„Dort sein, wo die Hörer sind“: Das wollen alle Anbieter von Audioinhalten, ganz gleich ob sie die Nutzer über UKW, DAB oder eine App auf dem Smartphone oder Smart-TV erreichen. Die Frage ist nur, wem in Zukunft das Display gehört. Eine klare Antwort darauf lässt sich derzeit nicht geben, zeigte der Radio-Gipfel der Medientage München.
Deutschland
Ein deutliches Plus verzeichnet Digitalradio DAB+ in Deutschland. 13,8 Prozent der deutschen Haushalte verfügen mittlerweile über ein DAB+-Gerät. Dies entspricht einer Steigerung gegenüber dem Vorjahr um 26 Prozent.
Das Digitalradio (DAB+) führt in Deutschland trotz stetig wachsender Geräteanzahl immer noch ein Schattendasein. DAB+ ist nicht nur der Übertragungsstandard mit einigen Mehrwerten, sondern grundsätzlich günstiger und umweltfreundlicher zu betreiben als UKW, da die hohe UKW-Sendestrahlung mittelfristig abgebaut wird, wenn man die analogen Frequenzen durch strahlungsärmere Digitalfrequenzen ersetzt. DAB+ steht aber auch für Vielfalt im Radiomarkt. Statt nur regional begrenzte UKW-Programme zu empfangen, können Hörer jetzt ihren Lieblingssender bundesweit auf der gleichen Frequenz hören.
Die Intendantinnen und Intendanten der ARD haben auf ihrer Sitzung beim Rundfunk Berlin Brandenburg (rbb) in Potsdam ihre strategische Positionierung zur Hörfunkverbreitung über DAB+ bekräftigt. Die ARD hat das strategische Ziel, Digitalradio über DAB+ als Teil der Hybridstrategie konsequent weiterzuführen. Dabei will sie die so genannte Simulcast-Phase, in der die Hörfunk-Programme sowohl über UKW wie DAB+ ausgestrahlt werden, so kostengünstig wie möglich und - unter besonderer Berücksichtigung der Interessen der Zuhörerinnen und Zuhörer - solange wie nötig gestalten.
Zum Ende des Jahres 2015 hat es bei einer Reihe von Ländern positive Entwicklungen bei der Versorgung mit DAB+ gegeben.
Bei der Versorgung der Haushalte liegt Norwegen mit 60 % an der Spitze. Es folgen Großbritannien mit 54 % und die Schweiz mit 49 %. Aktuelle Daten für Dänemark sind nicht verfügbar, aber schon Ende 2014 waren 45 % der Haushalte mit DAB-Geräten versorgt. Weit abgeschlagen folgt Australien mit 24 %. Deutschland liegt mit 11 % ziemlich am Ende.
2015 dürfte beim Thema Digitalradio das Jahr des bislang stärksten Ausbaus werden. Die MediaBroadcast kündigte bereits im Juni an, den Empfang des sogenannten Bundesmux, also der bundesweit ausgestrahlten Programme, immens zu verbessern. Alleine im November wurden bzw. werden die Standorte Aalen, Hardberg, Kulpenberg, Lübeck-Stockelsdorf, Trier Petrisberg, Ravensburg, Visselshoevede, Ochsenkopf, Donaueschingen, Feldberg Schwarzwald, Hoher Meißner, Lingen, Raichberg und Hochrhein aufgeschaltet. Bis Ende 2016 strebt der Netzbetreiber 110 Sender an.
Am 19. Oktober war es soweit. Die Bewerbungsfrist für die Lokalkapazitäten in München, Ingolstadt und Nürnberg endete. Die BLM startete im September eine Ausschreibung für 3 Kapazitäten über jeweils 54 CU in Ingolstadt, für eine 1 Kapazität in München über 72 CUs incl. ggf. einem Zusatzprogramm oder einer Erhöhung bei bestehenden Sendern und über ebenfalls eine Kapazität über 60 CUs in Nürnberg. Wie die radioWOCHE berichtete, verzichtet der BR künftig auf seine Lokalausgabe von Bayern 1 München und legt diese mit der Regionalversion für Oberbayern zusammen.
In dieser Woche ist das Interessenbekundungsverfahren der Landesmedienanstalt in Nordrhein-Westfalen (LfM) zur Schaffung zusätzlicher Kapazitäten im DAB+-Sendeverfahren ausgelaufen. Die Medienwächter in Düsseldorf zeigten sich enttäuscht, dass der traditionelle NRW-Lokalfunk sich nicht auf den digitalen Wellen einbringen will. Andererseits kann man die 16 potenziellen Interessenten für das Digitalradio zwischen Rhein und Weser nicht übergehen. Laut Anstaltschef Dr. Jürgen Brautmeier, wird eine Ausschreibung erfolgen.
Jeder zehnte deutsche Haushalt schaltet ein DAB+-Digitalradio ein. Dies ist ein Ergebnis des diesjährigen Digitalisierungsberichts der Landesmedienanstalten. Danach zeigen alle Entwicklungszahlen nach oben. Bis zur geforderten UKW-Abschaltung ist es aber noch ein weiter Weg.
Die vom Branchenverband Bitkom bekannt gemachten Marktzahlen für Unterhaltungsgeräteelektronik sehen bei Geräten zur Tonwiedergabe weiterhin vernetzte Geräte voll im Trend.