Studenten des Fachbereichs Technikjournalismus an der Fachhochschule Bonn-Rhein-Sieg hatten zwei Tage die Gelegenheit sich intensiv mit dem Thema Radio im Digitalzeitalter zu befassen. Nach einem Überblick und Vorführungen moderner digitaler Radiolösungen glichen die Studenten im Alter zwischen 20 und 32 Jahren ihre eigenen Nutzungspräferenzen mit den technischen Potenzialen der diskutierten digitalen Radiovertriebssysteme ab; mit teilweise überraschenden Ergebnissen.
Das Radio ist in einer Krise. In Deutschland wurde der frühe Migrationsprozess über DAB in das Digitalradio-Zeitalter verschlafen. Mit dem Resultat, dass Radio in den jungen Zielgruppen von 14 bis 29 Jahren im Verlauf von nur acht Jahren rund ein Drittel seiner durchschnittlichen Hördauer verloren hat. Die Teilnehmer der Workshops „Radio der Zukunft“ gehört im Wesentlichen selbst in diese Altersgruppe, bei der das Radio nicht mehr recht punkten kann. Schon bei der ersten Frage zur Radionutzung offenbart sich, dass 30 Prozent der Teilnehmer kein Radio hören, kein UKW-Radio haben oder Radio allenfalls als Webstream aus dem Internet konsumieren.
Im Verlauf des Workshops werden dem Radio allerdings einige Vorteile zuerkannt. Dazu gehört die begleitende Nutzung und die zeitliche Linearität. Radio soll live sein. Das Gefühl vermitteln, dass dort im Funkhaus ein Moderator sitzt, der den Hörer persönlich anspricht. Der reine Musikstream vermag ein solches Gefühl nicht zu vermitteln. Schon das ist ein Apell an das Radio, auch im digitalen Zeitalter sich auf seine Stärken zu berufen.
Interessant ist auch, dass die Studenten in der Regel Radio nur als UKW oder Webradio indentifizieren. Das Hörfunkverfahren DAB war weitgehend unbekannt, Radioübertragungen über DMB/Handy-TV ebenso. Das DRM-Verfahren war ebenso unbekannt. Das Kürzel wurde erwartungsgemäß als Digital Rights Management übersetzt.
Nach eingehender Befassung mit den digitalen Hörfunksystemen konnten die Teilnehmer insbesondere der Funktion „ReVu“/„Pause Plus“ einen gewissen Reiz abgewinnen. Mit solchen Funktionen ist es möglich, das DAB-Radioprogramm zu unterbrechen, fortzusetzen und innerhalb des Zwischenspeichers vor- und zurückzuspulen. Auch der EPG, also die Radioprogrammzeitschrift wurde als nützlich empfunden.
Die Ergebnisse des Workshops - das sei an dieser Stelle ausdrücklich erwähnt - ist aufgrund der beruflichen Disposition der Studenten als Technikjournalisten nicht repräsentativ und auch der Abgleich zwischen Systemmöglichkeiten und Nutzerpräferenzen sollte nicht als wissenschaftlich-methodisches Ergebnis fehlinterpretiert werden. Es handelt sich nur um ein Diskussionsergebnis des Workshops, wobei die Ergebnisse allerdings für alle Beteiligten einigermaßen überraschend waren. Lesen Sie im Folgenden, was die angehenden Technikjournalisten vom Digitalradio halten.