Bei D-Link will man das Feld der Telefonanlagen seit einiger Zeit nicht mehr kampflos dem deutschen Platzhirschen AVM aus Berlin überlassen. Die Antwort auf die Fritzbox heißt daher nur konsequenter Weise Horstbox. Was aber kann man von der Horstbox erwarten?
Die Horstbox Professional DVA-G3342SB von D-Link kann mit ihren technischen Daten durchaus beeindrucken: Sie enthält einen Wireless Router mit 4-Port-Switch und beherrscht so ziemlich alles, was man heute erwarten kann: ISDN, DSL, 802.11b, 802.11g mit Verschlüsselung WPA, WPA2, TKIP, AES – betrieben unter Linux 2.6.
Im Gegensatz zu den meisten Konkurrenten macht die Horstbox noch etwas her, denn sie ist deutlich größer als viele Konkurrenten; auch das externe Schaltnetzteil steht für mehr Qualität als die Steckernetzteile, die bei der Konkurrenz mit Vorliebe verbaut werden. Gemessen wurde allerdings ein Stromverbrauch von stolzen 22,44 Watt im Dauerbetrieb mit eingeschaltetem WLAN, was auch die Abwärme am Gerät erklärt, die sich schon nach kurzer Zeit dazu eignet, als Handwärmer während der kalten Winterzeit herzuhalten. Vier LAN-Anschlüsse zwei analoge Telefon-Anschlüsse (RJ11) und eine interne ISDN-Buche (RJ45) für den Anschluss von ISDN-Geräten am S0-Bus an stehen bereit. Eine ISDN-Buchse (RJ45) für den Anschluss an die ISDN-Dose ist ebenso vorhanden wie eine RJ11-Buchse für den Anschluss an eine analoge Telefondose. Zusätzlich ist ein schneller USB-2.0-Anschluss integriert, an dem ein Drucker oder ein Speichermedium angeschlossen werden kann.
Ausgeliefert wurde die im Test verwendete Horstbox Professional Mitte Dezember 2007 mit der Firmware 1.01.05, obwohl zu dem Zeitpunkt auf den Herstellerseiten die Firmware 4.3 angeboten wurde. Das Problem: Eine Einwahl als T-Online-Kunde war nicht möglich, weil gegenüber anderen Herstellern abweichende Parameter verwendet werden mussten; ein Update wäre aber nur online möglich gewesen. Auf ein geöffnetes Support-Ticket wurden zwar die entsprechenden Parameter nicht mitgeteilt, aber es kam prompt eine Austauschbox mit vorinstallierter Firmware 4.3. Erreichbar ist Horst über die IP-Adresse 192.168.0.1, aber nur via SSL. Bei der Erstinstallation fehlen vorkonfigurierte Einstellungen für die gängigsten DSL-Provider. Nervtötend ist die Tendenz der Horstbox, selbst bei marginalen Änderungen ständig einen Neustart zu erzwingen. Und der dauert mindestens eine endlose Minute.
Und hier fangen die Ungereimtheiten der Horstbox erst an: Die Verschiebung der Zwangstrennung durch den DSL-Provider auf eine andere Uhrzeit – lässt sich zwar auswählen, aber nicht speichern. Die Werkseinstellungen lassen sich exportieren, wobei allerdings sämtliche Passwörter im Klartext in einer Text-basierten Datei abgelegt werden, doch anschließend nicht mehr importieren. Es stellt sich auch heraus, dass das ISDN-Merkmal Anrufweiterleitung (AWS) nicht unterstützt wird. Ein anderes Problem bei Nutzung als traditionelle Telefonanlage: Ein analoges Telefax lässt sich lediglich über einen Work-around mithilfe einer virtuellen ISDN-MSN betreiben, an der eigentlich vorgesehenen Analog-Buchse bleibt es stumm. Das analoge Telefax erhält eine Phantasie-Nummer zugewiesen. Die eigentliche MSN des Telefaxes wird statt dessen unter den ISDN-Geräten angemeldet. Im ISDN-Telefon wird dieselbe MSN ebenfalls eingerichtet, dort der Ruf aber nur optisch signalisiert. Über die Wahlregeln in der Horstbox werden die analoge und die ISDN-MSN gleichzeitig zugewiesen. Darauf kommt doch niemand. Einfach und gut hingegen die Möglichkeit, kostensparende Call-by-Call-Vorwahlen für alle denkbaren Rufnummernbereiche und das sogar zeitabhängig zu definieren. Schwieriger wird es mit dem WLAN. Wer von der recht unsicheren WEP auf eine sichere Verschlüsselung per WPA wechselt kann ein Blaues Wunder erleben.
Der Support brauchte zwei Wochen, um das Problem zu erklären, aber eine Lösung hat man nicht parat. Als weiteres Sicherheitsloch kann man den DHCP-Server abschalten, der automatisch jedem fragenden WLAN-gerät Netzadressen zuweist. Doch das lässt Horst unbeeindruckt. IP-Adressen gibt es trotzdem wie Freibier auf einer Grillparty. Über die USB-Schnittstelle auf der Rückseite können Drucker als Netzwerkdrucker eingesetzt werden und Speichermedien ebenfalls als zentrale Massenspeicher im Netzwerk freigegeben werden.
Fazit
Der Horst in der Kiste macht von den technischen Daten und vom äußeren Erscheinungsbild eine gute Figur. Das Problem sind aber vor allem Software und Features, von denen viele wohl eher theoretischer Natur sind, weil die Konfiguration mangelhaft umgesetzt wurde. Im Fachhandel kostet die Horstbox ab etwa 360 Euro und das ist erheblich zu viel angesichts ihrer zahllosen Mängel und des überforderten Supports. Das getestete Gerät wurde ursprünglich mit der festen Absicht gekauft, es dauerhaft einzusetzen. Da die Mängel nicht in einer angemessenen Frist behoben werden konnten, ist es mittlerweile wieder beim Händler zurückgegeben worden.