Mit einem ersten WLAN-Radio hat sich nun auch der Radio-Pionier Sangean auf den Markt gewagt. Endlich muss man sagen, denn das Gerät hinterlässt einen überzeugenden Eindruck. Die Bedienung ist – anders als bei den Konkurrenten – über einen einzigen Knopf möglich.
Verpackt ist das eher unscheinbare Gerät in einer hochglänzenden schwarzen Kunststoffblende, unter der sich ein Holzchassis verbergen soll. Dadurch setzt sich das Gerät ansprechend in Szene; es verbirgt ein Stereo-Internetradio, das Zugang zum weltweiten Netz nicht nur per drahtlosem WLAN (802.11b und 802.11g mit WEP- und WPA-Unterstützung) sondern auch kabelgebunden aufnehmen kann. Vorbildlich dabei: Das dafür benötigte Kabel mit drei Metern Länge wird gleich mitgeliefert.
Der Anschluss funktioniert direkt und ohne jedes Problem, wenn das Gerät unmittelbar an einen Router angeschlossen wird und dieser keine besonderen Sicherheitseinstellungen erfordert. Beweisen musste sich das Sangean-Gerät in dieser Disziplin an einem belgischen ADSL-Anschluss mit 6 MBit/s.
Bei einem gesicherten Zugang erweist sich die erste Inbetriebnahme dagegen als deutlich schwieriger. Die Eingabe der Zugangsdaten wird vor allem dann zu einer Geduldsprüfung, wenn einzelne Zeichen gelöscht werden müssen.
Launischer WLAN-Scan
Eine weitere Stufe erklimmt, wer es per drahtlosem Netzwerkzugang versucht. Trotz frei verfügbarer Netzwerkkennung des Hotspots und laut dem in die Jahre gekommenen Notebook sieben weiteren Hotspots, erkennt das WFR-20 an selber Stelle zwischen ein und vier Hotspots. Wie es scheint beliebig, der Netzwerkscanner des Notebooks arbeitet parallel zur ständigen Kontrolle.
Nach unzähligen Versuchen gelingt dann irgendwann der drahtlose Zugang und hält auch noch nach Tagen – warum auch immer.
Gesteuert wird das Wi-Fi-Radio nach dem Anschluss über einen einzigen Knopf am Gerät selbst oder über eine von Sangean auch von anderen Geräten bekannte Scheckkarten große Fernbedienung. Die Fernbedienung bleibt aufgrund ihrer Größe und des Gewichts eher ein Notbehelf, sie ist aber eine Hilfe bei der Speicherung der Lieblingssender auf einem der zwölf Stationsspeicher.
Ein Knopf reicht
Die Einknopfbedienung erfolgt intuitiv – ganz ohne Probleme. Eingesetzt wird von Sangean das Reciva-System. Das Gerätedisplay ist gut ablesbar, fällt mit seinen drei Zeilen aber durchaus etwas mager aus. Etwas mehr Platz würde die Bedienung durchaus erleichtern, sodass man vor allem als Anfänger nicht so leicht den Überblick verliert.
Sehr hilfreich ist in diesem Zusammenhang eine ausklappbare Menü-Landkarte als Bestandteil der Anleitung. Die dreigeteilte Karte hilft zwar nicht bei der Essenszubereitung, aber bei der Navigation durch die Menüstruktur des Internetradios weist sie den zügig den Weg.
Angenehmer Klang
Die zentrale Steuerung übernimmt im laufenden Betrieb die Einstellung der Lautstärke, die – auf das Maximum gedreht – sogar dafür reicht, eine kleinere Partygesellschaft zu unterhalten, trotz bescheidener Ausgangsleistung von 5 Watt.
Der lineare Verstärkerdurchgang klingt noch etwas blass. Ein Gedrückthalten des zentralen Drehknopfs während des Radioempfangs öffnet ein schlichtes Audiomenü für Bass- und Höheneinstellung. Eine Anhebung beider Parameter erweckt das Radio klanglich zu verblüffender Lebendigkeit. Mit einer erwärmenden Bassbetonung und einer luftigen Transparenz lässt sich schnell eine Einstellung finden, die das Zuhören zum Vergnügen macht.
Ein Druck auf den Knopf und man landet im Menü, wo sich nicht nur auf eine gut sortierte Genre- und Länderliste zugreifen lässt, sondern ebenfalls auf Funktionen wie die Wiedergabe einer externen Tonquelle oder von Musik per UPnP oder aus einem Windows-Share. Unterstützt werden dabei die Formate AAC, AIFF, AU, FLAC, M3U, MP3, Real Audio, Ogg, WAV, WMA; DRM-geschützte Titel werden allerdings nicht wiedergegeben. Sofern ein UPnP-Server genutzt wird, sind die Formate abhängig von der genutzten Server-Software.
Radiosender können im Livestream Hinweise zu On-Demand-Angeboten hinterlegen. In diesen Fällen, schaltet das WFR-20 um, und man muss sich entscheiden, ob man eine Sendung live hören möchte, oder lieber im On-Demand-Sendungsarchiv auf Schatzsuche geht. Sollte die gewählte Sendung nicht den Hörnerv treffen, ermöglicht die kleine Fernbedienung mit den Vorwärts- und Rückwärts-Tasten ein zügiges Wechseln der archivierten Sendungen.
Das Radio kann im Reciva-Portal registriert werden. Von dort kann man individuelle, eigene Radiostreams ablegen, die sich sodann über den Favoritenordner des WLAN-Radios abgerufen lassen. Nebenbei werden die Datenbanknutzer so zu Radiostream-Informanten.
Drei-Stunden Schlaftimer
Möglich ist im Menü auch die Einstellung der Alarm-Uhr mit vier Weckzeiten; zuletzt und das Gerät zu konfigurieren. Nicht zuletzt kann es an dieser Stelle ausgestellt werden. Im Stand-by zeigt es die Uhrzeit an. Dem Gerät bleibt der zuletzt gehörte Sender in Erinnerung, der nach erneutem Einschalten wieder aufgerufen wird.
Der Einschlaftimer kann für naturkomatöse Schnellschläfer von schlappen 15-Minuten in weiteren 15-Minuten-Schritten bis auf völlig schlafgestörte drei Stunden verstellt werden. Für die Wiedererweckung stehen vier verschiedene Zeiten zur Verfügung, die auf jeden Tag, Wochentags, einmal wöchentlich oder das Wochenende angewendet werden können.
Auf der Rückseite finden sich nur wenige Anschlussmöglichkeiten: eine LAN-Buchse, ein Kopfhörer-Anschluss (3,5 mm), sowie ein Line-out-Ausgang (3,5 mm) zur Ansteuerung eines externen Verstärkers. Angeschlossen werden kann zudem ein anderes Gerät über den Aux-in-Anschluss (3,5 mm) etwa ein MP3-Player. Auf der Rückseite verbrigt sich ebenso eine kleine WLAN-Stummelantenne, die dort fest arretiert oder ausgeklappt werden kann.
Die mitgelieferte Anleitung ist mehrsprachig (Englisch, Französisch, Spanisch, Niederländisch und Deutsch - das Gerät selbst beherrscht darüberhinaus noch weitere Sprachen) und sie hat es wirklich in sich: 370 Gramm bringt sie auf die Waage und enthält alle notwendigen Informationen zur Bedienung des Gerätes. Wem das Lesen zu umständlich ist, der kann auf die Menü-Landkarte zurückgreifen, um einen Gesamtüberblick der Funktionsvielfalt zu erhalten - und wo sie im Gerät aufzufinden sind.
Aus versehen hatten wir zwei verschiedene Testmuster am Start. Im laufenden Betrieb verbrauchte das eine Muster gemessene 10,5 Watt und üppige 9,5 Watt im Stand-By, das Andere begnügte sich mit 8,4 Watt im Betrieb und 7,4 Watt in Bereitschaft.
Fazit
Insgesamt zeigt Sangean mit dem WFR-20 – in Großbritannien als Roberts WM-201 auf dem Markt - ein interessantes Gerät, das sich souverän allen Anforderungen stellt und fast ohne Schwächen überzeugend auftritt. Zum unverbindlichen Verkaufspreis von 279,00 Euro sicherlich eine interessante Option.
Steckbrief
- Webradio und Netzwerk-Musik-Spieler
- 12 Stationsspeicher
- direkter Zugang zu über 6.000 Internet Sender
- Windows Shares oder UPnP-Server für Musikstreaming
- unterstützt MP3, WMA, AAC, WAV, AIFF, FLAC, Real-Audio- und AU-Audio-Formate
- Menü-Anzeige in die wichtigsten EU-Sprachen
- 4 individuelle Weckzeiten
- Sleep Timer
- Aux-in Anschluss und Line-out
- Bass- und Höhen-Einstellung
- 3 Zeilen Display mit einstellbarer Helligkeit
- Stereo Kopfhörer Anschluss
- Fernbedienung
- Ethernet Kabel (3m)
- Stromversorgung: AC 230 Volt
- Geräteabmessung (BxHxT): 290 x 110 x 182 mm
- Gewicht: 3.030 Gramm