Unter der Überschrift „Musikalischer Klangkörper“ hatten wir bereits in reinHÖREN 1-2005 die DAB-Mini-Stereoanlage Legato von Pure Digital vorgestellt. Da es sich um ein reines Entwicklungsmuster handelte, hatten wir damals noch kein Testraster hinterlegt. Das holen wir nunmehr online nach.
Legato ist ein DAB-Band-III- und UKW-Tuner mit Verstärker, MP3-fähigem CD-Player und zwei Lautsprecherboxen. Das Gehäuse präsentiert sich in einer herrlich gerundeten Holzumfassung mit geschliffenen Aluminium-Frontplatten. Selbst die Tasten und Drehregler haben eine Metallauflage und verstärken den Eindruck gediegener Verarbeitung.
Bei der ersten Begegnung mit der Legato-Anlage beeindruckte uns vor allen Dingen die in dieser Preisklasse außergewöhnliche Klanggüte. Mit beachtlichem Tieftonfundament, sehr detaillierten Mitten und ebenso gut dosierten Hochtonanteilen überzeugte das Gerät mitsamt seinen Lautsprechern nicht nur bei zeitgenössischem Drum`n´Base, sondern sorgte auch bei Streich- und Blasinstrumenten durch seine Natürlichkeit für einen Auftritt, der im Bereich des angepeilten Verkaufspreises von 600 Euro seinesgleichen sucht.
Keine Klangsensation
Das Serienmuster blieb leider ein wenig hinter dem rundweg positiven Eindruck des Vorserienmodells zurück. Bei linearer Verstärkereinstellung (Klangregler auf Null, Loudness ausgeschaltet) klingt die Anlage ein wenig topfig, Stimmen verfärben merklich. Nur mit der Klangregelung lässt sich das Bild korrigieren: Durch mehr Höhen kann der Klang aufgefrischt werden. Geblieben ist hingegen die Impulsfreude von Verstärker und Lautsprechern. Gallianos explosiv lospolterndes Schlagzeug mit funkigem Basslauf beim Track „New World Order“ lässt die Lautsprecher unbeeindruckt. Ein Gegentest mit unserem Referenzkopfhörer Sennheiser HD-600 entlarvt die Lautsprecher als Spielverderber. Hier kann sich die Legato-Anlage selbst beim linearen Verstärkerdurchgang hören lassen. Da ist sie wieder, die Detailfülle und Räumlichkeit, die wir am Vorserienmuster so sehr gelobt hatten, wenngleich die leichte Tendenz etwas hohl zu klingen, sich nicht völlig in Luft auflöst. Dabei, so beteuert man bei Pure, wurde an den Lautsprechern nichts verändert. Wenn dem so ist, sollte man ein Auge auf mögliche Fertigungsschwankungen haben.
Handliche Bedienung
Die Bedienmöglichkeiten, die sich über die einzelnen Funktionsmenüs eröffnen, sind beachtlich und entbehren nicht einer gewissen Komplexität. Sobald man das wesentliche Bedienprinzip einmal durchschaut hat, flitzt man behände durch die Menüpunkte. Je nach aktivierter Gerätefunktion, die über eine einzelne Taste angewählt werden kann, eröffnet der Menü-Knopf weitere Einstellungen, die nun entweder quasioptisch über die Bedientasten rechts und links vom Display oder durch Drehen und Drücken des zentralen Drehreglers in der Mitte der unteren Schalterlinie ausgewählt werden können.
Beim CD-Betrieb fällt die lange Einlesezeit auf - und das gleichwohl bei Audio-CDs wie auch bei MP3-Aufnahmen. Die träge Steuerung ist ebenso bei der direkten Auswahl eines Stückes auffällig. So schön die Möglichkeit ist, über den Drehregler die Titelliste durchzuscrollen, so ärgerlich ist es, dass es einige Zeit dauert, bis der gleiche Drehregler wieder seiner Aufgabe als Lautstärkeregler nachkommen kann. Auch wer die Anlage leise dreht und direkt danach einen Titel weiter springen möchte, muss warten, bis die Lautstärkeanzeige verschwindet und durch die CD-Bedienmenüs im Display ersetzt wird.
Ausstattung satt
Auf der Rückseite gibt neben dem analogen und optischen Digitalausgang einen analogen Audioeingang und eine USB-Schnittstelle für Softwareupdates. Das Display der Legato-Anlage präsentiert sich 5-zeilig in der bekannten und beliebten Ablesequalität mit weißer Schrift auf blauem Grund. Ebenso wie der Bug aus dem Hause Pure, verfügt auch Legato über die ReVu-Funktion, mit der man das laufende Radioprogramm fast 30 Minuten zurückspulen kann.
Empfindlicher DAB-Empfänger
Ein wichtiges Thema ist stets die Empfangsqualität. Auf UKW präsentiert Pures Legato ein brauchbares Signalangebot mit befriedigender Trennschärfe. Sehr gut gefallen hat uns aber der RDS-Dekoder, der nicht nur Texte korrekt mit Umlauten anzeigen kann, sondern zudem sogar in der Lage ist, die in Deutschland nicht besonders stark bepegelten RDS-Signale, aus Stationen, die bereits mit leichtem Rauschbesatz hereinkommen, lesbar zu machen. Schade, dass ein separater Antenneneingang für UKW fehlt. Wir haben dem UKW-Teil nicht weiter auf den Zahl gefühlt. Übertrieben schien uns die Empfindlichkeit nicht zu sein, nur liegt das vermutlich an der Performance der DAB-Antenne, die für UKW keine optimalen Signale anliefern kann.
Im DAB-Betrieb erwarteten wir von einem reinem Band-III-Chipsatz keine Wunderwerke. Nach den Erfahrungen mit dem Tempus-1 und dem Bug, deren Empfangsleistung zwar durchweg befriedigend, nicht aber weltbewegend waren, setzt Pures Legato diesmal einen überraschenden Glanzpunkt. So bereitete es dem Legato-DAB-Tuner keine besondere Schwierigkeiten, das Rheinland-Pfalz-Ensemble nach Bonn zu liefern. Im Gegenteil, die Empfindlichkeit der Legato-Anlage übertraf hörbar die Leistungen des Sangean Tri-Band-Radios DDR-203 durch wesentlich geringeren Fehlerbesatz. Im DAB-Bereich leistet diese Lifestyle-Anlage also wirklich überdurchschnittliches.
Fazit
Verdammt schick, mit guter Empfangsleistung und routiniert wirkender Verarbeitungsqualität landete Pure mit der Kompakt-Stereoanlage Legato einen Überraschungserfolg im deutschen Fachhandel. Der „Look und Feel“ des Produktes überzeugt offenbar auch Kunden, die eigentlich nicht auf der Suche nach einer DAB-Stereoanlage waren. Natürlich sehen die kleinen Lautsprecher fatal gut aus, holen aber längst nicht das ganze Klangpotenzial aus der Anlage heraus. Wer auf die Lautsprecher verzichtet, spart ab September 100 Euro. Dann kann man die Anlage auch ohne Lautsprecher ordern. Zu diesem Kurs sind wirklich gute Regalboxen ohnehin nicht zu bekommen. Und wer einen guten Lautsprecher hat, wird an Pures Legato bestimmt viel Freude haben. Dass der DAB-Tuner nur Band-III empfangen kann, ist für Deutschland zwar etwas bedauerlich, aber immerhin bekommt man eine hohe Empfangsleistung und ab 2006 wohl auch deutlich mehr Radioprogramme als heute. So hat Pures Legato gewiss ein leichtes Spiel, immer mehr deutsche Wohnzimmer zu erobern.