilität habe ich jetzt geändert.
Wer einen guten Tipp hat, mit welchem Tool man die WLAN-Verbindungen des Routers zu seinen Clients überwachen kann, möge uns schreiben oder einen Kommentar posten.