Die Einführung von Surroundklang im digitalen Radio DAB stand im Mittelpunkt eines Workshops am gestrigen Donnerstag, 11. Dezember, im Funkhaus des BR in München. Experten des Bayerischen Rundfunks und des Fraunhofer-Instituts für Integrierte Schaltungen IIS diskutierten mit Teilnehmern aus der Autoindustrie sowie von Geräte- und Chipherstellern das Potenzial und die Möglichkeiten dieser Technologie.
BR-Hörfunkdirektor Dr. Johannes Grotzky betonte: »Der Bayerische Rundfunk ist als öffentlich-rechtlicher Programm-anbieter daran interessiert, neue rundfunktechnische Entwicklungen durch ein entsprechendes Programmangebot zu fördern. Um diese Umstellungen voranzutreiben braucht es aber ein konzertiertes Vorgehen.« Ernst Dohlus, Leiter der Hauptabteilung Produktion und Sendung des BR, gab als Mitglied der Sendeleiter-Konferenz einen Überblick über die vielfältigen Surround-Aktivitäten in den anderen ARD-Anstalten und konkretisierte: »Inzwischen sind auf der Produktionsseite die Voraussetzungen für Surround zumeist vorhanden. Die Ausstattungskosten für Studios und Ü-Wägen, ebenso wie der Aufwand für die Integration von DAB Surround in den Sendebetrieb sind mittlerweile überschaubar.«
Welchen deutlichen Mehrwert Surround bei der Musikwiedergabe bietet zeigt Bayern 4 Klassik am Sonntag, den 28. Dezember 2008. Von 10 bis 24 Uhr bietet das Programm einen repräsentativen Querschnitt aus den bisher im BR entstandenen 200 Surround-Produktionen aller Facetten, Stile und Epochen: Alte Musik, Klassik & Romantik, Oper, Neue Musik, Filmmusik und Jazz. Alle Sendungen werden über DVB-S Radio übertragen. Mit Unterstützung des Fraunhofer IIS werden bei dieser Gelegenheit darüber hinaus sowohl der DAB Surround-Betrieb als auch mp3 Surround-Webradio getestet. Weitere Informationen demnächst dazu auch unter http://www.bayern4klassik.de/surround.
Um das digitale Radio DAB von Stereo auf DAB Surround umzurüsten, muss die Studioinfrastruktur Surround-Klang unterstützen. Die weitere Umstellung ist einfach: Es wird lediglich das herkömmliche Audiocodierverfahren um das neue Codierverfahren MPEG Surround ergänzt. Olaf Korte, Projektleiter für digitales Radio am Fraunhofer IIS, erläutert die Vorteile: »Die Umstellung ist mit MPEG Surround überaus einfach. Denn das Verfahren arbeitet so effizient, dass der Surround-Klang über den gleichen Kanal gesendet werden kann wie bisher Stereo.« Dies sei wichtig, so Korte weiter, damit für die Sender keine zusätzlichen Übertragungskosten entstehen. Der zweite große Vorteil betrifft laut Korte vor allem die digitalen Radiogeräte: »Künftige DAB Surround-Empfänger spielen beeindruckenden Klang. Aber auch bisherige DAB-Radios bleiben nicht einfach stumm, denn sie geben das gleiche Signal in der gewohnten Stereoqualität wieder.« So können auch heutige Geräte weiter verwendet werden.
Bayern 4 Klassik ging als 4. Hörfunkprogramm des Bayerischen Rundfunks am 4. Oktober 1980 auf Sendung. Es war und ist noch heute das erste und einzige Spartenprogramm der ARD, das sich exklusiv der klassischen Musik und dem Jazz widmet. Aufgrund des Anspruchs einer möglichst naturgetreuen und hochqualitativen Wiedergabe bei klassischer Musik, ist das Programm seit jeher Vorreiter in der Anwendung neuer Rundfunktechnik: Bereits im Vorfeld des Programmstarts entstanden 1979 erste Digitalaufnahmen, ab 1988 wurde Bayern 4 Klassik erstmals digital über Satellit verbreitet (DSR), seit 2005 werden Übertragungen in Surround-Sound via Satellit in Dolby Digital AC-3 angeboten.
Bayern 4 Klassik ist in Bayern terrestrisch zu empfangen über UKW und DAB, über Kabel auch in vielen Bundesländern Deutschlands, europaweit über DVB-S sowie weltweit als Internetstream.