Die DAB-Rufer der Woche: NDR, Sachsen-Anhalt und die Medienanstalt in NRW (LfM). Das wirre Kommunikationsfeuerwerk der vergangenen Tage sorgte für ein unverständliches Pressekonzert. Die besten Partituren nun zum Nachlesen.
Der NDR – in der Vergangenheit nie als positives Beispiel des öffentlich-rechtlichen Rundfunks in Sachen DAB aufgefallen - stellte jeden externen Kommuniaktionsversuch still und heimlich sein DAB-Programmbukett um. Neu sind demnach NDR2plus und NDR music. NDR 2 plus ist eigentlich noch ganz NDR2 und NDR music sendet, soweit sich das aus Forumsbeiträgen deuten lässt, die NDR Nightlounge. Also nur Musik mit „c”, wohl aus dem Ambient-Bereich. Der Sendernetzbetreiber Digital Radio Nord ist erfreut, ohne die Maßnahme kommentieren zu wollen. Der NDR kommuniziert es nicht weiter und war bisher ebenfalls zu keiner Stellungnahme bereit.
Nach einem politisch veranlassten DAB-Moratorium aus dem Jahr 2001, mit dem Intendanten Jobst Plog am Ruder, der DAB nicht wollte und dem Hörfunkrat-Programmdirektor Gernot Romann im Ausguck, hat sich der NDR selbstverschuldet ins Abseits geschossen. Unvergessen die schriftliche Rüge vom seinerzeitigen Hörfunkrat Gernot Romann zum Kiosk-Start von reinHÖREN im Jahr 2004, das UKW-Radio nicht als Auslaufmodell zu bezeichnen. Welche Animosität für den „Egon Krenz des NDR” (Zitat aus der Zeit „Rettet das Radio”, 24.2.2005), der Kritiker seiner weich gespülten NDR-Kulturwelle als „Kultur-Ayatollahs” titulierte. Romann ging Ende 2007, Plog im Januar 2008.
Die Zukunft des NDR ist digital
Der neue NDR-Intendant Lutz Marmor sagte gleich zum Amtsantritt, er wolle den NDR in eine erfolgreiche Zukunft führen – und die werde digital sein. Nun könnte man sagen, in Norddeutschland regnet es halt mehr als in Süddeutschland, aber schließlich ist der Sonnenschein nirgends schöner als om plattdütschen Land. Hoffen wir auf bessere Zeiten.
Sachen-Anhalt rockt mit DAB+
In Sachsen-Anhalt, wo doch gerade das Rundfunkgesetz mit der geplanten UKW-Abschaltung 2010 kassiert wurde, setzt man mit der Aufschaltung von Rockland DAB im DABplus-Sendeverfahren ein neues Signal. Der Sender ist nun doppelt im Ensemble. Für die bisherigen DAB-Radiobesitzer ist die DABplus-Aussendung tonlos, aber in konventioneller Norm ist es ebenfalls noch in der Luft. Michael Richter vom Projektbüro Digitaler Rundfunk Sachsen-Anhalt erklärte uns hierzu, dass man plane, jedem Programm einen DABplus-Test zu ermöglichen, um sich ein Bild von der Leistungsfähigkeit zu machen.
Düsseldorf spielt Radio Eriwan ...
Nächster Halt: Düsseldorf. Die Landesanstalt für Medien in Nordrhein-Westfalen (LfM) hatte zum Jahresanfang einen Fragebogen an die Radiomacher im Lande verschickt. Einen Konsultationsprozess zum Digitalradio wollte der Medienregulator anstoßen.
Der Fragebogen, erstellt durch die Firma Goldmedia wirkte auf uns so tendenziös, als gelte es mit leidlich schlecht informierten Radiomachern, eine weitere Systemdiskussion vom Zaun zu brechen, die nirgends hinführt. Den Privaten ist der Weg ins Digitalradio durch die alles belegende Strategie des WDR, die nur das Kölner Domradio neben sich erträgt, ohnehin versperrt gewesen. Nun liegen Ergebnisse vor, die stark an die alten Radio Eriwan-Witze erinnert, in denen es stets hieß: „Im Prinzip ja, liebe Hörerinnen und Hörer.” Zitat aus der Pressemeldung: „UKW hat nach Meinung der Befragungsteilnehmer noch lange nicht ausgedient. Immerhin 83 Prozent betrachten UKW nach wie vor als erfolgreichen Übertragungsstandard. Gleichzeitig sehen 81 Prozent der Befragten Internetradio als zukunftsträchtig. Mit 48 Prozent ist immerhin knapp die Hälfte der Meinung, auch DAB+ sowie HD-Radio seien erfolgversprechende Standards.”
Jetzt mal Klartext: Welche Erkenntnis bringt uns dieses Ergebnis? UKW und Internetradio gehört die Zukunft. Das präferierte DABplus wird mit dem HD-Radio in eine Tüte geworfen. Das Ergebnis war zu erwarten, die Befragung war sinnlos und hat nur dem Unternehmen Goldmedia Geld der Gebührenzahler in die Kasse gespült. Ein Fall für den Landesrechnungshof?