Die Kontrahenten sind die Multimediaplayer schlechthin: Audio, Video, Digitalradio sind an Bord und beim Iriver sogar DMB-TV. Beide Player sind DABplus- und damit zukunftsfähig. Beide wollen ein Stück vom Apple-Kuchen abbeißen. Dieser Test klärt, welcher Koreaner das Zeug dazu hat und – wie könnte es bei reinHÖREN anders sein - wo man das bessere Radio für sein Geld bekommt.
Die Apple-Dominanz jenseits von 150 Euro ist schwer zu brechen und so macht die versammelte Konkurrenz letztlich nur im preiswerten Gerätesegment Stückzahlen. In dieser Region wollen sich die koreanischen Hersteller Cowon und Iriver gerne einrichten. Der Test sollte Apple warnen: technisch gesehen, kommen die Einschläge näher.
Während die USA beim Thema Digitalradio insgesamt keinerlei Erfolge vorzuweisen haben und Apple nach der richtigen Entscheidung sucht, können die Koreaner hier selbstbewusster aufspielen. DAB und DMB werden in Südkorea bereits mit einigem Erfolg betrieben und auch in Singapur ist man auf Sendung. Zudem wird DAB in Chinas Ballungsräumen nun im Eilverfahren zur Olympiade an den Start gebracht und es scheint so, als habe Asien seine Wahl endgültig getroffen. Da wundert es nicht, wenn vor allem die Koreaner mit ihren Geräten nun Länder mit DAB-Versorgung ins Visier nehmen.
Stil-Frage
Einen sympathischen Auftritt haben beide Testprobanden. Das Cowon D2 DAB ist etwas flacher als der Iriver und brilliert mit einem exzellenten Mini-Bildschirm, der hell mit kontraststark leuchtenden Farben auf sich aufmerksam macht. Die Bedienoberfläche ist mit hübschen Icons ausgeschmückt und die Bedienung erfolgt direkt über den Bildschirm, der als Touchscreen ausgelegt ist.
Der Iriver B20 steht dem nicht viel nach. Auf dem Papier unterschieden sich die Displays in ihrer Farbdarstellung. Iriver lässt es bei 262.000 Farben bewenden, während der Cowon volle 16 Millionen Farben darstellen kann. Zwar hat der Iriver-Bildschirm nicht diese Leuchtkraft, aber eine ordentliche Bildqualität zaubert auch er unter die Plexiglasscheibe. Die Bedienoberfläche ist Text-basiert; gesteuert wird das Gerät über eine Vier-Wege-Schaltwippe, wobei die gesamte Gehäuseoberschale als Bedienelement fungiert. Die Wertung für den höheren Stylefaktor geht für unseren Geschmack an den Cowon D2.
Ausstattung: Funktionsboliden unter sich
Das Funktionsangebot beider Multimediaplayer ist beachtlich. Zum Standardrepertoire beider Kontrahenten gehört die Audiowiedergabe mit MP3, WMA und OGG wie auch die Videowiedergabe von WMV, AVI, MPEG, die Bildanzeige im JPEG-Format und Textanzeige von ASCII-Inhalten. Der Iriver B20 kann zudem Flash-Dateien wiedergeben.
Der Cowon D2 DAB bringt hingegen ein noch größeres Spektrum von Audioformaten mit; darunter WAV und FLAC, also besonders verlustarme Audioformate. Iriver kontert mit Podcast- und Audible-Audio-Unterstützung für Hörbücher. Der Cowon D2 unterstützt dagegen DRM-Kopierschutzmechanismen DRM10 und Microsofts Play-for-sure. In diesem Streckenabschnitt kann der Cowon seinen Vorsprung noch etwas ausbauen.
Der Cowon D2 DAB beherrscht, wie die Modellbezeichnung schon sagt, digitales Radio im DAB-Verfahren. Für das Gerät soll es „zu gegebener Zeit” ein Upgrade auf den neuen DABplus-Standard geben. Noch ist die Zeit aber offenbar nicht gegeben.
Der Iriver B20 beherrscht ebenfalls DAB, doch dem Versprechen DABplus zu unterstützen, ist man schon nachgekommen. Auf der Iriver-Webseite liegt das Upgrade schon zum Download bereit. Damit kommt der B20 wieder näher an den D2 heran. Doch damit nicht genug, der Iriver B20 empfängt DAB in Band III und im L-Band. Bei Cowon beschränkt man sich auf das Band III. Bei den Empfangsmöglichkeiten gerät der Cowon D2 DAB so ins Hintertreffen. Nicht nur, dass in einigen deutschen Ballungsräumen DAB-Radio im L-Band abgestrahlt wird, ohne L-Band lässt sich bei uns kein DMB-TV-Empfang realisieren. In Korea taugt das D2 zum mobilen TV-Empfang, weil DMB dort im Band III abgehalten wird. Mit dem Iriver kann man bei uns unterwegs immerhin ARD und ZDF mobil empfangen.
Bedienung: Klick-klick hurra
Beim Blick in die sonstigen Funktionen und der Bedienung zeigen beide Geräte völlig unterschiedliche Wesenszüge. Der Cowon D2 DAB macht mit seiner Piktogramm-geführten Bedienung einen modernen Eindruck. Mit Funktionen wie Notizblock und wissenschaftlichem Taschenrechner geht der PMP (Personal Media Player) funktional klar in Richtung PDA (Personal Digital Assistent). Videos und Bilder lassen sich über einen (optionalen) TV-Ausgang an einen Fernseher übertragen. Dabei ist die Bedienung flüssig, übersichtlich und schnell.
Der Iriver B20 wirkt schnörkelloser und gradliniger. Das liegt schon an der Textmenü-Bedienerführung. Typische PDA-Funktionen sucht man vergeblich. Dafür kann man TV und Video bei Bedarf über die PC-Software auch auf dem PC-Bildschirm übertragen. Ein externer Lautsprecher quäckt zur Not auch mal ohne Kopfhörer und erlaubt das Wecken im Hotel mit der eigenen Lieblingsmusik. Beide Geräte überzeugen durch eine einfache und konsistente Bedienung. Wer beim Iriver in die tiefen Eingeweide der Menüstrukturen abtaucht, wird überrascht sein, wie viele manuell regelbaren Funktionen dort zu finden sind.
Achtung Aufnahme!
Beide Geräte können Stimme, UKW-Radio und DAB-Radio aufnehmen. Beim Cowon kann man über einen Mini-USB-Eingang ein optionales Kabel für externe Mikrofone anschließen. Die Bitrate der Aufnahme lässt sich bis 320 kb skalieren und das externe Mikrofon lässt sich sogar per Hand einpegeln. So empfiehlt sich das Cowon als Digitalrekorder. Die Qualität der eingebauten Mikrofone kann sich in beiden Geräten hören lassen. Der Iriver erlaubt zudem Videoaufnahmen aus dem DMB-TV-Programm.
Die Radio-(TV)-Empfangspaxis
Auf die Radiofunktionen legen wir natürlich besonderes Augenmerk. Beide Geräte besitzen einen völlig unterschiedlichen Charakter. Der DAB-Empfang des Cowon konnte nicht überzeugen. Es fehlte an Empfindlichkeit: In Innenräumen sowieso, aber selbst im Freien dämpften Gluckser und Blubberanfälle den Spaß. Das kann der Iriver deutlich besser. Der Empfang gelang auf Anhieb, sogar im Zimmer. Allerdings war man zur Regungslosigkeit verdammt, denn Bewegungen führten zielsicher zu Ausfällen. Im Freien waren Übertragungsfehler allerdings eher selten auszumachen. Überhaupt schlägt beim Empfang die große Stunde für den Iriver B20. Er verfügt über eine zusätzliche externe Teleskopantenne. Im Einstellungsmenü kann man die Antennen „Kopfhörerdraht“ und „Teleskop“ umschalten. Im Band III und im L-Band brachte das kleine Teleskop immer die besseren Resultate. Beim TV-Empfang ist die ausgezogene Antenne kein Problem, weil man das Gerät zum Gucken ohnehin in der Hand hält. Beim DAB-Empfang im Band III wird man unterwegs trotz der Empfangsabstriche, aus praktischen Gründen, den Kopfhörerdraht wählen. Im UKW-Bereich muss man sich, wie unsere Tests erbrachten, gar nicht entscheiden; es wird ein Antennen-Diversity vorgenommen, bei dem die Signale der eingeklappten Teleskopantenne mit dem Signal aus dem Kopfhörerdraht addiert werden. UKW ist ein Stichwort: Dem Iriver B20 gelang das Kunststück, in der Bonner Redaktion 56 modulierte UKW-Kanäle wiederzugeben, Kabelbelegungen und terrestrische Belegungen. Schon im 100 kHz-Raster trennt der Empfänger das Wellenchaos auf und vermag sogar schwache terrestrische Signale neben starken Kabeleinstrahlungen zu sortieren. Im Vergleich dazu ist der UKW-Empfänger im Cowon D2 praktisch ein unbrauchbarer Rauschgenerator. Für Empfangsamateure müssen wir noch weitere interessante Einstellungen am Iriver B20 erwähnen: In jedem Wiedergabemodus lässt sich der Lautsprecher individuell ein- und ausschalten. Mit eingeschaltetem Lautsprecher steht die Kopfhörerbuchse im Prinzip als Antenneneingang zur Verfügung, denn der Lautsprecher schaltet sich nicht ab, wenn die Kopfhörerbuchse belegt wird. Nicht minder erstaunlich ist die dreistufige Empfindlichkeitsregelung beim UKW-Empfang.
Diashow eingebaut
Beim Cowon D2 macht es Spaß, im DAB-Betrieb lange DLS-Texte auf dem guten Bildschirm zu lesen. Weiterhin unterstützt das Cowon D2 Slideshow-Dateien. So blendet der Sender „1Live“ eine Playlist-Slide ein und gibt so Auskunft, was in den nächsten fünf Minuten zu hören sein wird. Das Deutschlandradio wartet mit Informationen zur laufenden Sendung auf. Doch beide Funktionen scheinen im Cowon nicht fehlerfrei verbaut worden zu sein: Die Begleittexte DLS können deutsche Umlaute nicht darstellen und die Slideshow erscheint hinter dem Kanal- und Kontextmenü. Zur Slideeinblendung müsste der vorherige Bildschirminhalt aber erst einmal geleert werden. So sieht man nur ein kaum entzifferbares Durcheinander. Das Iriver B20 beherrscht die gleichen Funktionen, setzt sie allerdings intelligenter um. So kann man zwischen DLS und SLS wählen. Wählt man, was möglich ist, beide Funktionen aus, erscheint der Radiotext unten als transparenter Textbalken. Auf diese Weise bleiben beide Informationen lesbar.
Klassenunterschiede beim Klang
Kommen wir zum nicht unerheblichen Kapitel der Klangqualität. Der Cowon D2 kann sich in diesem Kapitel wirklich eindrucksvoll in Szene setzen. Schon am mitgelieferten Ohrhörer gibt es an der Ausgewogenheit und Transparenz der Musikwiedergabe kaum etwas zu beanstanden.
Sogar 128 Kilobit-MP3 spielt der D2 in einer so natürlich-luftigen Art und Weise ab, das man entweder ins Staunen oder Schwärmen gerät. In diesem Zusammenhang lohnen die Jet-Effects einer Erwähnung: Neben Mega-Bass errechnet der Cowon D2 auch 3D-Surround, hat eine regelbare Verbreiterung der Stereo-Basis und eine Funktion „MP-Enhance“, die versucht, wegkomprimierte Tonbestandteile zu ersetzen. Einen 5-Band-Equalizer, der die Möglichkeit, bietet Akzentuierungsfrequenzen selbst zu verändern, gibt es ebenso. Klangeinstellungen hat auch der Iriver B20 wie Sand am Meer, doch leider kann die Grundabstimmung mit dem Cowon nicht mithalten. Das Hauptproblem: Der mitgelieferte Ohrhörer ist eine Beleidigung für jedes hochwertige Audio-Wiedergabegerät. Mit guten Ohrhörern geht da weitaus mehr. Hochtonbestandteile in gekauften 128 Kilobit-MP3-Dateien stellen für den Iriver allerdings ein Problem dar. Erst bei höheren Bitraten kommt der Iriver etwas näher an den Cowon heran. Mit Stimmen geht der Iriver vergleichsweise souverän um: Madeleine Peyrouxs wunderbares „Once In A While“ bringt der Iriver B20 an guten Kopfhörern auch in Gänsehautqualität. Unterm Strich bietet der B20 als MP3-Player aber nur eine Mittelklasse-Vorstellung. Zudem kann der Iriver keine Dateien mit Kopierschutzmechanismus verarbeiten.
Ordentliche Ausdauer
An Akkulaufzeit herrscht hier wie dort kein Mangel. Cowon verspricht laut Hersteller 52 Stunden Musikwiedergabe und zehn Stunden Videowiedergabe nonstop. Laden lässt sich das Lithium-Polymer-Akku binnen sieben Stunden über die USB-Schnittstelle vom PC oder Laptop oder in nur 3,5 Stunden über das mitgelieferte Ladenetzteil. Iriver verspricht 27 Stunden Musikwiedergabe und vier Stunden Video ohne Zwischentanken. Auch hier kann der Lithium-Polymer-Akku per USB geladen werden, das Ladenetzteil kostet allerdings extra.
Jedem das Seine
Der Cowon D2 DAB ist vor allen Dingen ein exzellenter Audio-Videoplayer mit hervorragender Ton- und Bildqualität. Der Radioempfang analog wie digital ist allerdings eher unterdurchschnittlich. Iriver präsentiert mit dem B20 hingegen technisch und funktional das vielfältigste UKW und DAB-Radio, das bislang von uns getestet wurde und setzt mit dem DMB-TV-Empfang, EPG und DABplus Maßstäbe. Das gute Radio wird mit einem soliden Mittelkasse-MP3-Player kombiniert. Der Cowon kostet in der 4-GB-Ausführung etwa 260 Euro, der Iriver liegt in der 2-GB-Version bei 240 Euro. Beide können mit Speicherkarten aufgerüstet werden. Wer einen MP3-Player mit Radio sucht, ist beim Cowon gut bedient. Wer ein (DAB)-Radio mit MP3-Player sucht, trifft mit dem Iriver die richtige Wahl.
COWON D2 DAB | IRIVER B20 | |
Gerätetyp | Multimediaplayer mit UKW- und DAB-Digitalradio | Multimediaplayer mit UKW- und DAB-Digitalradio sowie DMB-TV-Empfang |
Video | WMV 9, MPEG-4,AVI | WMV 9 SP, MPEG-4 SP, AVI,Macromedia Flash Lite 2.1, |
Audio | MPEG-1 Layer 1/2/2,5/3 von, MP3, WMA, OGG bis Q10, WAV, FLAC AA Audible-Audio-Unterstützung | MPEG-1 Layer 1/2/2,5/3 von, MP3, WMA, OGG bis Q10; Podcast- und AA Audible-Audio-Unterstützung |
Sonst | TXT und JPEG | TXT und JPEG |
Speichermedien extern: | Mini-SD, MMC | Mini-SD |
Speicher intern | 4 GB oder 8 GB | 1 GB, 2 GB oder 4 GB |
PC-Schnittstelle | USB 2.0 | USB 2.0 |
Display | 2,5“ LCD mit 16 Mio.Farben bei 320 x 240 Pixeln, Touchscreen | 2,4“ LCD mit 262.000 Farben bei 320 x 240 Pixeln |
DAB | Band III (DABplus geplant) | Band III, L-Band, EPG, DABplus Update |
UKW | ja | Bandumschaltung Europa, USA, Japan... |
DMB | nein | ja |
Aufnahme | DAB, UKW, Voice | DAB, UKW, DMB, Voice |
Stromversorgung: | Lithium Polymer-Akku eingebaut. Aufladung via USB-Schnittstelle oder Ladenetzteil (im Lieferumfang) | Lithium Polymer-Akku eingebaut. Aufladung via USB-Schnittstelle; externes Ladenetzteil optional bestellbar. |
Akku-Laufzeiten (Werksangaben) | 52 Stunden MP3, 10 Stunden Video | 27 Stunden MP3 (128k), Lautstärke 20, Display aus. 5 Stunden AVI-Video (320 x 240 Pixel @ 15 fps, Video 384 kBit, Audio 128 kBit/44,1 kHz) 7,5 Stunden DAB (Lautsärke 20, Display aus) ca. 4 Stunden DMB (Lautstärke 20, Display an) |
Größe | 78 x 55,4 x 16,6 mm (B x H x T) | 80,9 x 49,5 x 16,3 mm (B x H x T) |
Gewicht | 91 Gramm inkl. Akku | 75 Gramm inkl. Akku |
Alle Angaben ohne Gewähr. |