Nachdem die Bedarfsanmeldung für DAB+ um weitere drei Monate verzögert wurde, ist mit einem faktischen Start von bundesweiten Hörfunkprogrammen realistischerweise kaum noch vor Ende 2010 zu rechnen. Das Zaudern beim Digitalradio nützt vor allem der Telekommunikationsbranche.
Mit der de facto verpassten terrestrischen Hörfunkdigitalisierung hat Deutschland den Anschluss längst verpasst. Das ist nun ein Dilemma, denn den Weg in Richtung DAB+ nicht konsequent zu beschreiten, hieße den Hörfunk ohne eigenständige digitale Verbreitungsplattform in der analogen Gosse stehen zu lassen. Hier lauern ganz neue Gefahren.
Das Webradio ist in aller Munde. Die neuen Internetradiogeräte werden zunehmend interaktiv und die Programmauswahl ist überzeugend. Mit jedem verkauften Internetradiogerät stellt sich den Radiomachern aber die Frage nach der Finanzierbarkeit dieses Distributionskanals.
Das mobile Internet droht DAB+ zu überholen
Das Internet wird mobil. Die Telekom experimentiert in Wittstock (Brandenburg) und E-Plus mit einer Sendestation Grabowhöfe in Mecklenburg-Vorpommern. Der Internetzugang wird dort über Rundfunkfrequenzen in Wohnungen und Autos „gefunkt“. Diese Versuche haben Methode. Die Telekommunikations- und Mobilfunkbetreiber kündigen an, binnen 15 Monaten bundesweit in jedem Winkel 3 MBit bereitstellen zu können, versicherte der Branchenverband VATM gegenüber der Bundesregierung.
Bundeskanzlerin Angela Merkel, die sich vor allem eine bessere Erschließung der ländlichen Räume mit Breitbandzugängen wünscht, verschließt sich dem gehegten Wunsch der Telekommunikationsanbieter nach Rundfunkfrequenzen keinesfalls: „Überall verfügbare Breitbandzugänge ins Internet erfordern Frequenzen“, diktierte Sie den Reportern beim Dritten Nationalen IT-Gipfel Ende November 2008 in die Notizblöcke.
Etwas von der „Digitalen Dividende“ - also freiwerdenden Frequenzen, die durch die bessere Frequenznutzung, zum Beispiel beim Digitalfernsehen anfallen – sollen für das Internet-Breitbandziel umgeschichtet werden.
Es ist zu erwarten, dass die Bundesregierung heute im Rahmen des geplanten Konjunkturpakets II im Bereich Infrastruktur auch Mittel für den Internet-Breitbandausbau vorsehen wird.
Die Hörfunkanbieter wissen um die Gefahren ganz genau: Die ersten „Early-Adopter“ fahren bereits heute – das Handy per Bluetooth auf die Auto-Stereoanlage gebeamt und dank HSPDA per Mobilfunk den Lieblings-Radiostream saugend – durch die Gegend. Macht diese Idee erst Schule, wurde das Radio via Internet durch die Hintertür digitalisiert.
Freut Euch doch: Mobilfunkinternet bedeutet Radio überall
Zusammen mit dem Ministerium für Wirtschaft, Arbeit und Tourismus des Landes Mecklenburg-Vorpommern, der dortigen Landesrundfunkzentrale sowie dem Telekommunikationsausrüster und -dienstleister Ericsson testet die E-Plus Gruppe seit Ende letzter Woche am Sendestandort Grabowhöfe nordwestlich von Waren (Müritz / Mecklenburgische Seenplatte). Der Test soll zeigen, inwieweit die ländlichen Gebiete der Republik, durch die Nutzung von Frequenzen aus der so genannten Digitalen Dividende, vom Eintritt in die schnelle Datenwelt profitieren können.
E-Plus findet sogar, der Internet-Funktest in Mecklenburg, bei dem die Pilotnutzer per HSDPA-Technik bis zu 7,2 Megabit ins Haus geliefert bekommen, hätte doch etwas Gutes für die Diskussionen zwischen Mobilfunkern und Rundfunkanstalten. E-Plus CEO Thorsten Dirks: "So können beispielsweise die immer wichtiger werdenden Internetangebote der Sender endlich auch in strukturschwachen Regionen angeboten werden. Dadurch kommen sie mit Kunden in Kontakt, die sie über ihre klassischen Verbreitungswege mit diesen Angeboten bislang nicht erreichen." Was für ein Schelm, dieser Dirks...
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15 years 10 monthsBreitbandausbau und Digitalradio
Sehr schön. Also wegen mir brauchen die Dudelfunker gleich gar nicht mit DAB+ anfangen. Ich kauf mir kein weiteres DAB-Radio mehr. Das alte steht in der Küche und empfängt nur langweiligen Kram. Ich habe einen WLAN-radio im Wohnzimmer und im Auto kein iphone, aber meinen MP3-Player immer dabei.
Damit unterwegs keine Störungen mit dem kleinen FM-Transmitter mehr gibt, kann man meinetwegen UKW gleich mit abschalten :-)
Mitglied seit
15 years 9 monthsDas stimmt! Ich bin auch nur
Das stimmt! Ich bin auch nur noch an neuer Hardware für mein WLAN-Radio interessiert und an Sendern, die ich darüber empfangen kann. Wäre schön, wenn davon mal ausgefallene vorgestellt würden.
Auf DAB gibt's ja ohnehin nichts mehr zu hören. Meine zwei DAB-Radios habe ich verkauft.
Mitglied seit
15 years 9 monthsDAB ist tot, das Radio allgemein demnächst sowieso...
Ich bin Jahrgang 1950, Radio war für mich immer mit Abstand das wichtigste Medium. Fernsehen habe ich seit dem Jahr 2000 nicht mehr.
Ich hatte mir 2005 für 400€ einen hochwertigen DAB-Empfänger gekauft, weil ich an die Zukunft des Mediums glaubte. Welch ein Irrtum! Erst verschwand Jazz-Radio Berlin, dann alle anderen privaten Stationen (was noch verschmerzbar war). Dann wurde das LE-Band komplett abgeschaltet, für den Rest lohnte sich das L-Band nicht mehr - ich baute die Antenne ab. Dann wurde das BandIII-Angebot immer mehr ausgedünnt, ich dachte: solange DLRadio Kultur, DLF und rbbKultur noch senden, lohnt sich DAB ja noch.
Nun ist es damit auch vorbei: Die Datenraten wurden so radikal vermindert, daß nur noch bessere Mittelwellenqualität herauskommt, von der ursprünglichen CD-Qualität ist nichts übriggeblieben. Die Live-Konzertübertragungen des DRKultur, das letzte übriggebiebene Highlight, kann ich mir jetzt also auch schenken. DLF sendet gar mit 64kBit/s in Mono. Da wird Musikhören zur Zumutung.
Es gibt 220 Millionen UKW-Radios in D. Und auf 2000 UKW-Radios kommt ein DAB-Empfänger. Schuld ist der Egoismus der Landesmediengewaltigen, die DAB von Anfang an behindert und nur halbherzig "so viel wie unbedingt nötig" unterstützt haben. Und OPTIMOD, der Segen für Küchenradios, klingt auf ordentlichen Anlagen sowieso grausam, sind doch die meisten CDs sowieso schon zu stark komprimiert.
Freßt Sch... - Milliarden Fliegen können nicht irren. Aber wenn schon Gottschalk Sch... schnüffeln läßt auf der Jagd nach Quoten, wen kann da noch soetwas wundern?
Mein DAB-Radio geht demnächst über eBay, für ein Trinkgeld vermutlich, weg. Vielleicht wird es ja in GB gebraucht. Und DAB+? Da kann ich nicht mal lachen.
Fazit: Dudelfunk ist nicht das Ende. Es ist der Anfang. Gute Übertragungsqualität ist in Zeiten gehetzter Normalbürger, die Radio nur beim Stehfrühstück "wegen dem Wetter" oder im Auto "wegen dem Verkehrsfunk" konsumieren, Luxus, in Zeiten knapper Kassen, also ab jetzt immer, sogar unbezahlbarer Luxus.
Die Internetradios zeigen den Weg: Abspielstationen für spezielle Musikgeschmäcker mit Datenraten, die auf PC-Brüllwürfel zugeschnitten sind. Datenraten oberhalb 128K kann man mit der Lupe suchen - und wenn die technische Entwicklung voranschreitet, wird uns das nicht bessere Qualität, sondern nur noch geringere Raten bringen.
Ein Schmankerl noch am Rande zum Thema "Medienpolitik und politische Macht": Das laut Rundfunkstaatsvertrag über terrestrische Abstahlung in Berlin eigentlich "illegale" WDR2 sendet nach wie vor mit voller Datenrate auf DAB BandIII sein Unterhaltungsprogramm.
Wie geht denn das? Ganz einfach: Man will es sich nicht mit den von Bonn nach Berlin versetzten Ministerialbeamten verderben. Die sind für die Landesmedienanstalten schließlich wichtig - im Gegensatz zu Hörern, die keine Mehrheit darstellen.
Die Beamten sollen ihren Heimatsender weiter hören können. Natürlich terrestrisch mit voller Datenrate, man gönnt sich ja sonst nichts.
Ich bin gefrustet? Das ist stark untertrieben. Ich bin so wütend, daß ich für nichts garantieren könnte, wenn mir einer der Verantwortlichen unter die Finger käme.
Radio über Satellit? Da ist die GEZ vor. Denn es gibt keine bezahlbaren Nur-Audio-Satellitenreceiver, und Fernsehen über die Hintertür wieder hier einzuführen, kommt für mich nicht in Frage.
Möglich, daß Jüngere jetzt ein zynisches Grinsen aufsetzen der Art "Ja, was hattest du denn erwartet"? So funktioniert nun mal ein Haifischbecken.
Wohl wahr. Ich komme aber aus einer anderen Welt und kann mich auch nach 20 Jahren noch nicht daran gewöhnen. Ohnmächtig Machthabenden ausgeliefert zu sein, die in mein Leben eingreifen, das habe ich aber auch schon zu DDR-Zeiten gehaßt.