Nach Tischradios und Adaptern für die Stereoanlage hat Pearl nun auch einen vollwertigen Ergänzungsbaustein für die Stereoanlage im Angebot. Der Preis liegt unter 100 Euro und ist damit extrem verlockend.
Einen großen ausgewachsenen Internetradio-Baustein für die Stereoanlage gab es bisher bei Pearl noch nie. Aus dem Karton erhebt sich ein vollwertiges Gerät im Standardmaß für HiFi-Anlagen (43er-Breite), mit Kunststofffront, aber immerhin in edler Klavierlack-Optik. Aus der Ferne fällt das gar nicht weiter auf und kommt ansprechend daher.
Im Paket ist darüber hinaus neben einer umfangreichen, gut verständlichen Anleitung in Deutsch und Französisch ansonsten nur noch eine Fernbedienung enthalten. Sie ist schlicht, passt aber soweit zur Geräteoptik, liegt gut in der Hand und besitzt vor allem eine ausreichend hohe Reichweite. Die Druckpunkte der Tasten sind gut, wobei die Tasten selbst aufgrund der geringen Größe der Fernbedienung eher etwas zu klein geraten sind.
Aber der Reihe nach: Mittig im Gerät platziert wurde ein sechszeiliges, sehr gut ablesbares LCD-Display mit blauer Hintergrundbeleuchtung. Links und rechts davon sind jeweils Bedienelemente untergebracht, ganz rechts befindet sich ein großer Lautstärkeregler. Er ist im Betrieb durch eine Hintergrund-Beleuchtung rot umrandet, was zwar nur bedingt zur Farbe des Displays passt, aber trotzdem schick daher kommt.
Die Tasten sind sämtlich bündig mit der Gehäusefront eingelassen und besitzen sehr gute Druckpunkte, nichts wackelt. Das Erscheinungsbild erinnert in vielerlei Hinsicht an die neuen Muvid-Geräte IR-715 II und IR-815. Dass die Geräte mit Sicherheit den gleichen Ursprung besitzen wird sich auch im weiteren Testverlauf zeigen.
Das erste Mal
Anders als die Anleitung in die Nutzung des Gerätes einführt, ist eine Sprachumstellung auf Deutsch nicht notwendig. Das Gerät wird schon in vorkonfigurierter deutscher Bediensprache ausgeliefert. An einigen Stellen hapert es zwar noch an den Übersetzungen („Interneteinstell“, „Bitte warten ... Connecting“, „Local Deutschland“), aber das ist lediglich ein Schönheitsfehler im Detail. Neben der deutschen Bediensprache stehen noch dänisch, englisch, finnisch, französisch, italienisch, niederländisch, norwegisch, portugiesisch, schwedisch und spanisch zur Auswahl.
Erfahrungsgemäß ist die manuelle Installation für alle Geräte am schwierigsten zu meistern, meist wahrscheinlich nur, weil die Hersteller wohl schlicht alle Regeln der Qualitätssicherung außer Acht lassen, wie zuletzt die Tests des Pure „Sensia“ und VR-Radio „World Stream Go“ zeigten.
Beim neuen Internetradio-Baustein von Pearl sieht es dagegen anders aus: Alle Einstellungen lassen sich vornehmen und werden vom Gerät auch entsprechend umgesetzt. Einzig zwei Dinge sind bei der Vornahme der Einstellungen direkt über das Gerät störend: Zum einen ist das Einstellen einer IP-Adresse extrem zeitraubend und zum anderen ist die Bestätigungstaste irritierend. Der große Lautstärkeregler rechts neben den Eingabetasten regelt wirklich nur die Lautstärke, verlockt aber stets aufs neue zum Zugreifen, links neben dem Display befindet tatsächlich sich die korrekte „Enter“-Taste.
Eine kostenlose Anmeldung bei www.wifiradio-frontier.com ist möglich. Darüber lassen sich für den Wifi-Betrieb Favoritenlisten und neue Radioprogramme pflegen. Letztere findet man dann später im Menüpunkt „Meine Sender“. Darüber hinaus stehen standardmäßig am Gerät die populärsten Sender der Region bereit sowie eine Suche in der gesamten Senderdatenbank nach Sparten in Deutschland, weltweit nach Sendern und weltweit nach Genres sowie neu aufgenommene Sender. Podcasts stehen in einem weiteren Verzeichnis zum Abruf bereit. Der Anbieter spricht von mehr als 8.000 Stück.
Der für die Registrierung notwendige Code ist im Gerätemenü selbst abgelegt: Internet Radio -> Senderliste -> Hilfe -> Zugriffscode erhalten.
Zehn Programme können zum direkten Abruf über die Fernbedienung gespeichert werden, wobei ohnehin immer auf die zuletzt gehörten Sender zugegriffen werden kann.
Mehr Musik
Wer im eigenen Netzwerk einen Medien-Server betreibt, der UPnP unterstützt, kann Musiktitel von diesem Server über das Internetradio abspielen; alternativ kann eine Musikwiedergabe auch über eine Ordnerfreigabe erfolgen. Zusätzlich kann noch ein USB-Speicher an der Front des Radiotuners angeschlossen werden, um die darauf gespeicherte Musik abzurufen.
Die Klangwiedergabe lässt in keiner Hinsicht Wünsche offen. Sie ist ausgeglichen und präzise, ohne dass sich Störeinstrahlungen bemerkbar machen. Klassik, Pop und Rock werden allesamt mit einer hervorragenden Dynamik wiedergegeben.
Zwei verschiedene Weckzeiten können mit unterschiedlichen Ausführungszeitpunkten (einmalig, täglich, werktags, Wochenende) und der gewünschten Lautstärke eingerichtet werden; die Snooze-Taste zum Weiterschlummern wird man allerdings kaum im Halbschlaf bedienen können, ist es doch nur eine der vielen kleinen Tasten links des Displays. Aber wer hat auch eine vollwertige Stereoanlage direkt am Kopfende seines Bettes platziert?
Einen Sleeptimer besitzt das Gerät ebenfalls mit möglichen Zeiträumen im 15-Minuten-Takt bei maximal einer Stunde.
Der Verbrauch liegt bei knapp unter 10 Watt, im Stand-by-Betrieb sinkt er leider nicht nennenswert. Dafür befindet sich auf der Gehäuserückseite ein Schalter zur vollständigen Netztrennung. Mit Anschlüssen ist das Gerät auch sonst gut bestückt, insbesondere sind die Digitalausgänge in beiden Varianten hervorzuheben; vermisst wird lediglich eine Kopfhörerbuchse.
Fazit
Der „VR-Radio Internetradio Tuner“ ist ein gutes Gerät, das auf die Funktionen Internetradio und Musikplayer reduziert ist. Wer die Hoffnung auf eine erfolgreiche Digitalisierung des Rundfunks in Deutschland nach mehr als zehn Jahren aufgegeben hat und wem der meist schlechte, denn rechte UKW-Empfang heutiger Kombigeräte ohnehin nicht fehlt, für den ist das neue VR-Radio eine Empfehlung. Am Preis kann die Anschaffung jedenfalls nicht scheitern. Und so heißt das Fazit: Zugreifen. Eine gleichwertige Alternative bieten nur die Muvid-Tuner IR-615, IR-715 und Muvid IR-815.
Steckbrief
- Empfang von Internetradio (LAN, WLAN)
- Audioformate/Musikplayer: AAC, MP3, RealAudio, WAV, WMA; UPnP, Ordnerfreigabe
- Datenbank: Frontier-Silicon
- Anschlüsse: Netzwerk-LAN-Buchse (RJ-45), 2 x Line-out, S/PDIF (Coaxial/Toslink), USB
- WLAN-Sicherheit: WEP, WPA/WPA2
- Stromversorgung: Integrierte Netzteil
- Stromverbrauch: 9,68 Watt (WLAN), 9,02 (Stand-by), 0 Watt (Aus)
- Abmessungen (B x H x T): 430 x 80 x 250 mm
- Gewicht: 2,42 kg
- Preis (UVP): 89,90 Euro