Avox bietet mit dem „Indio mini“ ein WLAN-Webradio mit ungewöhnlichem Formfaktor an. Das kompakte Gerät kann mit den eingebauten Lautspechern als Tischradio auftreten, oder als Internetradio eine Stereoanlage komplettieren.
Ein Display, ein Drehrad und sieben Knöpfe. Das „Indio mini“ wirkt schlicht und unaufgeregt. Mit einer Gehäusebreite von 27,9 Zentimetern geht es problemlos als Midi-Stereoanlagen-Komponente durch. Auf der Rückseite steht ein Cinch-Signalausgang zur Verfügung. Doch halt, die Belüftungsöffnungen auf der Oberseite sind Lautsprecher-Abdeckungen. Wer das typische Tischradioformat nicht leiden mag, kann das „Indio mini“ gerne als Tischradio verwenden.
Die Indienststellung dieses reinen Internetradios setzt einen WLAN-Router zwingend voraus, einen RJ-45-LAN-Anschluss haben sich die Entwickler gespart. Die Technik des Empfängers liefert die Firma Reciva zu. Ein Internetanschluss mit verschlüsseltem WLAN und eingeschaltetem DHCP-Server zum automatischen Netzadressenbezug ist binnen fünf Minuten mit dem Avox-Radio verbunden. Doch auch bei statisch vergebenen IP-Adressen im Netzwerk führt das Radio problemlos durch alle erforderlichen Einstellungen.
Problemlos bedienbar
Eine Fernbedienung ist enthalten. Klein, aber mit gummierten Tasten, die einen fühlbaren Hub haben ist es allemal einen Tick besser, als die ganz flachen Scheckkarten-Fernbedienungen, die im Augenblick in allen Klassen groß in Mode zu sein scheinen. Doch man soll es nicht glauben, die wenigen Bedienelemente des „Indio mini“ reichen aus, um das Radio auch ohne Fernbedienung zu steuern. Der „Dreh“ liegt darin, den Drehknopf als Lautstärke- und Menüauswahl-Regler in Doppelfunktion zu besetzen. Das klappt in der Praxis ganz gut; vor allen Dingen die schnelle Bewegung durch große Senderlisten ist mit dem Drehrad weitaus schneller und angenehmer, als mit der Fernbedienung zu bewerkstelligen, - zumal auch die Software mitzieht, denn die Bedienung ist flink und frei von Gedenksekunden.
Das Display ist ausreichend groß, es stehen vier Zeilen zur Verfügung, wobei die vierte Zeile immer fix für Statusanzeigen und Uhrzeit reserviert ist. Die Schwarz-Weiß-Ausführung des Displays passt gut zur Optik des „Avox Indio mini“. Einziger Mangel: Der Betrachtungswinkel muss stimmen. Bei seitlichen Blickwinkeln bleicht die Anzeigen schnell aus.
„Drum'n Bass“-Experte
Als Tischradio macht das „Avox Indio mini“ eine ganz gute Figur. Eine Aufstellung mit etwas Abstand zur Wand lässt die Wirkung des Bassreflex auf der Geräterückseite gut zur Geltung kommen. Der initiale Eindruck ist von einer eher hellen, frischen Tonfarbe bestimmt. Bei Stücken mit kräftigem Bass lässt sich das kleine Radio ebenso nicht lumpen. Zudem hält es Equalizer-Profile und eine sehr wirksame Bass- und Höhenregelung bereit.
Der Stereo-Effekt, mit den nach oben strahlenden Lautsprechern, ist freilich gering und man muss wohl auch einräumen, dass die Lautsprecher keine sonderlich hohe Güte besitzen. Beim Einsatz als Musik-Player von der PC- oder Netzwerkfestplatte lässt sich das an bekannten Aufnahmen schnell feststellen. Während die Stimme von Anastacia noch gut zu erkennen war, erkannte ich die Stimmen von Charlotte Gainsbourg und Amy Winehouse in der „Indio mini“-Version kaum wieder.
Besonders geeignet sind Drum´n´Bass oder elektronische Musik; dabei profitiert es deutlich von seinem spritzigen 16-Watt-Digitalverstärker. Auffällig: Die Stufe eins der Lautstärkeregelung könnte mitunter schon knapp zu laut sein.
An einem Kopfhörer oder an einer Stereoanlage lässt sich klanglich mehr herausholen: Mit einer spürbaren Bassbetonung im Lineardurchgang (Klangregler auf Null) und vielleicht nicht mit überragender Räumlichkeit gefällt das Avox-Radio mit temperamentvoller Impulswilligkeit und einer angenehmen Öffnung in die höheren Tonlagen.
Ordentliche Ausstattung
Während die hinteren Anschlüsse mit Kopfhörerbuchse und Line-out schnell beschrieben sind, kann sich die Softwareausstattung sehen lassen. Der Wecker kann fünf Weckzeiten samt Wochentag übernehmen, der Schlaftimer lässt sich bis 3 Stunden 15 hochdrehen und das „Indio mini“ verfügt über das Podcast-Verzeichnis von Reciva und damit über ein Stations-Set von rund 11.000 Einträgen. Das Radio lässt sich unter reciva.com registrieren, womit rund 37.000 Podcast- und Radioeinträge zur Verfügung stehen. Was im Stations-Set fehlt, lässt sich unter „Meine Favoriten“ online abspeichern und steht sodann auf dem Radio zur Verfügung. Die Beleuchtung des Displays ist in 30 Stufen für aktiv, inaktiv (längere Zeit keine Bedienung mehr ausgelöst) und Stand-by einstellbar.
Neu in dieser Firmware ist der Menupunkt UPnP, unter dem ein Servername angegeben werden kann. Das soll offenbar Reciva-Probleme mit der Interoperabilität zu diversen Medienservern dämpfen.
Eine Suchfunktion für die Datenbankbestände bietet das „Avox Indio mini“ mit an, doch weitere Musikservices standen zum Testzeitpunkt erst einmal nicht zur Verfügung. Inzwischen ist Aupeo aber verfügbar und MP3Tunes in Vorbereitung. Um solche Dienste zu aktivieren, muss das Radio bei Reciva angemeldet sein. Von dort werden diese Dienste mit eingebunden.
Das moderne Schaltnetzteil am Stecker kann nicht verhindern, dass das „Avox Indio mini“ 3,3 Watt im Stand-by verbraucht. Ein kleiner Kippschalter auf der Rückseite senkt den Verbrauch auf 0,7 Watt. Im Betrieb gibt sich das Gerät mit 4,4 Watt hingegen eher sparsam.
Fazit
Mit einem empfohlenen Verkaufspreis von 169 Euro liegt das „Avox Indio mini“ gut im Rennen um die Gunst der Internetradio-Hörer. Klang, Bedienung und Verarbeitung liegen auf sehr ordentlichem Niveau. Zudem kann das Modell in diesem Gehäuseformat momentan den Nimbus allein beanspruchen, in einer Midi-Stereoanlage elegant mitzuspielen.