Fritz-Mini ist Webradio, Streaming-Client und (VoIP-)Telefon in nur einem Gerät. Es kann ausschließlich an den Fritz-Boxen Fon WLAN 7270, 7170 und 7141 betrieben werden. Schon erstaunlich, was ein kleines Telefon mit Anschluss ans WWW so alles kann.
Fritz ist fast schon ein Synonym für DSL-Router mit WLAN und Internet-Telefonie. Wer einen Internetanschluss bestellt, hat oft eine Fritz-Box mit im Paket. Die zum Fritz-Mini gewählte Fritz-Box 7170 ist – Stand März 2008 – das Ex-Top-Modell. Es wurde von der 7270 mit integrierter DECT-Basisstation und WLAN mit 802.11n abgelöst.
In der Fritz-Box steckt DSL-Modem, Telefonanlage (ISDN oder Analog) und Internet-Telefonie (Voice-over-IP). Standard ist ferner die Routerfunktion, also der Verteiler von Telefon- und Internetsignalen auf verschiedene Endgeräte. Dabei können Internetgeräte wie PC oder Webradio entweder per Funk-LAN (W-LAN) oder Ethernet (Drahtanschluss) Kontakt mit Fritz herstellen. Gewöhnliche Telefone und ISDN-Telefone werden einfach eingestöpselt. Die 7170 verfügt über ein ADSL2+-Modem. In der in Deutschland üblichen Kopplung mit ISDN können somit Empfangsdatenraten bis 16 MBit verarbeitet werden.
Fritz mit Nachwuchs
Als einer der ganz großen WLAN-Modem Anbieter am deutschen Markt, darf der Berliner Hersteller AVM jetzt getrost auch auf ein Geschäft mit Techgadgets spekulieren. Fritz-Mini ist dabei ganz nach unserem Geschmack. Telefon, Musik, Internet zum Mitnehmen, soweit des Fritzens Funkwellen tragen. Das ist auch vom Konzept her eine Novität. Vom Erscheinungsbild hingegen ist das Mini erst einmal nur ein Telefon. Gespräche können dabei sowohl über das Festnetz oder das Internet geführt werden. Zusätzlich kann das klein geratene Telefon für zu Hause kabellos Internetradio, Podcasts oder Musik von der Festplatte empfangen. Das Testmuster des Fritz-Mini (im Test mit Firmware 05.01.86), erkannte bei der ersten Inbetriebnahme sofort die Blutsverwandtschaft zur Fritz-Basisstation und erledigte das Einbuchen inklusive der Sicherheitseinstellungen vollautomatisch.
HD-Telefon mit RSS-Feed-Anzeige
Als Internettelefon macht es seinem Namen alle Ehre. Nie war Telefon und Internet zu Hause derart vernetzt: Die so genannte „HD-Telefonie” mit 16 kHz-Breitband-Codec sorgt für ein neues Klanggefühl bei der Internettelefonie; ISDN-Leistungsmerkmale wie Makeln, Anklopfen, Rufumleitung oder Dreierkonferenz lassen sich auch über das Fritz-Mini nutzen. Neue Sprachnachrichten auf dem integrierten Anrufbeantworter werden per Leuchtdiode angezeigt. Soweit, so Telefon, aber welches Telefon kann über eingegangene E-Mails berichten oder Lieblings-RSS-Feeds anzeigen, ohne dass der Heim-PC in Betrieb ist? Der kleine Fritz kann das. Schnellzugriffe und neu eintreffende Nachrichten werden direkt auf dem LC-Farbdisplay mit 128 x 128 Pixeln und 64.000 Farben angezeigt.
Und ebenso kann das Fritz-Mini Webradio empfangen und wiedergeben. Musikstreaming von der Festplatte des PC geht auch, erfordert dann aber einen eingeschalteten PC.
Die Wiedergabe am Mini ist über den eingebauten Lautsprecher, einen Kopfhörer (3,5 mm) und die HiFi-Anlage möglich. Die mitgelieferten Ohrhörer überzeugten nicht, aber gute Kopfhörer machen richtig Dampf, sodass die Post abgeht.
Wenn Gini zaubert und das Mini zaudert
Welche Web-Radiostationen das Fritz-Mini empfängt, muss man dem musikalischen Telefon noch über die PC-Software „Gini!” beibringen. Die Software kommt nur mit einer Basis-Datenausrüstung zum Kunden. Den Komfort der typischen WLAN-Internetradios bietet das Mini insofern nicht. Zudem registrierten wir grundlose Systemausstiege des Fritz-Mini bei der Webradio-Wiedergabe, die sich mit einem Neustart aber problemlos beheben ließen. Nach einigen Firmware-Updates trat dieses Problem jedoch nicht wieder auf.
Einsatzzeiten zwischen zwei und sechs Stunden je nach Anwendung wirken etwas knapp, sind aber im Vergleich zu anderen WLAN-Telefonen durchaus ordentlich.
Ganz nett soweit ...
Das Fritz-Mini kostet 119 Euro inklusive Stereokopfhörer, Anschlusskabel für die Stereoanlage, Netzteil und Ladeschale. Für ein WLAN-SIP-Telefon mit zahllosen Zusatzfunktionen ist es trotz der kleinen Macken ein interessantes Angebot.
Update Juli 2009
Im Langzeittest zeigen sich Bedienungseinschränkungen bekanntlich am Besten: Seit einigen Monaten neigte das Fritz-Mini dazu, Verbindungen spätestens nach zwei Minuten abzubrechen.
Beschrieben wurde ein derartiges Phänomen eher in den Anfangsjahren. Der Rat: Warten auf eine neue Firmware und Ausschalten der Sendeleistungsoptimierung aufseiten der Fritz-Box. Gebracht hat beides nichts. Und tatsächlich hat sich die Lösung dann wie von selbst ergeben; das Gerät ließ sich schlicht nicht mehr aufladen. Mehr als ein flackerndes Display waren die letzten Lebenszeichen.
Angetrieben wird das Fritz-Mini von drei NiMH-Akkus mit einer Leistung von 1.000 mAh. Allerdings ist es nicht ganz so leicht, an sie heranzukommen. Auf der Gehäuserückwand ist das Gerät mit sechs winzigen Torx-Schrauben verschlossen. Wer einen solchen Spezialschraubenzieher (T5x40) nicht gerade in der Haushaltsausstattung hat, muss etwa fünf Euro investieren, zusätzlich drei neue Akkus und seither funktioniert das Gerät wieder einwandfrei - auch mit optimierter Sendeleistung am WLAN-Hotspot.