Wer was Gutes haben will, der muss schon etwas mehr ausgeben, heißt es. Die Auto CD-Radio-Kombi Roadstar CD 200 DAB mit Empfangsteil für UKW, DAB Band III und L-Band ist hingegen im Handel für unter 200 Euro zu bekommen. Ob das reicht?
Schnittig-schräge Tastenflächen, ein antiquiert wirkender, verchromter Drehregler links und ein richtiger Joystick-Pinnörkel rechts dominieren die Frontplatte. Das abnehmbare Bedienteil hat eine Flip-Down-Funktion, die den Zugang zum CD-Schacht freigibt. Sicherlich - hinter den Tasten liegt eine Blechfolie, der Drehregler rastet zwar angenehm, wirkt allerdings minimal locker auf der Drehachse, während der Joystick-Schalter hingegen sehr sauber verarbeitet ist. Einen billigen Eindruck hinterlässt das Roadstar jedenfalls nicht.
Das Display besteht sowohl aus festen Symbolen als auch aus einer achtstelligen Punktmatrix-Anzeige. Die Buchstaben und Frequenzangaben sind riesig groß. Es handelt sich augenscheinlich um eine Fluoreszensanzeige. Kräftig blau leuchtend, aber bei direkter Sonneneinstrahlung schlechter zu lesen als die inzwischen üblichen LCD-Anzeigen. Die Lesegeschwindigkeit für Lauftexteinblendungen ist optimal eingestellt. Die Anzeige arbeitet sehr flüssig und erzeugt ein gutes Schriftbild.
Das blaue Display steht im Kontrast zu den modisch roten Tastenhinterleuchtungen. Positiv hier: Die Tastenbeschriftungen sind ausreichend groß und eindeutig. Besonders die CD-Steuerfunktionen sind sofort und ohne Eingewöhnung zu beherrschen.
Die Bedienung ein Schwachpunkt
Am Bedienkonzept scheiden sich die Geister. Auf brauchbare Menü- und Nutzerführung im Display wartet man vergeblich. Die dünne Bedienungsanleitung überschreibt ihren Kernteil zackig mit dem Wort „Funktionsanweisungen“. Die Lektüre lohnt sich nicht. Beispiel: „Modus Regional AUS – Der Regionalcode im PI Format wird ignoriert, wenn die AF-Umschaltung oder PI Seek Suche auf alle Sender ausgeweitet ist.“
Der CD-Player ist natürlich MP3-fähig. Im Test wurde das Gerät kräftig durchgerüttelt, was den Player jedoch völlig unbeeindruckt ließ. Auch mit verkratzten CDs hatte das Abspielgerät keine Probleme. Auffälligerweise wurden selbstgebrannte MP3-CDs viel schneller eingelesen als traditionelle Audio-CDs. Die Navigation auf der CD und auch in den DAB-Ensembles geht allerdings schon reichlich träge vonstatten.
Über die Klangqualität der Audioendstufe können wir kein belastbares Urteil abgeben: In der Testanordnung lief das Radio an einer so genannten „Hatchback-Box“. Dahinter verbirgt sich eine filzummantelte Holzkiste mit Tragegriff, die zwei 16er Bässe und zwei Hochtöner beinhaltet. Die Klangqualität ist so bescheiden wie der Kaufpreis von 25 Euro es vermuten lässt. Hersteller hochwertiger Aufbaulautsprecher dürfen der Redaktion ihre Produkte gerne als Testreferenz anbieten. An dieser Stelle können wir im Augenblick nur auf einschlägige Fachzeitschriften verweisen.
Konzentrieren wir uns lieber auf die Fragen, die wir mit Gewissheit beantworten können. Die Testanordnung lässt sich zusammen mit der ABB-Magnetantenne (504 403 001, Preis 40 Euro) problemlos in das Fahrzeug bugsieren und parallel mit dem Blaupunkt Woodstock DAB 54 an der fest eingebauten GTI Flex II Dachantenne vergleichen.
Sehr guter DAB-Empfang
Die Testfahrt verschlug uns auf die A4 zum Rasthof Aachener Land, rund 16 Kilometer von der deutsch-niederländischen Grenze entfernt. Das Blaupunkt scannte eifrig die DAB-Kanäle und genau dort wurde das RTBF-Ensemble aus Belgien erstmals angezeigt. Eingekeilt zwischen allerlei Lastwagen starteten wir erneut den Suchlauf und voilá, auch das flämische VRT-Ensemble gab sich mit Ach und Krach die Ehre.
Das Roadstar CD 200 DAB ist von der Papierform mit 97 dbµ gut gerüstet. Und hier die Überraschung: Das preiswerte DAB-Radio serviert die Jazzmusik auf Radio 1 mit weniger Fehlern als das Woodstock. Der Unterschied besteht tatsächlich nur an der Fahrzeugantenne und in den 30 Zentimetern Differenz bei deren Aufstellung. Also: die fest montierte Antenne des Woodstock vor dem Sonnendach, die Magnetantenne knapp dahinter. Um einen Reflexionszufall auszuschließen, haben wir die A1 in südliche Richtung genommen. In der Praxis erweisen sich beide Radios im DAB-Empfang als ebenbürtig. Die Unterschiede liegen im Detail: Wenn der DAB-Empfang abreißt, blendet das Woodstock den Sender sanft aus, während das Roadstar jede Menge Krach an die Lautsprecher durchreicht. Auch für den Notrückfall auf UKW braucht das Roadstar zu lange. Beim UKW-Empfang bietet das preiswerte Roadstar hingegen in Sachen Empfindlichkeit und Trennschärfe nur Hausmannskost. Das UKW-Teil ist mit einem gut arbeiteten RDS-Modul ausgerüstet, verzichtet aber auf die Funktion Radiotext.
Interessant ist die Dynamik-Label-Anzeige des Roadstar im DAB-Betrieb: Erst der Druck auf die Taste Display lässt den Lauftext starten. Das Label läuft nur einmal durch, danach schaltet das Radio wieder auf den Sendernamen um. Die Lösung ist - vom Sicherheitsaspekt her betrachtet - gar nicht schlecht.
Fazit
Mit der guten Vorstellung bei der CD-Wiedergabe und Titelsteuerung sowie einem mehr als achtbaren DAB-Empfang kann man mit gutem Gewissen von einem prima Angebot sprechen. Die Schwächen im UKW-Empfang sollte man nicht überbewerten, denn UKW hört man in der Praxis nur noch sehr selten, wenn man erst einmal DAB an Bord hat. Mit den Trägheitsmomenten bei der Frequenzabstimmung kann man sich arrangieren und die Bedienung der wesentlichen Gerätefunktionen lässt sich erlernen. Schließlich spart die autodidaktische Eigenleistung bares Geld, denn so günstig ließ sich eine ordentliche DAB-CD-Radio-Kombi nie zuvor nachrüsten.