Die Zeichen mehren sich, dass nun das Interesse der Sender an DAB+ doch noch geweckt werden konnte. Media Broadcast hat sie sich mit fünf privaten Radioanbietern geeinigt. Die fünf Unternehmen wollen insgesamt sieben Radioprogramme sowie weitere Datendienste bundesweit anbieten. Die öffentlich-rechtlichen Sender werden Deutschlandfunk, Deutschland Radio Kultur und Deutschlandradio Wissen aufschalten.
Einer der privaten Sender ist ERF Medien. Das gab der Vorstand Technik und Marketing, Hartmut Diehl, bekannt: "Der ERF rüstet sich damit rechtzeitig für die kommende Medienkonvergenz. Weniger Ausstrahlungswege und die einfachere Empfangsmöglichkeit bei ausschließlich digitalem Empfang machen es zukünftig leichter, die Angebote des ERF zu nutzen".
Der ERF wolle mit seinem Programm in möglichst guter Qualität seine Hörer erreichen, so Diehl. ERF Medien Schweiz sendet bereits seit Oktober 2009 im DABplus-Standard sein Programm LifeChannel.
Die NWZ Funk und Fernsehen GmbH & Co. KG, Oldenburg und die Frank Otto Medienbeteiligungsgesellschaft mbH & Co. KG, Hamburg haben über ein Gemeinschaftsunternehmen ebenfalls einen Vertrag mit der Media Broadcast GmbH zur Verbreitung von zwei nationalen Kanälen über DAB+ geschlossen. Welche Sender die Kanäle belegen werden, ist allerdings noch unklar.
Unabhängig davon will auch der NDR in Sachen Digitalradio Ernst machen. Zum Start der IFA 2011 will man die regionalen Ensembles mit weiteren NDR-Wellen bestücken und zugleich auf DAB+ umsteigen: Neben NDR 1, NDR 2 und NDR Info soll künftig die Kulturwelle NDR Kultur und das Jugendprogramm N-JOY verbreitet werden.
KEF mit Rolle rückwärts?
Trotz der positiven Zeichen auf Senderseite zögert nun die Kommission zur Ermittlung des Finanzbedarfs der Rundfunkanstalten (KEF) mit der erwarteten Mittelfreigabe für den Neustart von Digitalradio auf Basis von DAB+ in Deutschland - für viele Seiten überraschend. Doch die Verträge zwischen Privatsendern und der Media Broadcast war nur eine Bedingung der KEF für die Mittelbereitstellung.
Nach Information des Deutschlandradios soll die Freigabe ausstehen, weil die weitere Verbreitung der öffentlich-rechtlichen Sender über die kostspieligen Mittelwellensender kritisch gesehen werde; zudem ist unklar in welchem Umfang es zu einem bundesweiten DAB+-Sendestart komme. Zumindest letzteres ist aus technischer Sicht unterwartet: Im Herbst 2011 sollen nach Angaben der verantwortlichen Media Broadcast GmbH bundesweit Sender mit der neuen Technik digital terrestrisch senden können.
Die Bayerische Landeszentrale für neue Medien (BLM) hatte die Vertragsunterzeichnung zwischen den privaten Hörfunkprogrammbewerbern und dem Deutschlandradio mit dem Sendernetzbetreiber Media Broadcast für einen bundesweiten „DAB + Multiplex“ zur Verbreitung von Digitalradio in ganz Deutschland Mitte Dezember noch begrüßt: „Dies ist nach langen Vorbereitungen ein sehr wertvoller und entscheidender Impuls für eine erfolgreiche digitale Zukunft des Hörfunks in Deutschland“, so BLM-Präsident Prof. Dr. Wolf-Dieter Ring. “Wenn nunmehr dieses erfreuliche Digitalradio-Engagement auf Seiten des privaten Rundfunks auch von entsprechenden DAB-Aktivitäten der öffentlich-rechtlichen Sender in den Ländern begleitet wird, steht einer Erfolgsgeschichte von Digitalradio nichts mehr im Wege.“ Hoffen wir, dass die Beteiligten jetzt nicht die Rechnung ohne die KEF gemacht haben.