Der Übertragungsstandard Digitalradio DAB+ sieht einer erfolgreichen Zukunft in Deutschland entgegen, wenn die Marktteilnehmer mit vielseitigen Programmangeboten im Wettbewerb stehen und sich dennoch gemeinsam für den effizienten Übertragungsweg DAB+ einsetzen. Das ist das Ergebnis des Panels auf den Medientagen München „DAB+ International: Was Deutschland von Europa lernen kann.“
Steve Parkinson, Group Managing Director Bauer Media UK sagt dazu wie es geht: „In Großbritannien hat Bauer über 40 private digitale Programmangebote, die sich bereits refinanzieren. Zum ersten Mal seit 15 Jahren übersteigt die Reichweite der privaten Anbieter die der öffentlich-rechtlichen Programme. Dies war nur mit Digitalradio DAB möglich.“
Parkinson fasst das britische Erfolgsrezept zusammen und empfiehlt diese Strategie für weitere Märkte:
- Eine einheitliche Position zum Übertragungsweg DAB+, aber Wettbewerb über die Programminhalte
- Einheitliche, klare Marketing-Botschaften an die Hörerinnen und Hörer
- Einen zügigen Netzausbau
- Kreative Programmangebote von starken Marken, die die Hörerinnen und Hörer schätzen
Jacqueline Bierhorst, Direktor Digitalradio.nl ist ebenfalls ganz auf DAB eingestellt: „In den Niederlanden beendet Digitalradio DAB+ die UKW-Frequenzknappheit und verhilft dem Privatfunk zu neuen Angeboten. Seit über fünf Jahren suchen wir den engen Schulterschluss, auch mit den Produzenten und den Autoherstellern. Politik, Programmveranstalter, Netzbetreiber und Hersteller setzen gemeinsam auf DAB+. Für uns gibt es kein Zurück mehr zu UKW.“
Der Schweizer Marcel Regnotto, BAKOM, hat es als Vorreiter ebenfalls leicht, dem großen Kanton zu zeigen, wie es geht: „Während in Großbritannien inzwischen fast 50 % des Radiohörens digital erfolgt, hat die Schweiz diese Schwelle bereits mit 53 % überschritten. Die Schweiz setzt auf die Kooperation und den Konsens aller Marktbeteiligten. Dazu gehört auch die Förderung der privaten Anbieter, um während der Simulcastphase deren finanzielle Belastung zu mindern.“
Die Panelteilnehmer aus Deutschland, Helwin Lesch (Bayerischer Rundfunk), Willi Schreiner (Digitalradio Deutschland GmbH) und Dr. Willi Steul (Deutschlandradio) sehen nun auch die Regulierung am Zug: Die Verlängerung von UKW-Frequenzen im Ausland sei häufig an einen Simulcastbetrieb über DAB+ gekoppelt und auslaufende UKW-Frequenzen würden bewusst nicht mehr vergeben.
Im Ergebnis der Paneldiskussion ist Planungssicherheit für Veranstalter, Netzbetreiber und Produzenten wichtig. Nur so könne eine Investition in DAB+ langfristig von kommerziellen Anbietern refinanziert werden.
Damit der Umstieg ermöglicht werden kann, seien Förderszenarien für private Anbieter denkbar, um die höheren Übertragungskosten während des Simulcastbetriebs zu mindern.
„DAB+ wächst stark in Europa. Dies zeigt die Akzeptanz von Digitalradio in Großbritannien, der Schweiz, Dänemark und den Niederlanden. Deutschland, Frankreich, Italien und Belgien sind auf einem sehr guten Weg. In Norwegen wird 2017 UKW schrittweise abgeschaltet. Aus internationaler Sicht ist das Signal klar: DAB+ ist der künftige Radiostandard“, schließt Patrick Hannon, Präsident von WorldDAB.