Das digitale Radio DAB+ ist bei Hörerinnen und Hörern beliebt wie nie: Mit mehr als 82 Mio. weltweit verkauften DAB+-Empfängern und über 1,5 Mio. verkauften DAB+-fähigen Endgeräten 2019 in Deutschland setzt der digitale Radiostandard neue Bestmarken. Gegenüber den 1,4 Mio. verkauften DAB+ Radios aus 2018 entspricht dies einem Wachstum von 6,6 Prozent.
Der Erfolg des Digitalradios zeigt sich ebenso bei den bundesweiten DAB+-Hörfunkprogrammen: Mit starken Zuwächsen in der für die Werbewirtschaft interessanten Messgröße Hörer pro Durchschnittsstunde (Montag bis Freitag) gehören sie zu den Gewinnern der Media Analyse Audio (ma 2020 Audio I).
Auch das Deutschlandradio erfreut sich einer hohen Relevanz seiner Programme. Täglich schalten 2,11 Millionen Hörerinnen und Hörer den Deutschlandfunk ein, der damit als einziges Informationsprogramm zu den meistgehörten Programme in Deutschland zählt. Das jüngste Angebot Deutschlandfunk Nova, das ohne eigene UKW-Frequenz ausschließlich digital zu empfangen ist, legt erneut deutlich zu und erreicht im weitesten Hörerkreis nunmehr 644.000 Hörerinnen und Hörer (ma 2019 Audio II: 549.000). Bei allen drei Programmen steigt die Nutzung über DAB+ und Livestream deutlich an.
Die wachsende Beliebtheit von DAB+ geht mit einer stetig steigenden Vielfalt einher: Zusätzlich zu den bereits jetzt über 260 regional unterschiedlich empfangbaren DAB+-Programmen, von denen rund 65 ausschließlich digital ausgestrahlt werden, soll das Angebot im Digitalradio künftig um ein neues nationales Ensemble mit bis zu weiteren 16 bundesweiten Programmen steigen. Antenne Deutschland GmbH & Co. KG, ein Konsortium der Absolut Digital GmbH & Co. KG und der Media Broadcast GmbH, plant den Start des zweiten bundesweiten digitalen Multiplex im dritten Quartal 2020.
Auch regional vergrößert sich das Angebot: In Bundesländern, in denen Privatsender, öffentlich-rechtliche Anbieter sowie Politik und Wirtschaft DAB+ gemeinsam aktiv fördern, wächst die Programmauswahl.
Vielfalt im Radio wächst
Die Medienanstalt Hamburg/Schleswig-Holstein (MA HSH) hat einen Modellversuch zur Verbreitung privater landesweiter Hörfunkprogramme über die DAB+-Senderketten des Norddeutschen Rundfunks (NDR) gestartet. Die privaten Programme Antenne Sylt, Radio Hamburg, krix.fm, Rock Antenne, R.SH und HH 2 sowie Lübeck FM können im Großraum Lübeck in digitaler Qualität empfangen werden. In der Region Kiel sind die Programme Antenne Sylt, Kiel FM und R.SH über DAB+ zu empfangen. In Hamburg ist mit Antenne Niedersachsen ein weiteres Programm über DAB+ im Hamburger Privatsender-Multiplex verfügbar. Wegen der anhaltend hohen Nachfrage nach DAB+-Kapazitäten, ist ein zweiter Multiplex für Hamburg in Planung.
Die Medienanstalt Berlin-Brandenburg (mabb) und die Sächsische Landesmedienanstalt (SLM) haben DAB+ Ausschreibungen beschlossen. Während in der Hauptstadtregion Ressourcen für eine landesweite Ausstrahlung vergeben werden sollen, will die SLM bis zu 15 Interessenten für die Verbreitung von digitalen terrestrischen Rundfunkdiensten im DAB+-Standard im Stadtgebiet Chemnitz gewinnen.
Die Funkanalyse Bayern sieht DAB+ im Freistaat weiter auf Erfolgskurs. Wie die von der Bayerischen Landeszentrale für neue Medien (BLM) beauftragte Befragung von rund 24.500 Personen ab 14 Jahren ergab, verfügt mehr als jeder Dritte ab 14 Jahren über ein DAB+-Gerät in der Wohnung oder im Auto (34,2 Prozent); jeder Fünfte schaltet es an einem durchschnittlichen Tag unter der Woche auch ein (20,5 Prozent).
Deutschlandradio nur noch digital
Nach Amberg, Füssen und Kempten im letzten Jahr, stellt Deutschlandradio zum Sommer in Boppard und Landshut um auf digitales Radio DAB+. Deutschlandfunk, Deutschlandfunk Kultur und Deutschlandfunk Nova sind in diesen beiden Regionen über Antenne dann zusammen mit dem kompletten Programmangebot im bundesweiten DAB+-Multiplex verfügbar. Die parallele analoge UKW-Ausstrahlung von Deutschlandfunk und Deutschlandfunk Kultur wird beendet.
Anhaltendes Marktwachstum
Das steigende Interesse an DAB+ spiegelt sich in den stetig wachsenden Abverkaufszahlen für digitale Radiogeräte. Wie der „Home Electronics Market“-Index ausweist, wurden im Jahr 2019 etwas mehr als 1,5 Millionen DAB+-Radios in Deutschland verkauft. Dies entspricht einem Wachstum von knapp 7 Prozent im Vergleich zum Vorjahr, teilt die gfu Consumer & Home Electronics GmbH mit.
Auch im Auto ist DAB+ eine Erfolgsstory. Laut Jahresreport 2020 der Deutschen Automobiltreuhand (DAT GmbH) ist die Ausstattungsrate bei der Gesamtheit der in 2019 in Deutschland gekauften Neufahrzeuge (deutsche Hersteller und Importeure) auf knapp 54 Prozent gewachsen. Im Vergleich zu 2018 entspricht dies einer relativen Steigerung von 34 Prozent.
Marktbeobachter rechnen damit, dass die ohnehin wachsenden Umsätze mit der kommenden Digitalradiopflicht und neuen bundesweiten Programmen noch weiter steigen werden: Ab dem 21. Dezember 2020 müssen Radios in Neuwagen grundsätzlich den Empfang und die Wiedergabe von digital-terrestrischem Radio DAB+ ermöglichen. Auch für stationäre Radiogeräte mit Display gilt künftig die Digitalradiopflicht.
Europa setzt auf DAB+
Als Radiostandard für ganz Europa ist DAB+ international fest etabliert. Das zeigen auch eine Reihe regulatorischer Maßnahmen: Auf gesamteuropäischer Ebene sieht die von der EU verabschiedete EECC-Richtlinie vor, dass alle neuen Autoradios ab 2021 digital-terrestrisches Radio empfangen müssen. In Italien greift eine nationale Digitalradiopflicht für Autos bereits seit Anfang 2020, in Frankreich müssen ab Juni 2020 alle Neuwagen digital-terrestrischen Radioempfang ermöglichen. DAB+ ist in der deutlichen Mehrheit der europäischen Staaten anerkannt. Dies zeigt sich an dem immer schnelleren Ausbau der Netze.
Frankreich
Nachdem DAB+ unter anderem bereits in den Großräumen Paris, Marseille, Nizza, Lille, Lyon und Straßburg gestartet ist, sollen bis 2021 mehr als 15 weitere Regionen erschlossen werden. Die Medienbehörde CSA hat einen Plan für den Rollout bis 2023 vorgelegt. Bis dahin soll DAB+ fast flächendeckend verfügbar werden.
Neben den regionalen Netzabdeckungen hat die CSA Lizenzen für zwei nationale Multiplexe vergeben. Sie sollen ab Mitte 2021 Ballungsräume und Autobahnen mit 26 Programmen abdecken. Zusammen mit anderen Veranstaltern wollen sich die großen französischen Privatradiogruppen M6 (RTL, Fun Radio, RTL2), Lagardère (Europe 1, Virgin Radio, RFM) und NextRadioTV (RMC, BFM Radio, BFM Business) mit ihren Programmen beteiligen. Auch das staatliche Radio France ist mit den überregionalen Programmen dabei.
Großbritannien
Im Vereinigten Königreich ist der Erfolg von DAB+ ungebrochen: In über 60 Prozent der britischen Haushalte steht ein DAB+-Radio. Die Netzabdeckung erreicht rund 97 Prozent der Bevölkerung. DAB/DAB+ wurde in 2,38 Millionen Neufahrzeugen serienmäßig eingebaut. Bei den Neuzulassungen stieg der Anteil mit serienmäßigem DAB+ auf Rekordwerte von 95 Prozent bei PKW und 64 Prozent bei Nutzfahrzeugen. Fast 57 Prozent der Briten hören Radio über digitale Verbreitungswege: Anlass für die Regierung, demnächst über den Zeitpunkt eines UKW-Ausstiegs zu beraten.
Das britische Medienministerium hat zudem Konsultationen für den Regelbetrieb mit „Small Scale DAB+“, also kleineren Ensembles mit geringer Sendeleistung, begonnen. Großbritannien will damit den Start von vielen weiteren kommerziellen und nicht-kommerziellen Lokalradios ermöglichen. Schon heute sind auf der Insel mehr als 500 Radiostationen über DAB und DAB+ zu hören. In keinem anderen Land gibt es ein so vielfältiges Digitalradio-Angebot. Immer mehr Veranstalter beteiligen sich an DAB+.
Italien
DAB+ ist in Italien weit verbreitet. 83 Prozent der Bevölkerung können bereits DAB+ empfangen, in den vergangenen Wochen ging der Netzausbau mit 55 weiteren Sendeanlagen weiter. Weitere lokale Multiplexe, unter anderem in Puglia, nahmen den Betrieb auf.
In Südtirol herrscht Vollversorgung. Hier hat die öffentlich-rechtliche Rundfunkanstalt Südtirol (RAS) damit begonnen, UKW-Sender aus Kostengründen zugunsten von DAB+ abzuschalten und plant gleichzeitig den weiteren digital-terrestrischen Netzausbau. Auch die Südtiroler Privatradios sind inzwischen fast flächendeckend über DAB+ zu hören, neben deutschen und weiteren internationalen Sendern.
Seit Anfang 2020 werden alle Neuwagen in Italien serienmäßig mit DAB+ ausgeliefert. In ganz Italien können rund 200 Programme über DAB+ gehört werden. Ständig kommen neue regionale Multiplexe hinzu.
Norwegen
Norwegen hat als erstes Land weltweit die nationalen und regionalen UKW-Ketten abgeschaltet. Dabei sind die Reichweiten der Radiosender stabil: 98 Prozent der Hörer sind dem Radio treu geblieben, kauften sich DAB+-Empfänger oder hören jetzt Radio über IP. 99,5 Prozent der Bevölkerung können in Norwegen Digitalradio empfangen, 60 Prozent der Haushalte besitzen ein DAB+-Radio. Landesweit wird ein Multiplex angeboten. Dazu kommen sieben regionale und sieben lokale Multiplexe. In ganz Norwegen sind 108 Hörfunkprogramme empfangbar, 15 davon ausschließlich über DAB+.
Österreich
In Österreich ist ein nationaler Multiplex gestartet, in dem aktuell zehn private Radioprogramme verbreitet werden. In Wien gibt es einen regionalen Mux mit 13 Programmen. Bis Ende 2021 sollen zunächst die Landeshauptstädte und wichtige Verkehrswege versorgt werden, bei einer geplanten Gesamtabdeckung von rund 85 Prozent der österreichischen Bevölkerung. Zudem sind weitere regionale Multiplexe in Großstädten wie Linz oder Graz in Planung.
Schweiz
In der Schweiz ist DAB+ erstmals meistgehörter Verbreitungsweg für den Hörfunk. Das geht aus dem aktuellen vom Bundesamt für Kommunikation (BAKOM) und der Arbeitsgruppe Digitale Migration in Auftrag gegebenen Halbjahresbericht hervor.
Demnach nutzen 37 Prozent der 2.800 befragten Radiohörer DAB+. Somit ist die Radio-Technologie zum ersten Mal seit Beginn der Erhebungen 2015 der „meist genutzte Verbreitungsweg“. UKW fiel mit 32 Prozent auf den zweiten Rang zurück, dicht gefolgt von Internetradio mit 31 Prozent. Fast sieben von zehn Schweizern nutzen vorrangig digitale Verbreitungswege, um darüber Radio zu hören. Durch einen weiteren überregionalen Multiplex wird sich die Programmvielfalt in der deutschsprachigen Schweiz um bis zu 16 Hörfunkprogramme erhöhen. Heute sind in der Schweiz mehr als 140 Sender über DAB+ zu empfangen.
Nach aktuellem Stand soll der UKW-Hörfunk in der Schweiz bis spätestens Ende 2024 abgeschaltet werden. Damit wäre es nach Norwegen das zweite Land, das sich vom analogen Hörfunk verabschiedet.