Der neue CD-Receiver von Marantz ist ein schlichter Ästeth. Hinter unauffällig gediegenem Design verbirgt er eine Klangwiedergabe, die jeden Besucher aufhorchen lässt.
Der Hersteller Marantz setzt auch bei seinen Kompaktanlagen auf Qualität und tritt mit seinem Kompaktreceiver CR601 gegen die Konkurrenten von Denon, Onkyo, Teac und Yamaha an. Der CR601 ist mit einer Aluminium gebürsteten silberfarbenen Front ausgestattet. Bald sechs Kilogramm Gewicht lassen auf ein ebenso hochwertiges Innenleben schließen.
Die unauffälligen Füße sollen Stöße absorbieren, während im Inneleben der Kompakten ein 24-Bit/192-kHz-DAC werkelt.
Das Display ist gut ablesbar; die Bedienelemente auf der Front sind symetrisch angeordnet, für die Gerätebedienung muss man allerdings schon mal auf die Fernbedienung zurückgreifen, denn nicht alles lässt sich unmittelbar ansteuern. Erst ein Blick in die Anleitung verrät dann wie es genau geht: Studieren geht ausnahmsweise über probieren.
Die Tasten und Drehregler verfügen über klare Druck- und Rastpunkte, teilweise wirken sie geringfügig labil. Diesen Eindruck hinterlässt (wie bei vielen anderen Konkurrenten) auch die CD-Schublade. Wie viel Wiederstand wird sie wohl standhalten können?
An der Vorderfront hat ein Kopfhöreranschluss Platz gefunden, weitere Anschlüsse sind auf der Rückseite untergebracht: Lautsprecherboxen können über Klemmbuchsen angeschlossen werden; große Kabelquerschnitten finden jedoch keinen Platz. Zusätzlich lässt sich ein aktiver Subwoofer anschließen. Daneben besitzt die Kompakte einen digitalen Ausgang, Cinch-Anschlussmöglichkeiten für zwei Geräte mit Aufnahmemöglichkeiten und ein weiteres Gerät, das lediglich über den Receiver wiedergegeben werden soll.
Angeschlossen werden kann neben einer UKW-Antenne ebenso eine Mittelwellen-Rahmen- und DAB-Antenne. Die DAB-Antenne verdient ausnahmsweise besondere Beachtung, denn es handelt sich um eine Dreiband-Magenetfußantenne, die – angebracht an einem Eisengeländer – ihre Wirkung im schwach versorgten Ruhrgebiet unmittelbar entfalten kann. Die Antenne wird in ganz Europa standardmäßig mit ausgeliefert.
Manchmal umständlich
Die Gerätebedienung fällt leider nicht immer so leicht, wie man sich das als Käufer erhofft. Ein eingehendes Studium der Bedienungsanleitung muss man zwar nicht gleich starten, aber intuitive Bedienung sieht im Einzelfall durchaus anders aus und so bleibt der eine oder andere Grund, doch einen Blick in die Papierbeilage zu wagen: “Drücken Sie die Auto Tune-Taste kürzer als zwei Sekunden lang, um einen lokalen Sendersuchlauf auszuführen. Wenn Sie diese Taste länger als 2 Sekunden lang gedrückt halten, wird ein vollständiger Sendersuchlauf ausgeführt.” Glücklicherweise startet das Gerät beim erstmaligen Gebrauch von DAB seine vollautomatische Abstimmungsautomatik auf Band III und dem L-Band, was recht zügig vonstatten geht.
Im DAB-Betrieb ist eine Sortierreihenfolge der empfangenen Kanäle nach alphanumerischer Reihenfolge, Dienste- und Programmtypen möglich. Neben der bereits beschriebenen automatischen Sendersuche existiert ebenso eine manuelle Möglichkeit zur Abstimmung. Wie bei den meisten anderen DAB-Geräten auch, kann die DAB-Informationsanzeige, die zweite Displayzeile, umgestellt werden: Dynamic Label Segment (DLS) mit Informationen zum gespielten Musiktitel, des ausgestrahlten Programms oder Station; Ensemble-Name; Programmtyp; Kanal und Frequenz; Bitrate und Audiomodus der aktuellen Station; Uhrzeit und Datum und die Signalfehlerrate, die sich bei der optimalen Ausrichtung der angeschlossenen Antenne einmal mehr als nützlich erwiesen hat.
Einstellen lässt sich ebenso wie bei vielen anderen getesteten Geräten, ein Wert für die Dynamic Range Control (DRC), um den Dynamikumfang – soweit überhaupt gewünscht - zu beeinflussen.
Für MW- und UKW-Sender stehen insgesamt 40 Speicherplätze bereit. Unterstützt wird RDS mit allen Zusätzen: Programmtyp (PTY), Verkehrsfunk (TP) und Radiotext (RT). Der Marantz unterstützt einen Sendersuchlauf für alle drei Betriebsarten, d. h. Sender, die ein RDS-Signal mitsenden und solche Sender, die einen bestimmten Programmtypen mitsenden und solche, die über einen Verkehrsfunk verfügen. Übernommen werden kann auch die automatische Einstellung der Uhrzeit anhand des von RDS-Sendern ausgestrahlten Signals.
Der Kompaktreceiver CR601 verfügt zudem über eine Timerfunktion, die sich als Weckruf und Einschlafhilfe einsetzen lässt.
Überragende Wiedergabe
Die zum Lieferumfang zählende DAB-Magnetfußantenn ist eine Ausnahme, im bis auf Weiteres schwach versorgten Deutschland aber ein Muss. Dadurch sollte der Empfang nun auch an den meisten Standorten – sogar In-house – kein Problem mehr bereiten. Den Empfang übernimmt ein DAB-Chip von Hitachi (HD155080TF).
Der Klang ist ganz ausgezeichnet, kraftvoll, aber nie übertrieben und kristallklar. Eine richtig große, ist diese Kompaktanlage und dabei ist es egal, ob Klassik- oder Pop- und Rockwiedergabe bestanden werden muss. Der Eindruck wird auch beim Probehören mit dem Kopfhörer unterstrichen. Mehr kann man bei dem Preis nun wirklich nicht verlangen.
Unauffälliger CD-Betrieb
Die CD-Wiedergabe ist nicht anders, als das gesamte Erscheinungsbild des Receivers vermuten lässt: unauffällig in jeder Hinsicht. Das Laufwerk ist während des Betriebs kaum zu vernehmen, fehlerhafte CDs werden ohne Schwierigkeiten wiedergegeben.
Zum Abspielrepertoire zählen auch CD-R und CD-RW. Musiktitel im Format MP3 bereiten ebenfalls keine Probleme, sofern sie mit dem Dateinamen MP3 enden und solange der Titelname 30 Zeichen nicht überschreitet. Zu Problemen führen nur verzwickte Ordnerstrukturen und –größen.
Leichtgewicht
Im Gegensatz zur guten Verarbeitungsqualität des Receivers wirkt die Fernbedienung geradezu billig. Weil sie sehr leicht ist, liegt sie auch nicht besonders gut in der Hand. Die Tasten sind übermäßig klein ausgefallen, wenngleich die Druckpunkte noch ausreichend zu spüren sind. Die Umschaltung eines DAB-Senders ist umständlich und erst nach einem Blick in die Anleitung mit Hilfe der Fernbedienung (und zwei vollkommen auseinanderliegernder Tasten) gelungen. Ansonsten hat die Fernbedienung aber eine ausreichend gute Reichweite. Einige Funktionen sind ausschließlich über das kleine Schwarze erreichbar, sodass sie keineswegs unverzichtbar ist.
Fazit
Der Radiobetrieb mit Band III und L-Band ist zukunftsorientiert ausgelegt. Der CD-Spieler ist funktional. Die Wiedergabequalität macht aus dem kompakten Silberling eine überzeugende Anlage, die auch mit größeren Modellen problemlos Schritt halten kann.
Nur das Bedienkonzept ist gewöhnungsbedürftig. Der Preis? Etwas weniger, wäre wohl angemessen, zumal das Gerät über keine USB-Schnittstelle für die Wiedergabe und Aufnahme über externe USB-Geräten verfügt. Der Klang mag letztlich aber doch den entscheidenden Kaufimpuls geben.
Der Hersteller empfiehlt für den Einsatz der Anlage die auffälligen Regallautsprecher Avant 902 von Mordaunt-Short mit Aluminiumfront für 250,00 Euro (UVP), weil sie mit ihrer Leistung und vor allem ihrem Klangcharakter gut harmonieren.