Angesichts des Stillstandes und der Gleichförmigkeit im deutschen Radiomarkt soll ab 2015 ein einzigartiges Programm mit qualitativ hochwertigen Angeboten frischen Wind in die deutsche Radiolandschaft bringen. Das Unternehmen „Privates Radio Deutschland“ (PRD) gründet dafür eine eigenständige Dachmarke für verschiedene Spartensender, die eine Vielzahl an verschiedenen Interessen- und Themengebieten abdecken. Vorbild ist die erfolgreiche Entwicklung von Special-Interest-Angeboten im Zeitschriftenmarkt seit den 70er Jahren.
Die neuen Radiomacher sind davon überzeugt, dass die nun auch für den privaten Rundfunk eröffnete Möglichkeit, bundesweites Radio zu veranstalten, die Chance bietet, die Palette an Hörfunk-Angeboten deutlich zu erweitern. Möglich wurde diese Öffnung für das private Radio erst durch den digitalen Standard DAB+, da im UKW-Spektrum allenfalls noch lokale Frequenzen für neue Programme zur Verfügung stehen. Der hiesige Markt sei sehr stabil, aber durch das ausgeschöpfte UKW-Spektrum in hohem Maße geschützt.
„Die Möglichkeit, durch die Nutzung des digitalen DAB+ Spektrums an der verschlossenen Pforte zu rütteln, wurde bisher nicht sehr effizient genutzt. Da liegt der Gedanke nahe, dass man das auch besser machen kann“, ist sich Axel Rudolph, Geschäftsführer von Privates Radio Deutschland, sicher.
„Natürlich ist es wenig sinnvoll, ein weiteres Adult Contemporary-Format (AC) ‚mit der allerbesten Musik der letzten Jahre’ auf den Markt zu bringen, aber für Neues ist immer Platz. Es wird darum gehen, die Menschen dort abzuholen, wo sie sich gerne begeistern lassen. Anstatt es einer möglichst großen Gruppe von Hörern recht zu machen, wollen wir einzelne Gruppen von Hörern mit dem bedienen, was ihren besonderen Interessen entspricht. Bei uns zählt nicht der kleinste gemeinsame Nenner, sondern wir wollen den Naturliebhaber mit anderen interessen-spezifischen Themen ansprechen als den Auto- und Motorsportliebhaber, um nur ein Beispiel zu nennen. Aber auch Themen wie Gesundheit und Wellness oder Spielen und Technik verdienen einen eigenen Kanal. Wir arbeiten an einer Segmentierung unserer künftigen Programme, die für fast jeden etwas bieten. Der Zuhörer wird dann gezielt auf seine ganz persönlichen Interessengebiete zugreifen können, ohne dabei auf das Radioerlebnis verzichten zu müssen.
Anders als beim Podcast, wo der Nutzer sich in der Regel gezielt auf ein bestimmtes Thema pro aktiv fokussiert, bleibt Radio spontan, überraschend und horizonterweiternd. Radio hat insoweit eine Bringschuld zu erfüllen. Das ist umso attraktiver, als das Programm, welches der Hörer wählt, von einer gewissen Grundübereinstimmung mit der eigenen Gedankenwelt geprägt ist.“
Neuerfindung des Radio?
Um die Ausschreibung eines zweiten DAB+ Multiplexes für die Ausstrahlung mehrerer Programme in ganz Deutschland als medienrechtliche Plattform anzustoßen, hat sich Privates Radio Deutschland mit Schreiben vom 24. April an den Vorsitzenden der Kommission für Zulassung und Aufsicht der Landesmedienanstalten (ZAK), Dr. Jürgen Brautmeier, gewandt. Privates Radio Deutschland plant, sich mit ihrem völlig neuen Programmkonzept auf die ausgeschriebenen Übertragungskapazitäten zu bewerben.
Für den Markteintritt setzt Privates Radio Deutschland auf DAB+, da nur so das Ziel flächendeckender Empfangbarkeit neuartiger Programmangebote in absehbarer Zukunft zu erreichen ist. In der technischen Verbreitung über das Internet als sogenanntes Webradio sieht das Unternehmen keine Alternative. „Eine solche Verbreitung wird der klassischen Rundfunktechnologie immer unterlegen sein“, ist Axel Rudolph überzeugt. „Statistiken belegen zudem, dass Internethörer zum größten Teil Programme hören, zu denen sie zuvor über UKW oder DAB+ Zugang gefunden haben.“
Erst die Geräte, dann das Programm
Zur Finanzierung von Anlaufverlusten wird ein größerer zweistelliger Millionenbetrag benötigt, der insbesondere in die Vermarktung der Empfangsgeräte fließen wird, die bisher weitgehend dem Zufall überlassen wurde. „Die Vermarktung von Empfangsgeräten muss zunächst im Mittelpunkt der Bemühungen stehen. Wir sind deshalb im Gespräch mit Herstellern und Handel, um ein gemeinsames Konzept auf die Beine zu stellen. Da der Kaufanreiz für ein neues Radiogerätes nicht dadurch ausgelöst wird, dass es eine besondere Farbe hat, ein praktischer Griff daran ist oder „digital“ darauf steht, muss im Mittelpunkt der Vermarktung der eigentliche Nutzen stehen, nämlich das, was aus dem Gerät heraus kommt: Programm“, so Axel Rudolph. „Alle Kampagnen, die bisher das digitale Radio DAB+ als Technologie in den Vordergrund gestellt haben, sind letztlich gescheitert.“
Derzeit laufen Gespräche mit verschiedenen potentiellen Investoren, die jedoch zum jetzigen Zeitpunkt ungenannt bleiben wollen. Auch für Privates Radio Deutschland gilt das ungeschriebene Gesetz: Radio wird auch in Zukunft ein frei empfangbares, unverschlüsseltes Medium bleiben.
Die Schaffung aller regulatorischen Voraussetzungen, einschließlich einer Ausschreibung der Sendefrequenzen wird voraussichtlich rund ein Jahr in Anspruch nehmen. Der Sendestart ist deshalb auf den 1. Oktober 2015 geplant.