In dieser Woche ist das Interessenbekundungsverfahren der Landesmedienanstalt in Nordrhein-Westfalen (LfM) zur Schaffung zusätzlicher Kapazitäten im DAB+-Sendeverfahren ausgelaufen. Die Medienwächter in Düsseldorf zeigten sich enttäuscht, dass der traditionelle NRW-Lokalfunk sich nicht auf den digitalen Wellen einbringen will. Andererseits kann man die 16 potenziellen Interessenten für das Digitalradio zwischen Rhein und Weser nicht übergehen. Laut Anstaltschef Dr. Jürgen Brautmeier, wird eine Ausschreibung erfolgen.
Es ist die positive Entwicklung beim Digitalradio, die nun im Jahre 2015 dafür sorgt, dass etliche Hörfunkveranstalter vorstellen können, das bislang brachliegende Verbreitungsgebiet Nordrhein-Westfalen digital aufzurollen. Für die Radiohörer in NRW kommt dies einer Erlösung gleich. Wer im Herzen des Landes Radio hören will, musste bisher mit den WDR-Programmen vorlieb nehmen. Bei den Lokalfunkern unter den Fittichen der Zeitungsverleger sind – wenn man ehrlich ist - nur die lokalen Programmanteile reizvoll. Schon heute findet das Digitalradio DAB+ dort Zuspruch, weil immerhin einige zusätzliche Wellen des bundesweiten DAB-Programmpakets die Hörfunklandschaft bereichern.
Die NRW-Lokalfunker sind nicht sehr erbaut von den Digitalplänen aus Düsseldorf. Sie sehen im Digitalradio keine neue Hörer, sondern nur neue Kosten. Ein landesweiter Privatradio-Multiplex hilft ihnen in der kleinteiligen Verbreitung nicht weiter – und die Möglichkeiten der lokalen Versorgung mit Digitalradio sind heute weder detailliert ausgeplant noch von der Kostenseite her durchgerechnet. Man mag das verstehen, doch spätestens die Forderung nach einer Erprobung lokaler Versorgungen mit DAB+ klingt dann doch danach, noch zwei weitere Jahre ohne echte Konkurrenz im Äther herausschinden zu wollen.
Seitdem werden die möglichen Szenarien diskutiert. Reicht das Interessentenpotenzial aus, um einen eigenen Plattformbetrieb zu ermöglichen, oder wird es doch nur wieder ein Untermietvertrag auf den Kapazitäten des WDR? Letztgenannter möchte gerne ein eigenes Schlagerradio an den Start bringen, obwohl man mit dem Kiraka-Kinderradio doch einen exklusiven Digitalkanal betreibt. Die Privatradioverbänden gehen hier abermals auf die Barrikaden und verweisen auf die im Rundfunkstaatsvertrag vereinbarte Programmdeckelung bei der ARD.
Nun bleibt abzuwarten, welche Anbieter bei einer konkreten Digitalradio-Ausschreibung in NRW mit ins Boot steigen. Die Interessenten bleiben einstweilen anonym. Nicht auszuschließen, dass sich bei einer Ausschreibung selbst Radiogesellschaften bewerben, die jetzt noch nicht in den Unterlagen der Medienanstalt zu finden sind. Sollte sich in Nordrhein-Westfalen ein neuer, durch die hohe Bevölkerungsdichte auch wirtschaftlich valider Markt entwickeln, könnten selbst bislang skeptische Anbieter eine Chance sehen, sich ein Verbreitungsgebiet mit Zukunftspotential zu sichern.
Neue Programme für NRW werden auf fruchtbaren Boden fallen. In Facebook wundert sich ein Hörer von BigFM, dass bei Call In-Sendung auffällig viele Hörer aus NRW zu Wort kommen – und dies obwohl der UKW-Sender aus Altenahr allenfalls bis in die Kölner Bucht herunterstrahlt. Hörer im südlichen NRW suchen ihre Chancen seit jeher auch mit Programmen die aus Rheinland-Pfalz herüberkommen.