Immer mehr Länder in Europa entscheiden sich für DAB+ und starten mit dem Roll-Out neuer digitaler Programme. Dort, wo DAB+ bereits etabliert ist, hat die Programmvielfalt in den letzten Monaten deutlich zugelegt. Für die Hörer bedeutet das: mehr Vielfalt und klarer, digitaler Empfang. In einigen Ländern ist der Anteil am digitalen Hören im Vergleich zum analogen Empfang bereits so hoch, dass sie den vollständigen Umstieg auf DAB+ planen. Norwegen hat vor zehn Monaten das landesweite analoge Netz abgeschaltet.
Großbritannien
Rund 57 Prozent der britischen Haushalte besitzen ein DAB+ Digitalradio. Die Netzabdeckung erreicht rund 97 Prozent der Bevölkerung. Anfang des Jahres hörten mehr als die Hälfte der Briten Radio über digitale Verbreitungswege. Die Regierung will demnächst über einen möglichen Starttermin für die rein digitale Verbreitung beraten.
Das britische Medienministerium hat zudem Konsultationen für den Regelbetrieb mit "Small Scale DAB+", also kleineren Ensembles mit geringer Sendeleistung, begonnen. Großbritannien will damit den Start von rund 400 weiteren kommerziellen und nichtkommerziellen Lokalradios ermöglichen. Schon heute sind auf der Insel mehr als 500 Radiostationen über DAB und DAB+ zu hören. In keinem anderen Land gibt es ein so vielfältiges Digitalradio-Angebot. Damit beweisen die Briten, dass sich Reichweiten über DAB+ monetarisieren lassen.
Belgien
Nach dem Regelbetrieb in Flandern soll DAB+ jetzt auch im wallonischen Teil Belgiens eingeführt werden. Vorgesehen sind vier Multiplexe. Das Programmangebot wird 23 Radiostationen umfassen; neben neun Kanälen für den öffentlich-rechtlichen Rundfunk RTBF und elf für Privatradios sind auch drei für den deutschsprachigen Belgischen Rundfunk (BRF) reserviert. Weitere zwölf lokale Multiplexe ermöglichen die Übertragung von bis zu 216 Programmen. Im Testbetrieb befinden sich bereits Programmangebote mit Privatradios in Lüttich und der Hauptstadt Brüssel. Noch vor Weihnachten sind in Belgien umfassende Marketingmaßnahmen mit dem neuen internationalen DAB+ Markendesign geplant, das zuerst im Mai 2017 in Deutschland vorgestellt wurde.
Schweiz
Die Schweizer hören Radio inzwischen zu 63 Prozent rein digital. Im Juni 2018 gab es rund 3.6 Millionen DAB+ Geräte in den Haushalten. Die Radiomacher planen, die analoge Radioverbreitung über UKW schrittweise ab 2021 aufzugeben. Um diesen Umstieg zu begleiten, hat die Medienbehörde Bakom eine Informationskampagne gestartet. Seit Pfingsten 2017 wirbt man crossmedial unter dem Motto "Radio zieht um."
Durch einen weiteren überregionalen Multiplex wird sich die Programmvielfalt in der Deutschschweiz um bis zu 16 Hörfunkprogramme erhöhen. Heute sind in der Schweiz 136 Sender über DAB+ zu empfangen.
Österreich
In Österreich sind die Vorbereitungen auf den ersten nationalen Multiplex mit elf Programmen für das Frühjahr 2019 angelaufen. Im Großraum Wien werden heute schon 15 DAB+ Programme empfangen. Innerhalb der nächsten drei Jahre sollen zunächst die Landeshauptstädte und wichtige Verkehrswege versorgt werden, bei einer geplanten Gesamtabdeckung von rund 58 Prozent der österreichischen Bevölkerung. Österreich hat inzwischen die offizielle Webseite dabplus.at auf die internationale Markenführung umgestellt.
Frankreich
Nachdem DAB+ bereits in den Großräumen Paris, Marseille, Nizza und seit Juni auch in Lille on air ist, sollen bis 2019 weitere Regionen folgen. Spätestens Anfang Dezember sind Programmaufschaltungen in Lyon und Straßburg geplant, so die Medienbehörde CSA. Bis Ende des kommenden Jahres könnten in 15 weiteren Städten, unter anderem Grenoble, Saint-Étienne, Toulon, Avignon, Tours, Orléans und Poitiers DAB+ aufgeschaltet werden. Ein Jahr später soll DAB+ in 15 weiteren Regionen wie Le Mans, Clermont-Ferrand, Limoges, Amiens, Metz, Nancy oder Reims eingeführt werden.
Neben den regionalen Netzabdeckungen hat die Medienbehörde CSA zwei nationale Multiplexe ausgeschrieben. Sie sollen die Ballungsräume und Autobahnen mit 26 Programmen abdecken. Frankreich hat inzwischen die offizielle Webseite dabplus.fr an die internationale Markenführung angepasst.
Italien
DAB+ ist in Italien weit verbreitet. 75 Prozent der Bevölkerung können bereits DAB+ empfangen; in Südtirol herrscht Vollversorgung. Hier hat die öffentlich-rechtliche Rundfunkanstalt Südtirol (RAS) damit begonnen, UKW-Sender aus Kostengründen zugunsten von DAB+ abzuschalten und plant gleichzeitig den weiteren digital-terrestrischen Netzausbau. Auch die Südtiroler Privatradios sind inzwischen fast flächendeckend über DAB+ zu hören, neben deutschen und weiteren internationalen Sendern.
Die RAI forciert den weiteren Ausbau, private Veranstalter sind beteiligt. Es gibt drei nationale und acht lokale Multiplexe, die insgesamt 143 Radioprogramme ausstrahlen, 27 ausschließlich digital. Wie bereits Österreich und Frankreich hat auch Italien die internationale Markenführung übernommen.
Ost- und Südosteuropa
In Tschechien ist in den kommenden Monaten ein starker Netzausbau geplant: Bis Mitte 2019 will der öffentlich-rechtliche Rundfunk Český rozhlas (CR) 75 Prozent der Bevölkerung mit seinen Programmen über DAB+ versorgen. Tschechien plant die Einführung der internationalen Markenführung im Herbst.
In Polen gibt es erste regionale Multiplexe für Privatradios, zunächst in Warschau und Breslau, später auch in Danzig. Der Plattformbetreiber BCAST hat hierfür eine entsprechende Genehmigung erhalten.
In der ukrainischen Hauptstadt Kiew sind zwei staatliche und sieben Privatradios auf DAB+ zu hören.
In Griechenland ist ein Bouquet mit insgesamt 13 Programmen des Staatsrundfunks Ellinikí Radiofonía Tileórasi A.E. (ERT) in weiten Landesteilen zu hören. In Thessaloniki senden zudem Privatradios über DAB+.