Die bayerische Funkanalyse hat nun erstmals die Verfügbarkeit von Empfangsgeräten hoch gerechnet. Demnach haben DAB und WLAN-Internetradios noch Exotenstatus.
Den Berechnungen zufolge stehen in bayerischen Haushalten derzeit 58.000 DAB-Empfangsgeräte und 33.000 WLAN-Internetradioempfänger einer Armada von über 24 Millionen UKW-Radios gegenüber. Betrachtet man die Zahl von 58.000 DAB-Radio unter dem Aspekt, dass man sich in Bayern seit zehn Jahren aktiv um den Abverkauf von DAB-Radios bemüht, kann die Zahl die Verantwortlichen nicht zufrieden stellen. WLAN-Webradios sind hingegen erst seit zwei Jahren ein Thema im Einzelhandel.
In den USA beobachten die Marktanalysten von Arbitron und Edison-Media-Research den Webradiomarkt seit nunmehr acht Jahren und verzeichnen kontinuierliche Zuwachsraten. In der aktuellen Hochrechnung heißt es, dass 33 Millionen Amerikaner über zwölf Jahre wenigstens einmal pro Woche Webradio hören. Ein Jahr zuvor waren es 29 Millionen Amerikaner. Weiterhin zeigen die Zahlen einen Zusammenhang zwischen sozialem Networking und Webradionutzung. 24 Prozent aller Amerikaner haben ein Nutzerkonto bei Myspace, Facebook oder LinkedIn, bei den Webradio-Hörern sind es 41 Prozent der Nutzer.
Webradio-Hörer sind demnach immer noch Power-User, also Internetnutzer, die einen großen Teil ihrer Freizeitaktivitäten über das Internet organisieren. Im Umkehrschluss ließe sich der Schluss ziehen, dass die Vorzüge und Möglichkeiten des WLAN-Internetradios noch nicht beim gewöhnlichen Radiohörer angekommen sind.
Bis zum Jahr 2012 wird es laut einer Prognose der Goldmedia GmbH 13 Millionen Online-Radionutzer in Deutschland geben. Die Studie, finanziert durch die Bayerischen Landesanstalt für neue Medien, fand zudem heraus, dass sich die UKW-Verweildauer negativ entwickle, die Verweildauer bei Internetradios sich hingegen seit 2000 mehr als verdoppelt hat. So nutzen 21 Prozent aller Onliner (zumindest selten) Internetradio. Bei den 14- bis 18-Jährigen sind es schon 34 Prozent. Sie verweilen im Schnitt 98 Minuten.
Das neu entflammte Interesse der Radiomacher am Webradio dürfte für Prof. Dr. Klaus Goldhammer eine Form der späten Genugtuung sein. Schon 1999 sagte er zusammen mit Prof. Dr. Axel Zerdick (†) blühende Webradio-Landschaften voraus (Rundfunk online, Vistas-Verlag 1999), doch das erwartete Szenario ließ lange Zeit auf sich warten.