Mit der Einschätzung, an der Digitalisierung des Hörfunks gehe kein Weg vorbei, ist man sich über alle Abteilungen beim Deutschlandfunk und Deutschlandradio einig. Darüber, dass DAB(plus) hierfür die richtige Technik ist, im Prinzip auch. Abschalten will man trotzdem.
Der Intendant des Deutschlandradio, Dr. Willi Steul, macht aus seiner Enttäuschung keinen Hehl. Zum Jahresbeginn bleiben die DAB-Empfänger beim Listeneintrag Deutschlandfunk und Deutschlandradio stumm. Mit dem DAB-Sendeschluss verabschiedet sich der nationale Hörfunk zugleich vom Traum der universellen Verfügbarkeit seiner Programme.
Ein Fiasko in jeder Hinsicht. Jahrelang bewarben Deutschlandfunk und Deutschlandradio die segensreiche Möglichkeit, seine Programme endlich per Antenne empfangen zu können. Besonders dort, wo man mit UKW wegen der Frequenzknappheit nicht hin kam, herrschte dank DAB-Versorgung guter Empfang.
Während der Intendant die Trauerfeier für das DAB-Digitalradio organisiert, wendet sich Chris Weck, Leiter der Hauptabteilung Rundfunk- und Informationstechnik beim Deutschlandradio, an die Öffentlichkeit, um zu erklären, weshalb er glaubt, dass DAB(plus) ein Radiosystem mit Zukunft ist.
In der Deutschlandradio-Sendung „Breitband“ vom 6. November 2009 leistete sich Deutschlands effizientester DAB-Widersacher, Professor Dr. Ulrich Reimers – jener Mann, der bei der Kommission zur Ermittlung des Finanzbedarfs (KEF) mit Erfolg den Geldhahn für DAB zuhält - mit dem Deutschlandradio-Mann Chris Weck einen verbalen Schlagabtausch pro und contra DAB.
Doch von einem leidenschaftlichen Streitgespräch konnte kaum eine Rede sein.
Chris Weck betete technische Zahlenkolonnen herunter, Reimers beschwor die wirtschaftliche Vernunft des Marktes. Vielleicht gäbe es nach UKW eben kein flächendeckendes Verbreitungssystem mehr für das Radio.
Wenn eingefleischte DAB-Hörer des Deutschlandfunks und des Deutschlandradios ganz großes Glück haben, dann ist ihr Aufschrei des Entsetzens Zweck der Übung: Die Mobilisierung der Hörer zum letzten Gefecht, für mehr Deutschlandfunk und Deutschlandradio auf deutschen Ätherwellen.
Mitglied seit
15 years 9 monthsDDR 2.0
Der falsche Mann an einer wichtigen Stelle macht eine Zukunftschance kaputt. Zwar haben daran vorher schon viele föderale Bremser mitgewirkt - aber Prof. Reimers zieht den entscheidenden Stecker.
Hätte ich 2004 schon gewußt, daß so eine Sauerei und Zynismus gegenüber mehr als 100.000 DAB-Hörern möglich ist, hätte ich mir die Anschaffung dieses technisch brillianten Mediums erspart.
Das ist nicht mehr DDR light, das ist DDR 2.0. Auch damals haben einzelne Funktionäre den Daumen gesenkt und dann ging NICHTS mehr. Deutsch bleibt eben deutsch.
Mitglied seit
16 yearsDDR 2.0?
Naja, den Vergleich zur DDR finde ich nun nicht besonders passend. Die KEF, die den Daumen nach unten hält, ist ja eine Institution, die eigentlich zur Aufgabe hat, die Finanzgeschicke der ARD von parteipolitischen Wünschen zu entkoppeln. Das ist ja gut gedacht, selbst wenn uns im speziellen Fall das Ergebnis missfällt.