In der Diskussion um eine flüssige Migration von UKW auf DAB+ wird inzwischen der Ruf nach finanziellen Förderungen für die Infrastruktur und den Sendebetrieb lauter. Die Erfahrungen zeigen allerdings, dass Subventionen Gift für eine marktgetragene Entwicklung sein können.
historisch wertvoll
Es vergeht keine Woche ohne neue Aspekte in der Diskussion um einen UKW-Ausstieg. Die Angaben zur DAB-Marktentwicklung sind widersprüchlich, aber keiner der Indikatoren lässt die Diskussion um die Festlegung eines UKW-Abschalttermins ratsam erscheinen.
Heute sind in Hamburg sieben neue Radioprogramme im Digitalradiostandard DAB+ auf Sendung gegangen. Damit startet im zweitgrößten regionalen Radiomarkt Deutschlands erstmals ein Programmpaket, speziell für die 1,77 Millionen Haushalte der Elbmetropole.
Die nun über DAB+ auf Kanal 11C empfangbaren, privaten Sender böten sowohl aktuelle Nachrichten und Berichte aus der Stadt, als auch eine umfassende Mischung verschiedener Stilrichtungen, von Oldies bis zu elektronischer Musik, lobt die zuständige Landesmedienanstalt MA HSH.
Die Digitalisierung des Radios geht auch in Deutschland weiter, wenngleich die analoge Verbreitung ungebrochen ist. Der Betreiber des nationalen Digitalradio-Sendernetzes, die Media Broadcast, setzt den Netzausbau für den nationalen DAB+-Multiplex fort. Sie weitet bis Ende 2016 die Zahl der Senderstandorte von derzeit 61 auf 110 aus. Zudem erfolgt eine Erhöhung der Sendeleistung bei ausgewählten Senderstandorten.
Eine vom Bundesverkehrsministerium veröffentlichte Studie zur Digitalisierung des Hörfunks kommt zu dem Ergebnis, dass Digitalradio DAB+ am ehesten die heutigen und künftigen Anforderungen an den Radioempfang in Deutschland erfüllen kann. Doch die Migration von UKW auf DAB+ wird ohne gesetzgeberische und regulatorische Maßnahmen nicht gelingen.
Die Diskussionen um einen Umstieg von UKW zum Digitalradio DAB+ hat einen neuen Höhenpunkt erreicht. Würde man in den kommenden 48 Monaten eine Entscheidung für einen UKW-Abschalttermin fällen, wäre ein Auslaufen der UKW-Verbreitung bis Ende 2025 möglich, so die Befürworter. Verordnungspolitischer Unfug, schimpfen die DAB-Skeptiker. Die deutsche Radiowelt ist tief gespalten und ein Vermittler, der das Format hätte, beide Lager zusammenzuführen ist nicht in Sicht.
Angesichts des Stillstandes und der Gleichförmigkeit im deutschen Radiomarkt soll ab 2015 ein einzigartiges Programm mit qualitativ hochwertigen Angeboten frischen Wind in die deutsche Radiolandschaft bringen. Das Unternehmen „Privates Radio Deutschland“ (PRD) gründet dafür eine eigenständige Dachmarke für verschiedene Spartensender, die eine Vielzahl an verschiedenen Interessen- und Themengebieten abdecken. Vorbild ist die erfolgreiche Entwicklung von Special-Interest-Angeboten im Zeitschriftenmarkt seit den 70er Jahren.
Die Kommission zur Ermittlung des Finanzbedarfs der Rundfunkanstalten (KEF) hat in ihrem jüngsten Bericht, der im Februar 2014 veröffentlicht wurde, einen gleichbleibenden Finanzbedarf der ARD für die terrestrische Verbreitung via DAB+ von 6,4 Millionen Euro bis 2016 anerkannt. Auf die analoge Verbreitung der Hörfunkprogramme entfallen 23,1 Millionen Euro.
Die Regiocast Digital GmbH hatte sich im Sommer 2013 vergeblich um die weitere Rechtenutzung für die digitale Hörfunk-Übertragung für Spiele der Fußball-Bundesliga bemüht und war daher mangels geeigneter Inhalte gezwungen, den Sender 90elf einzustellen. Darauf hin hatte sie beantragt, statt des Bundesligaprogramms 90elf ein Schlager-Musikformat auszustrahlen.
Die Betreibergesellschaft Regiocast Digital stellt nach dem Ende der Bundesligasaison 2012/2013 Deutschlands Fußball-Radio 90elf ein. Diese Entscheidung teilte die Geschäftsführung des 90elf-Veranstalters am 21. Mai in einer Betriebsversammlung mit. Nach dem Verlust der Audio-Verwertungsrechte an den Spielen der 1. und 2. Bundesliga im Bereich Netcast für die kommenden vier Spielzeiten fehlt dem Sender die Geschäftsgrundlage für einen wirtschaftlichen Weiterbetrieb.