Mit dem DR-56 bietet Albrecht ein Digitalradio mit Bluetooth-Freisprecheinrichtung und -Musikstreamer in einer kompakten Einheit an. Eine schlaue Lösung zum kleinen Preis? Wir haben die Lösung im Praxisbetrieb getestet.
Nachdem die Computer Bild aktuell einmal nachgerechnet hat, was die Autohersteller für die DAB-Radioaufrüstung in Neufahrzeugen verlangen (http://www.computerbild.de/artikel/cb-Tipps-Connected-Car-DAB-Radio-nachruesten-Kosten-10789296.html), ist eine Nachrüstlösung wie das Albrecht DR-56 eine verlockende Alternative. Bei Straßenpreisen von 100 Euro - ein heißes Angebot.
Die Montage ist ausgesprochen einfach. Der kleine Empfänger findet auf einem vielseitig einstellbaren Saugnapfhalter seinen Platz. Bei Fahrzeugen mit weit nach vorne gezogener Frontscheibe gilt es, einen Montageort zu finden, der eine gute Bedienung ohne Sichtbehinderung erlaubt. Im Testfahrzeug bot sich eine feststehende Dreiecksscheibe am Fahrerfenster an. Das Stromkabel wurde hinter der Instrumententafel versteckt. Es war lang genug, um eine Schlaufe zu lassen, die eine volle Türöffnung erlaubt. Einziger Nachteil, im strömenden Regen, kann das Radio schon mal einen Tropfen abbekommen. Etwas schwieriger ist die Montage der Scheibenantenne, weil sie einen Kontakt zur Karosserie haben soll. Unter der A-Säulenabdeckung ließ sich ein solcher Kontakt herstellen. Die Masse als Gegengewicht hat einen Einfluss auf die Empfangsleistung. Das dünne Koaxialkabel der Antenne verschwindet in einem Spalt vor der Frontscheibe.
Empfang ohne Beanstandungen
Ein kurzer Suchlauf brachte alle Sender aus NRW, den Bundesmuxx und das Indoor eher nicht empfangbare Landesensemble aus Rheinland-Pfalz. Ein gutes Ergebnis. In der Regel sind Scheibenklebeantennen immer ein limitierender Faktor. Immerhin spendiert Albrecht hier eine Verstärkerantenne. Der Strom für den Verstärker liefert das DR-56 über das Antennenkabel in die Antenne. Auf Fahrten in die Niederlande machte diese Lösung eine ordentliche Figur. NRW, Deutschlandensemble, Niederländische Bouquets und im 30-Kilometer-Dunstkreis des Dreiländerecks von Deutschland, den Niederlanden und Belgien, gaben sich auch die belgischen Programme von BRF 1 und BRF 2 sowie RTBF die Ehre. So summiert sich die Zahl der empfangbaren Programme ruck, zuck auf stolze 67 Stationen.
Die Bedienung des Albrecht DR-56 gibt im Grundsatz wenig Rätsel auf. Nach jedem Sendersuchlauf werden alte Senderlisten überschrieben. Sehr gut, denn somit gibt es keine toten Einträge in der Liste. Die Senderliste lässt sich auf Tastendruck aufrufen. Hier kommt das große Farbdisplay zum Tragen, weil es eine vielzeilige Listenübersicht darstellen kann. Bei langen Programmlisten kostet das aber immer noch zu viel Aufmerksamkeit. Hier sollte man sich eine kurze Favoritenliste anlegen, die nur fünf oder sechs Einträge enthält und einen schnellen Senderwechsel ermöglicht. Auch die Favoriten sind nur einen Tastendruck entfernt.
UKW-DAB-Vergleich
Im täglichen Pendelbetrieb zwischen Bonn und dem Bergischen Land wurde untersucht, ob der Deutschlandfunk auf DAB besser zu empfangen ist als auf UKW. Trotz der Nähe zum Kölner Funkhaus wechselt der UKW-Empfänger nämlich hörbar mehrfach zwischen den UKW-Frequenzen hin und her, um einen rauschfreien Empfang zu gewährleisten. Auf der Teststrecke im Aggertal bietet DAB hier störungsfreien Empfang. Schon steht es 1:0 für das Digitalradio. Bei der Ortsdurchfahrt in Overath ist das UKW-Signal gestört. Im DAB-Betrieb leider auch und das gibt einen Hinweis auf die Achillesferse des Albrecht DR-56. Das DAB-Signal wird per UKW-Transmitter ins UKW-Radio übertragen. In Overath dürfte ein undichtes Kabelnetz für die UKW-Störungen verantwortlich sein. Das gilt eben auch für die UKW-Übertragungsfrequenz des DR-56.
Am Zielort reißt der DAB-Empfang plötzlich ab. Hier ist der UKW-Empfang besser. Im Ergebnis bringt der DAB-Bundesmuxx auf dieser Strecke keinen Gewinn. Hinzu kommen Überreichweiten, gerade jetzt im Herbst. Die leere UKW-Frequenz für die Signalübertragung in das Autoradio kann schon morgen zufällig belegt sein, weil besondere Ausbreitungsbedingungen dazu führen, dass UKW-Sender aus 150 Kilometern Entfernung die Frequenz belegen, die dort eigentlich nicht zu hören sein sollten. Das Transmittersignal ist schwach und wird unter Umständen schon einmal komplett platt gebügelt. Auf 95,4 MHz ist Radio4 aus den Niederlanden des öfteren am Rhein zu Gast, auf 94,5 MHz prügelte RTBF Vivacité aus Spa (Belgien) am 28. Oktober das Transmittersignal des Albrecht DR-56 förmlich aus den Radio; sogar die RDS-Anzeige wechselte von „DAB-Mode“ auf „VIVACITE“.
UKW-Transmitter als systembedingter Schwachpunkt
In Köln ist die UKW-Transmitterfrequenz 91,4 MHz belegt. Abhilfe schafft die Taste TX-Scan. Sie ermittelt eine neue, freie UKW-Frequenz für die DAB-Signalübertragung ins Autoradio. Nun gilt es, die Frequenz im Autoradio einzustellen. Ich habe (noch) nicht rausbekommen, wie die Empfindlichkeitsumschaltung im Suchlauf meines Autoradios funktioniert. Bei reduzierter Empfindlichkeit rauscht das Radio über die Sendefrequenz des DAB-Adapter hinweg. Die manuelle Abstimmung kostet eindeutig zu viel Aufmerksamkeit während der Fahrt. Auf der A4 nach Aachen ist meine freie Frequenz ab Frechen durch Radio Berg belegt. In der Praxis bedeutet dies: In einem 100-Kilometer-Radius wird sich vielleicht noch eine allerorten freie UKW-Frequenz finden. Auf langen Strecken muss man mit dem Albrecht DR-56 immer wieder nach einer freien UKW-Frequenz suchen. Der Vorteil von DAB, mit den bundesweiten Programmen nicht ständig andere Frequenzen suchen zu müssen, ist mit einem solchen DAB-Radioadapter also nicht zu haben.
Beim Klangeindruck kann das Albrecht DR-56 nicht völlig überzeugen. Über alle Programme, die auf UKW und DAB gleichermaßen zu empfangen sind, bringt das UKW-Original mehr Räumlichkeit und ein breites Spektrum von den hörbaren Tonfrequenzen.
Verbindung mit dem Smartphone
Auf der Habenseite im Umgang mit dem Albrecht DR-56 steht aber die Freisprechfunktion. Sie kann über einen eingebauten Lautsprecher laufen oder die Stereoanlage mitbenutzen. In letzterem Fall muss aber klar sein, dass das Telefonat – wenngleich mit winziger Sendeleistung – auf UKW mit rausgeblasen wird. Sehr cool ist hingegen die Möglichkeit, Navigationsanweisungen über die Radiomusik zu legen. Der Musikpegel wird für die Routenanweisung abgesenkt. Wer Internetradio hören will, kann sein Smartphone als Webradioempfänger einsetzen und sich den Ton über den Albrecht DR-56 ins UKW-Radio spielen lassen. Damit gibt es Webradioempfang im Auto selbst dann, wenn die Car-Stereoanlage keine Bluetooth-Eingangssignale verarbeiten kann.
Fazit
Wer eine Freisprechanlage für das Auto sucht, kann mit den Albrecht DR-56 auf einen Streich auch Digitalradioempfang bekommen. Der Kompromiss einer UKW-Übertragung erlaubt eine besonders einfache Montage. Die damit verbundenen systematischen Einschränkungen sollte man vor dem Kauf im Blick haben, sind dem Albrecht DR-56 aber nicht wirklich anzulasten. Mit dem DR-56 liefert Albrecht eine gut gemachte Digitalradio-Nachrüstlösung für das Auto mit einem tollen Preis-Leistungsverhältnis.